Titelfoto: Stephanie Rössel – Nick Hannig (rechst) setzte Tom Dzemski (links) ordentlich zu.
Schweißtropfen flogen explosionsartig durch die Strahlen der hellen Scheinwerfer. Die Stimmung kochte in der Chemnitzer Kraftverkehr Event-Arena. „Fünf, sechs, sieben, acht, ok?“ Tom Dzemski nickt.
Wenige Sekunden vorher hatte Nick Hannig mit der Linken wirkungsvoll getroffen. Dzemski geriet ins Schwanken, Hannig setzte nach und brachte seinen Gegner zu Boden. Doch zwei Minuten vor der Pause zu Runde neun wollte dieser noch nicht aufgeben.
Tom Dzemski gegen Nick Hannig – Fotos: Stephanie Rössel
Hannig ließ deutlich Kraft, Dzemski aktivierte Kräfte, doch sein Gegner aus Berlin setzte ihm nach einem kurzen Warten erneut zu. Dzemski hielt nur noch die Deckung, ließ zu viel durch. Referee Frank Michael Maass brach in diesem Moment den Kampf eine Minute vor Ende der achten Runde ab. Der 38-jährige Nick Hannig holte sich so den Europameistertitel der WBO im Halbschwergewicht. Dabei war sein 27-jähriger Gegner zumindest in den ersten zwei Runden fast stärker. In beiden Ecken standen im Übrigen die Väter als Trainer.
Nick Hannig gegen Tom Dzemski: Taktik und Überlegenheit
Hannig sah sich aus vielerlei Gründen überlegen. Sein mehr als zehn Jahre jüngerer Gegner befinde sich in der Berufsausbildung, seine Diät sei nicht optimal gelaufen und das Team Hannig habe sich einfach auf die Erfahrung berufen. „War das schon alles“, rutschte es Dzemski sogar zwischendurch raus. Doch ab Runde drei erzielten Leberhaken deutlich Wirkung. „Vielen Dank für diese super geile Stimmung. War wirklich von Anfang bis Ende ein geiler Kampf. Ich war mir sicher, die Härte über zehn Runden hält er nicht durch“, sagte der Berliner.
Roman Fress verteidigt WBC-Titel im Cruisergewicht
Seinen Titel verteidigen konnte Roman Fress im Cruisergewicht. Den WBC-International-Championship verteidigte der Magdeburger gegen den Österreicher Stefan Nikolic. Fress machte Nikolics langer Arm deutlich Schwierigkeiten. In Runde zwei gingen beide zusammen zu Boden und waren konditionell gleich auf. Bis zur vierten Runde werteten die Punktrichter unentschieden. Doch schon in Runde sieben wirkte Fress überlegen, landete Treffer. Nach etwas mehr als einer Minute blieb der Sportler aus Wien in Runde neun nach einem Leberhaken am Boden.
Roman Fress gegen Stefan Nikolic – Fotos: Stephanie Rössel
Spannende Kämpfe und ein starkes Publikum in Chemnitz
In den vier Kämpfen vorher zog sich der Sieg in der blauen Ecke nach Punkten durch. Der Stralsunder Max Suske schaffte es, seinen Gegner ab Runde vier deutlich zu schwächen. Der Cut über dem Auge des Polen wurde immer größer. Doch Adam Cieslak blieb standhaft. Suske schwächelte zwar hin und wieder in Sachen Deckung, war nach zwei Dritteln dann aber der Führende und ging kein Risiko mehr ein. Der 21-jährige Suske macht damit das Dutzend an Kämpfen als Profi im Super-Mittelgewicht voll.
Max Suske gegen Adam Cieslak – Fotos: Stephanie Rössel
Der Nordhausener Richard Meinecke steht am Anfang seiner Profikarriere und steckte den Jakub Torac nach Punkten in die Tasche. Nach einem ausgeglichenen Start schwächelte der Tscheche dann doch recht schnell. Meinecke gehört dem „Team Deutschland“ an und bestritt in Chemnitz seinen dritten Profikampf im Super-Weltergewicht.
Richard Meinecke gegen Jakub Torac – Fotos: Stephanie Rössel
Armend Xhohaj aus Nürnberg ging gegen den Serben Milosav Savic im Cruisergewicht in den Ring. In der zweiten Runde ging Savic nicht nur einmal fast zu Boden, schaffte es aber doch über die vollen sechs Runden dem Publikum einen sehenswerten Kampf zu bescheren und Xhohaj so den Sieg nach Punkten zu überlassen. Der Sieger dieses Kampfes stieg im Übrigen im Mai 2022 in Magdeburg als Gewinner gegen Roman Fress durch die Seile.
Armend Xhohaj gegen Milosav Savic – Fotos: Stephanie Rössel
Ausverkauftes Haus und Stimmungshöhepunkte in Chemnitz
Schon vor dem ersten Kampf füllte sich die Halle, die später mit 1900 Zuschauerinnen und Zuschauern gefüllt und damit ausverkauft war. Chamseddine Lemjid aus Leipzig holte sich gegen den Ukrainer Yevgenii Makhteienko gleich zu Beginn den Sieg nach Punkten nach sehr ansehnlichen sechs Runden. Lemjid war Bundesliga-Boxer für die Chemnitzer Wölfe und ist mit rund 50 Amateurkämpfen auch Sparringspartner für Bösel, Fress, Deines, Dzemski oder Eifert. Sein Ziel ist ein Titelkampf im kommenden Jahr. Mit dem Sieg gegen Makhteienko in seinem zehnten Profikampf im Halb-Schwergewicht, ist er diesem Ziel ein Stück näher gekommen.
Chamseddine Lemjid gegen Yevgenii Makhteienko – Fotos: Stephanie Rössel
Promoter Ulf Steinforth zeigte sich im Anschluss sehr zufrieden: „Es war eine mega Veranstaltung und ein sehr dankbares Publikum. Es wird auf jeden Fall eine Wiederholung in Chemnitz geben.“
Dem Abend gab nicht nur Holger Salmen als Ringsprecher eine Stimme, sondern auch Nevio Passaro, der seine musikalische Karriere bei „Deutschland sucht den Superstar“ startete. Er sang seinen Top-Hit „Amore per Sempre“ und später vor dem Hauptkampf die deutsche Nationalhymne. Unters Publikum mischten sich Namen wie Dominic Bösel, Ronny Gabel, Michel Trabant und Michael Eifert.
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