Titelfoto: Nina Stiller
Er hat auf Straßen gespielt, in Clubs gesungen und sich mit jeder Note ein Stück seiner eigenen Geschichte zurückerobert. Timo Scharf ist nicht einfach nur ein Musiker – er ist ein Geschichtenerzähler mit Gitarre, ein Reisender mit offenem Herzen und ein Suchender auf der Bühne des Lebens in das er 1981 geboren wurde.
Früher arbeitete er als Jugendarbeiter, heute berührt er mit seiner Musik Menschen auf eine Weise, die still macht und zugleich aufrüttelt. In seinen Songs treffen Sehnsucht auf Ehrlichkeit, Zweifel auf Hoffnung – irgendwo zwischen Hamburg, Glasgow und den Straßen der Welt.
Mit seiner Teilnahme als Juror in der Pro7/ Sat.1 Show „All Together Now“, ersten Festivalauftritten und zahlreichen Support-Shows für Revolverheld, Nile Rodgers, COSBY, Welshy Arms und aktuell Max Giesinger gelingt es Timo, sich eine eigene Fanbase aufzubauen.
Mehr über Ziele und Pläne erzählt er selbst im Interview:
Wie hat die Zeit als Straßenmusiker in verschiedenen Ländern deinen musikalischen Stil und deine Perspektive beeinflusst?
Straßenmusik zu machen hat meine Art der Interaktion mit den Zuhörern stark geprägt, würde ich behaupten. Das Feedback kommt unmittelbar und die Leute sind teilweise sehr nah an einem dran. Auf der Straße kann man echt viel lernen. Ich lieb’s auch einfach zu reisen und das kann man als Straßenmusiker wirklich hervorragend. Von allen Ländern würde ich glaube ich Schottland hervorheben. Die Zeit dort war sehr produktiv und kreativ. Ich fühle mich mit der britischen Musikszene sehr verbunden.
Deine Songs drehen sich um sehr persönliche Themen – was löst bei dir den Impuls aus, darüber zu schreiben?
Für mich ist es ein bisschen wie Tagebuch zu schreiben. Es hilft mir meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Ich schreibe eigentlich täglich meine Gedanken auf und mache mir kleine Notizen in meinem Handy, wenn ich irgendwas spannend oder inspirierend finde. Irgendwie hilft es mir Dinge niederzuschreiben, um sie besser zu verarbeiten, begreifbar für mich zu machen oder auch gedanklich abzuschließen.
Bisher hast du nur Singles veröffentlich – ist eine EP oder ein Album geplant?
Yes, es werden neue Songs kommen, sicher auch eine EP und bestimmt auch irgendwann ein Album. Ich habe in der letzten Zeit wirklich viele Songs geschrieben, aber brauche immer viel Zeit um sie auszufeilen. Manchmal reicht mir das nüchterne Ergebnis nicht aus. Ich muss dann, für andere vermeintlich unnötige Runden drehen. Beziehungsweise mache ich oft Dinge unnötig kompliziert, um mein Ergebnis auch wirklich fühlen zu können. Erst dann kann ich beurteilen, ob es für mich gut ist oder nicht.

Gibt es Themen über die du bewusst nicht schreibst?
Obwohl ich ein sehr politisch interessierter Typ bin, schreibe ich nicht über politische Inhalte und halte mich auch bewusst auf meinen sozialen Kanälen damit zurück. Ich habe für mich entschieden, dass ich bei all dem Wahnsinn der 24/7 überall auf einen einprasselt, einen Ort bieten möchte an dem man sich dem entziehen kann. Ich würde mir sogar wünschen, dass nicht jeder dahergelaufene Influencer ohne besondere fachliche Expertise seine Meinung teilt. Das heißt nicht, dass nicht jeder abseits der Öffentlichkeit, in welcher Form auch immer, gesellschaftlich aktiv sein kann. Aber ich trenne das klar von meiner Kunst.
Gibt es Rituale oder Routinen, die dir helfen, in einen kreativen Flow zu kommen?
Langeweile. (lacht) Um kreativ zu werden benötige ich viel freie Zeit und gähnende Langeweile.
Wenn du einem Fremden nur einen Song von dir vorspielen dürftest, um ihn von deiner Musik zu überzeugen – welcher wäre das?
Puh…ich denke das wäre wahrscheinlich „Somebody“.
Du hast schon mehrfach als Support gespielt. Bei wem?
Im vergangenen Jahr durfte ich im Vorprogramm einiger großer deutschsprachiger Popkünstler wie Max Giesinger und Revolverheld, aber auch vor internationalen Künstlerinnen und Künstlern wie Nile Rodgers und Heather Nova spielen.
Welche Künstlerinnen oder Künstler würdest du gerne auf Tour begleiten oder mit ihnen gemeinsam spielen?
Da mein Herz für englischsprachige Musik schlägt, betrifft das eher internationale Künstlerinnen und Künstler wie Calum Scott, Mimi Webb oder Lewis Capaldi. Aber auch z.B. Zoe Wees oder Nico Santos würde ich gern mal als Support begleiten – das wäre doch was. Mein größter Traum wäre natürlich eine Band wie Coldplay.
Was sind deine grundsätzlichen Ziele? Was treibt dich an?
Was sind meine Ziele – hm. Einfach immer weiter machen, immer besser werden, immer bessere Songs schreiben, wachsen und meine Musik weiter vor Leuten spielen. Das erfüllt mich so sehr und ich möchte eigentlich nichts anderes machen.
Gibt es einen Song eines anderen Künstlers, bei dem du dir wünschst, dass du ihn geschrieben hättest?
Oh ja, einige sogar. Wenn ich den ersten der mir sofort einfällt nennen müsste, wäre das in dieser Sekunde „Wonderwall“ von Oasis! So ein guter Song.
Wie fühlt sich für dich der Moment an, bevor du auf die Bühne gehst?
Panik, Angst, ankämpfen gegen den Fluchtreflex – so, würde ich sagen. Ich hab immer riesiges Lampenfieber vorher. Aber das macht den Thrill aus. Also jedenfalls für mich.
Was war dein bisher schlimmster Live-Moment – und was hast du daraus gelernt?
Oh Gott, mein schlimmster Live-Moment der letzten Zeit war auf einem Festival bei dem es ca. 45 Grad auf der Bühne waren. Vor Ort haben wir erfahren, dass alles akustisch gespielt werden muss. Wir hatten rund zehn Minuten für den Soundcheck und im zweiten Song ist eine Saite gerissen. Und ich hatte keine Ersatzgitarre dabei. Das war ein Gig der so schlecht war, dass ich mich noch tagelang geschämt habe. Ich habe daraus gelernt, dass man durchaus besser vorbereitet sein kann – aber niemals so sehr, dass man die Kontrolle darüber hat was passiert. Man muss mit dem Flow gehen und das Beste daraus machen, ohne danach tagelang schlecht gelaunt zu sein. That’s live!
Was sind deine Pläne für die kommenden Monate?
Oh, ich habe viel im Kopf was raus will. Ich bin gerade wieder viel im Studio, schreibe, nehme auf und plane die nächsten Konzerte.
Nachgefragt bei…Timo Scharf
Lieblingsessen: Pommes |
Lieblingsmusik: 90ies |
Lieblingswort: ja |
Lieblingsort: meine Höhle |
Lieblingsmoment: …auf der Bühne, kurz vor dem letzten Song |
Seit fast zwei Jahrzehnten die neutrale Stimme im Vogtland. Mit Leidenschaft und Nähe zu Menschen und Themen, auch weit über die Region hinaus. Nah am Puls der Zeit. Und stets mit dem Anspruch, Politik zu lesen, Kunst und Kultur näher zu bringen und am Schleizer Dreieck nicht vom Bike zu fallen.