Titelbild: Vogtlandstreicher – Die Evolution des Streichers
„Jaaaa, er lebt noch“ – diesen Satz hat sich Georg Bachmann gewünscht, als ich ihn vor ein paar Wochen angerufen und ihm etwas erzählt habe: „Georg, ich möchte dir unbedingt etwas sagen. Der Vogtlandstreicher – er ist wieder da.“ Und dann sprachen wir. Eine gute Stunde war es wohl. Und freuten uns beide über etwas, was uns nun noch mehr verbindet.
Der Anfang 1990 im Vogtland-Anzeiger
Es war das Jahr 1990, als die Frankenpost mit Sitz in Hof, die Neugründung des Vogtland-Anzeiger in Plauen begleitete. Es war eine Zeitung für die Menschen. Mit Blick auf Kultur, Sport und Politik, vor allem aber die Geschichten – über, von und mit Vogtländern.
Journalist Georg Bachmann war damals Teil des Ganzen. Ihm schwebte eine Art Kolumne vor, etwas Greifbares für die Leserschaft. Sein Vorschlag stieß damals nicht überall auf offene Ohren.
Noch heute erinnert er sich an die Sätze, die seine Idee mit wenig Würdigung quittierten. Doch Bachmann ließ sich nicht beirren. So war er schon damals und ist er noch heute.
Die Geburt des Vogtlandstreichers
„Von einem Tag auf den anderen ordnete man damals an, dass man ab sofort die Texte auf Computern zu tippen habe. Und während sich alle an diese Höllengeräte gewöhnten, holte ich, als alle von der Führungsebene weg waren, meine Schreibmaschine wieder hervor, stellte sie auf meinen Schreibtisch und setzte meine Arbeit fort“, erzählt er 34 Jahre später lachend und tippte damals:
„Kapelle. Tusch! Der „Vogtland-Anzeiger“ zeigt meine, des Vogtlandstreichers , Geburt an. Als lokale Zeitungsfigur möchte ich es mit Druckerschwärze wagen, Geleit und Schutz dem Leser anzutragen”, schrieb er.
Wie Sie, liebe Leser, streife ich zu Fuß, in der Blechkarosse, per Bahn und Bus durchs heimatliche Vogtland. Ihre Freuden und Kümmernisse sind auch die meinen. Und wenn Sie mich in Ihr Herz schließen, plaudern wir in wöchentlichen Sprechstunden als Vogtländer miteinander“, stellte sich der Streicher vor.
Viele ließen ihn etwas sagen
Von da an, endete sein Text einmal in der Woche mit den Worten „…Ihr Vogtlandstreicher“. Tausende Zeilen und Monate später verließ Bachmann den Anzeiger. Der Streicher blieb. Mehrere Kollegen versuchten sich dann daran.
Als ich vor 16 Jahren als Reporterin zum Vogtland-Anzeiger kam, hatte der Vogtlandstreicher täglich einen kleinen Platz. Mehrere Redakteurinnen und Redakteure, die etwas sagen wollten oder zu erzählen hatte, durften dies aus Sicht des kleinen Männleins mit Hut und Wanderrucksack kundtun.
Ans Herz gewachsen
Von 2021 bis 2022 war es mir ein besonderes Vergnügen, dem auf einem Getreidehalm kauenden Kerlchen immer wieder Leben einzuhauchen. Er wuchs mir an Herz. Und nicht nur um ihn, sondern auch um unser Team und den Vogtland-Anzeiger, der nach 32 Jahren am 31. Januar 2022 seine letzte Ausgabe herausbrachte, verdrückten wir unter Kollegen vor inzwischen über zwei Jahren das eine oder andere Tränchen.
An Zufälle glaube ich nicht und so war es sicher auch keiner, als sich Jürgen Dirrigls und mein Weg vor einiger Zeit kreuzten. Seine mehr als 20 Jahre Erfahrung im Krisenjournalismus in Ostafrika und Nahost und meine fast ebenso lange Lokaljournalistinnengeschichte, griffen wie Puzzleteile ineinander, als wir uns darüber austauschten, wie sich jeder von uns vorstellt, die Menschen zu informieren.
Die Wiedergeburt des Streichers
Von der ersten Idee bis zum ersten Artikel auf unserem gemeinsamen Portal dauerte es keine zwei Wochen. Das im Vogtland über Jahre bekannte Männlein bekam von Damaris ein kleines optisches Update. Aus vielen Jahren Erfahrung im Film und Medienbereich haben wir diese Aufgabe in ihre Hände gelegt.
Noch jetzt verursacht es ein Lächeln auf meinem Gesicht, dass Georg sich so über die Wiedergeburt freute. Und auch einige Leserinnen und Leser, die uns bereits entdeckt haben, sprechen von „den kennen wir noch“. Der Vogtlandstreicher ist unser Herzensprojekt.
„Pro terra advocatorum – für das Land der Vögte“ – so sehen wir es auch und bleiben deshalb nicht an den Grenzen des Vogtlandkreis stehen, sondern schauen auch dorthin, wo das eigentliche Vogtland schon in einer Karte von 1350 festgehalten wurde.
Aktuell und mittendrin versuchen wir die guten Nachrichten aus der Region auf den Punkt zu bringen. Wir legen Wert darauf, bei den Themen mitzunehmen, in Wort und Bild festzuhalten und haben auch Platz für eine erklärende Zeile mehr.
…Ihr und euer Vogtlandstreicher
Seit fast zwei Jahrzehnten die neutrale Stimme im Vogtland. Mit Leidenschaft und Nähe zu Menschen und Themen, auch weit über die Region hinaus. Nah am Puls der Zeit. Und stets mit dem Anspruch, Politik zu lesen, Kunst und Kultur näher zu bringen und am Schleizer Dreieck nicht vom Bike zu fallen.