Das herzzerreißende Ende einer Ära: Wema Vogtland schließt nach 75 Jahren seine Türen

Titelbild: Stephanie Rössel – WEMA Plauen
Wema Vogtland, einst ein blühendes Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitern zu DDR-Zeiten, hat nun seine letzten Restaufträge abgearbeitet und schließt seine Türen. Dieser Traditionsbetrieb, der einst als Weltspitzenunternehmen galt, hat seinen letzten Walzer getanzt. Die verbliebenen 55 Mitarbeiter haben ihren Zusammenhalt in einem letzten gemeinsamen Moment gefeiert.

Ein Abschied ohne Presserummel

Aus dem Mitarbeiterumfeld hörte man immer wieder, dass mann bei dem Abschied niemanden dabei haben wolle. So blieb auch der erwartete Presserummel aus. Die Mitarbeiter versammelten sich vor dem Wema-Turm, einem Wahrzeichen von Plauen, für ein letztes Erinnerungsfoto. Dieses Foto wird in den Köpfen der Mitarbeiter bleiben

Rückblick auf eine beeindruckende Geschichte

Die Wema Vogtland hatte eine bedeutende Rolle für Plauen, das Vogtland und tausende Familien. Bei der Nacht der Museen im Juni konnten hunderte Interessierte durch historische Filmaufnahmen eine Zeitreise durch “100 Jahre Werkzeugmaschinenbau in Plauen und 75 Jahre Wema Vogtland” erleben. Die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft machten diesen Großbetrieb über Jahrzehnte zu einem renommierten Unternehmen.

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Wema Vogtland Plauen
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-C0926-0005-002 / CC-BY-SA 3.0 – WEMA zu guten Zeiten
WEMA Plauen
Foto: Stephanie Rössel – WEMA nach der Schließung

Der schleichende Abstieg

Nach Jahren der Umstrukturierungen, Geschäftsführungswechsel und Strategieänderungen wurde am 11. April vorläufige Insolvenz in Eigenverwaltung und am 26. Juni die Regelinsolvenz angemeldet. Investoreninteresse und der Versuch einer MBO-Lösung kamen zu spät. Nun droht die Abwicklung und Liquidation des Unternehmens.

Die Maschinenbautradition lebt weiter

Trotz der traurigen Nachrichten gibt es auch Hoffnung. Die Muttergesellschaft GRG, ebenfalls von der Insolvenz betroffen, wird unter einem amerikanischen Eigentümer weitergeführt. Die Wema-Beschäftigten geben sich kämpferisch. Man ist guter Hoffnung, dass es auch in Plauen weiter geht: Die 100jährige Tradition des Werkzeugmaschinenbaus und die noch ältere Maschinenbautradition in Plauen und im Vogtland wird in anderen Firmen erfolgreich fortgeführt. Auch hier wird ehemaliges Personal der Wema Vogtland mit dabei sein, denn die gut ausgebildeten Fachkräfte sind sehr begehrt auf dem Markt.

Ein letzter Abschied

Die Mitarbeiter der Wema feierten am Freitag vielleicht ein letztes Mal auf dem Firmengelände ihren Abschied vom Betrieb. Sie alle wollen sich irgendwann wieder treffen und nicht das letzte Mal zusammen gefeiert haben. Dass die Maschinenbaugeschichte in Plauen weiter gehen wird, macht Mut für den regionalen Arbeitsmarkt. Und auch der Name Wema wird bleiben. So singen die Fußballfans des benachbarten VFC Plauen bei jedem Spiel: “Unsre Wema, die wird niemals untergehen!” Denn der aktuelle Regionalligaausteiger spielte einst unter dem Namen BSG Motor/Wema/Aufbau Plauen und so sieht man auch im Vogtlandstadion gelegentlich das Logo des früheren Trägerbetriebes. Doch das ist nur ein kleiner Trost für die letzten Beschäftigten der Wema Vogtland Technology GmbH: Es war dann letztlich doch ein Abschied.

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Nach 20 Jahren Krieg, Krise und dem Großenganzen journalistisch in das beschauliche Vogtland gewechsel. Ein Momentesammler und Geschichtenerzähler. Neugierig, nahe an den Menschen und manchmal ein bisschen frech. :) Folge mir doch auf X (ehemals Twitter)

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