Elektronische Musik und Szene-Zauber: So war das Reborn Festival 2025 in Zwickau

Tietelfoto: Stephanie Rössel
Wenn Klänge durch Körper vibrieren, schwarze Outfits auf goldenes Lametta treffen und sich Nebelschwaden und Schneefall über das Publikum legen, dann ist klar: es war Reborn Festival .

Auf dem Zwickauer Flugplatz verwandelte sich das Areal drei Tage lang in ein atmosphärisches Zuhause für Liebhaberinnen und Liebhaber der dunklen Musik, für Fans von Gothic, Electro, EBM und allem dazwischen. Was 2024 begann, hat sich im zweiten Jahr als ernstzunehmender Fixpunkt der Szene etabliert.

Eine Woche vor Festivalbeginn rückte Veranstalter Daniel Gierke mit seinem Team an. Zwischen organisatorischen Hürden, Zeltlandschaften und Kabeltrassen wuchs Tag für Tag das, was am Wochenende mehr als nur ein Musikereignis werden sollte. Bereits am Donnerstag reisten die ersten Camper an, sicherten sich ihre Plätze.

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Vom Club bis zur Festivalbühne: Line-Up mit Herz, Härte und Hymnen

Der Freitag läutete das musikalische Geschehen am Nachmittag ein. Terrorfrequenz, Elegant Machinery, Lacrimas Profundere und Schattenmann schufen einen klanglichen Spannungsbogen zu den Headlinern. Schattenmann sorgten für Gesprächsstoff. Frontmann Frank Herzig kündigte eine neue Ära an: „Wir verändern uns. Es wird härter. Lasst uns wissen, ob es euch gefällt.“ Doch vorher erklang noch eine erst von den Fans kritisierte und inzwischen gefeierte Version von „Komet“. Dem Lied von Apache 207 und Udo Lindenberg aus dem Jahr 2023.

Alle Fotos vom Festival von Stephanie Rössel

Wie aus einer anderen Zeit – und doch vollkommen im Hier und Jetzt – kam der Auftritt von Welle:Erdball daher. Mit dem Commodore 64, tanzbarem 80er-Electropop und charismatischer Bühnenpräsenz wurde der Platz zur Retro-Disco unter freiem Himmel. Ob jung oder alt – das Publikum tanzte kollektiv zu einer Zeitreise.

Eisfabrik: Frostige Klänge mitten im Festivalfieber

Abkühlung? Die kam mit Stil – in Form von Kunstschnee und frostigem Sound. Eisfabrik sorgten mit Songtextzeilen wie „Ich bin ein Schneemann“ für eisige Glücksgefühle, während sich der Yeti fast unbemerkt an die Menge heranschlich.

Der Festivalsonntag bot nicht nur musikalisch, sondern auch meteorologisch eine Überraschung. Nach zwei trockenen Tagen fielen pünktlich zum Auftritt von Das Ich die ersten Regentropfen. Doch statt Flucht: Bunte Schirme, Lächeln, Zusammenhalt. Und über allem die Musik. Bruno Kramm und Stefan Ackermann, seit 35 Jahren gemeinsam auf den Bühnen der Welt, ließen sich nicht beirren. „Wer hätte das gedacht. Und vor uns steht immer noch so ein jugendliches Publikum“, richtete Ackermann direkt an die Menge.

Covenant und Diary of Dreams: Headliner mit Geschichte und Gänsehaut

Mit Covenant und Diary of Dreams standen zwei echte Szene-Größen im Headliner-Slot. Ihre Auftritte verbanden musikalische Tiefe mit ekstatischer Bühnenenergie – und rundeten ein Line-Up ab, das so ziemlich alles bot, was das schwarze Herz begehrt.

„Tolle Menschen hier.“ und „Super Miteinander.“ – so lauteten die Stimmen aus dem Publikum. Die familiäre Atmosphäre, liebevoll ausgewählte Acts und eine Organisation mit Herz machten das Reborn zu einem Ort, an dem sich Szenezugehörige aus ganz Europa willkommen fühlten. Veranstalter Daniel Gierke, der erst 2024 das Ruder übernahm, zeigte sich berührt: „Vielen, vielen Dank an alle Gäste und Acts. Es waren drei unglaubliche, grandiose Tage mit euch.“ Im Übrigen ist er nicht nur Veranstalter, sondern auch Musiker und spielte am Samstagnacht mit seiner Band The Brute ebenfalls.

Junges Festival mit großer Zukunft: Wohin führt der Weg?

Noch steckt das Festival in den Kinderschuhen, doch die Richtung stimmt. Die Mischung aus Newcomern, Szeneikonen und einem Publikum, das mehr ist als bloße Masse. Einige, die sich schon zu Stammgästen bekennen, gibt es bereits. Die gute Organisation, die Auswahl der Bands und vor allem die auffällige Freundlichkeit überall – die bei großen Veranstaltungen oft verloren gegangen ist – sprechen für sich. Wer Musik liebt, Schwarz als bunt genug empfindet und Lust auf ein entspanntest Wochenende hat, sollte sich bereits jetzt Tickets für das kommende Jahr sichern.

Szene-Tipps für die Wartezeit bis 2026

Bis es wieder heißt: „Willkommen in Zwickau!“, gibt es einige lohnenswerte Events in der Nähe:

Interview: Eisfabrik-Frontmann Charly Barth-Ricklefs über Schneekanonen, neue Tracks und Mexico City

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