Verdacht auf Blauzungenkrankheit im Oberen Vogtland: Tierhalter sollten jetzt handeln

Titelbild: Von Fourrure | CC BY-SA 2.0 – Blauzungenkrankheit beim Rind
Der Vogtlandkreis könnte bald den ersten bestätigten Fall der Blauzungenkrankheit verzeichnen. Wie das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt (LÜVA) des Vogtlandkreises berichtet, gibt es einen Verdachtsfall in einem Rinderbestand im Oberen Vogtland. Noch steht die endgültige Diagnose des Friedrich-Löffler-Instituts aus, doch die Sorge wächst, da die Tierseuche sich bereits rasant von den Niederlanden aus in Richtung Osten ausgebreitet hat.

Info: Was ist die Blauzungenkrankheit?

Die Blauzungenkrankheit, auch bekannt als Bluetongue oder Maulkrankheit, ist eine virale Infektionskrankheit bei Wiederkäuern wie Schafen, Rindern und Ziegen. Der Name leitet sich von einem typischen Symptom ab, bei dem sich die Zunge der betroffenen Tiere bläulich verfärbt. Für Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr, sodass Fleisch- und Milchprodukte sicher konsumiert werden können.

Der Erreger: Das Blauzungenvirus (BTV)
Die Krankheit wird durch das Blauzungenvirus (BTV), ein unbehülltes doppelsträngiges RNA-Virus, verursacht. Bislang sind mindestens 24 verschiedene Serotypen bekannt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Der Serotyp BTV-8 ist seit 2006 in Mitteleuropa verbreitet, während Serotyp BTV-1 seit 2008 in Südwestfrankreich vorkommt. Im Oktober 2023 wurde erstmals der Serotyp BTV-3 in Deutschland nachgewiesen.

Bluetongue Virus
Foto: Von Toussaint J-F, Sailleau C, Mast J, Houdart P, Czaplicki G, Demeestere L, et al. Bluetongue in Belgium, 2006. Emerg Infect Dis [serial on the Internet]. 2007 Apr [cited 2007-05-01]

Verbreitung durch Mücken
Das Virus wird hauptsächlich durch Mücken der Gattung Culicoides übertragen. In Mitteleuropa sind etwa ein Dutzend Arten, darunter Culicoides obsoletus und Culicoides dewulfi, als Vektoren bekannt. Diese Mückenarten spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der Tierseuche.

Erster Ausbruch von BTV-3 in Deutschland
Am 12. Oktober 2023 wurde der erste Fall von BTV-3 in Deutschland festgestellt. Seitdem kam es zu weiteren Ausbrüchen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Diese Ausbreitung führte dazu, dass der BT-freie Status dieser Bundesländer sowie des Bundeslandes Bremen ausgesetzt wurde. Das restliche Bundesgebiet bleibt weiterhin BT-frei.

Anstieg der BTV-3-Fälle im Jahr 2024
Im Juli 2024 stiegen die Nachweise von BTV-3 in Deutschland erheblich an, mit über 800 Fällen bis zum 29. Juli. Es wird erwartet, dass die Zahl der Fälle und betroffenen Betriebe im weiteren Verlauf des Jahres weiter zunimmt. Besonders Schafe, aber auch Rinder, zeigen typische klinische Symptome.

Eilverordnung zur Anwendung von BTV-3-Impfstoffen
Um die Seuche einzudämmen, wurde eine Eilverordnung zur Anwendung von BTV-3-Impfstoffen der Firmen SYVA S.A., Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH und CZ Vaccines S.A.U. erlassen. Diese Impfstoffe sind aktuell noch nicht zugelassen und somit für die Erleichterung des Handels von geimpften Tieren in BT-freie Gebiete nicht anwendbar. Die Impfstoffe sollen jedoch die Krankheitssymptome und die Viruslast nach einer Infektion reduzieren, bieten aber keinen vollständigen Schutz.

Begrenzte Wirksamkeit der Impfung
Trotz der sicheren Anwendung der Impfstoffe in den Niederlanden, bleibt die Wirksamkeit eingeschränkt. Geimpfte Tiere können weiterhin klinisch erkranken und sogar sterben, wobei die Krankheitsverläufe milder sind als bei ungeimpften Tieren. Es ist unklar, ob Tiere, die nur einmal geimpft wurden oder die vor dem Aufbau eines ausreichenden Immunschutzes infiziert wurden, ein höheres Risiko trage
n.

Empfehlungen zur Grundimmunisierung
Das Nationale Referenzlabor empfiehlt, insbesondere Schafe durch eine zweimalige Impfung im Abstand von 3-4 Wochen zu immunisieren. Studien deuten darauf hin, dass eine einmalige Impfung keine ausreichende humorale Immunantwort hervorruft. Weitere Studien sollen den Impferfolg nach einmaliger und zweimaliger Anwendung untersuchen.

Handel mit geimpften Tieren weiterhin eingeschränkt
Aufgrund der möglicherweise eingeschränkten Wirksamkeit der Impfstoffe sind keine Handelserleichterungen für geimpfte Tiere zu erwarten. Die geltenden Vorschriften, wie die Repellentienbehandlung und PCR-Freitestung, müssen weiterhin bei der Verbringung von Tieren aus den betroffenen Gebieten beachtet werden.

Bundesweit verschärfte Situation: BTV-3 breitet sich aus

Nachdem im Herbst des letzten Jahres erstmals Infektionen mit dem Virus der Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 (BTV-3) bei Schafen in den Niederlanden auftraten, verbreitete sich das Virus schnell in andere Regionen. Mittlerweile haben alle Bundesländer ihren Status als BTV-frei verloren. Dies hat ernste Konsequenzen für Schaf- und Rinderhalter in der Region, die jetzt besonders wachsam sein müssen, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

So können Tierhalter ihre Tiere schützen

Um eine Infektion zu verhindern, sollten Schaf- und Rinderhalter ihre Tiere in den Abend- und Morgenstunden möglichst in geschlossenen Räumen halten, da die Gnitzen in dieser Zeit am aktivsten sind und das Virus durch ihren Stich übertragen. Es gibt auch Repellentien, die direkt am Tier angewendet werden können, sowie Insektizide, die in der Umgebung der Tiere zum Einsatz kommen. Diese Maßnahmen bieten jedoch keinen vollständigen Schutz.

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Eine Impfung kann zwar eine Infektion nicht verhindern, aber zumindest vor einem schweren Verlauf schützen. Daher sollten Tierhalter dringend ihren Tierarzt aufsuchen, um sich über die Impfmöglichkeiten und weitere Schutzmaßnahmen beraten zu lassen.

Blauzungenkrankheit beim Schaf
Fourrure | CC BY-SA 2.0 – Blauzungenkrankheit beim Schaf
Blauzungenkrankheit Rind
Foto: Von Fourrure | CC BY-SA 2.0 – Blauzungenkrankheit beim Rind
Unterstützung durch die Sächsische Tierseuchenkasse

Die Sächsische Tierseuchenkasse bietet zusätzliche Informationen und Unterstützung an, insbesondere in Bezug auf die Impfung und eine geplante Impfbeihilfe. Diese Informationen sind für Schaf- und Rinderhalter besonders wichtig, um die Gesundheit ihrer Tiere zu gewährleisten.

So erkennen sie womöglich infizierte Tiere in ihrem Bestend (Sächsische Tierseuchenkasse)

Für weitere Fragen steht das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt des Vogtlandkreises zur Verfügung. Tierhalter sollten die aktuelle Lage sehr ernst nehmen und schnell handeln, um die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit zu verhindern.


Lesen Sie auch: Rasche Ausbreitung der Blauzungenkrankheit – Veterinäramt Hof empfiehlt Impfung


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