Thomas Godoj: “Mir war wichtig meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn dadurch Türen zu bleiben.”

Titelfoto & Foto: J.Scheibeck
Mit seiner markanten Stimme, energiegeladenen Rockriffs und dem Hang, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, hat Thomas Godoj die Musikszene aufgemischt. Vom Casting-Show-Star zum Crowdfunding-Pionier – er beweist, dass man mit Leidenschaft, Mut und einer guten Portion Selbstbewusstsein alles erreichen kann. Der 47-Jährige erzählt im Interview über seine Musikkarriere, das kommende Album und was man im Club Seilerstraße in Zwickau bald erleben kann:

Über dein musikalisches Leben in den vergangenen Jahren, kann man ja viel lesen. Magst
du es mal selbst ganz kurz und knapp aus deiner Sicht erzählen?

Ich mache seit 17 Jahren hauptberuflich Musik, hobbymäßig schon viel länger und habe in der Zeit
neun Studioalben veröffentlicht. Seit 2014 veröffentliche ich meine Platten ohne großen Plattendeal
sondern über mein eigenes Label. Das funktioniert mithilfe von Crowdfundings, hier bestellen Fans
meiner Musik zum Beispiel das Album vor oder kaufen sich noch das ein oder andere weitere
„Dankeschön“ im Crowdfunding-Onlineshop, der für einen Zeitraum von drei Monaten geöffnet ist.
Es war nie der leichte Weg, aber für mich immer der ehrlichste. Mit Höhen und Tiefen, klar, aber
mit viel Nähe zu meinen Fans und der Freiheit, meine Musik so zu machen, wie ich sie fühle.

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Die Öffentlichkeit wurde ja durch den Sieg bei DSDS 2008 auf dich aufmerksam. Doch du
wolltest lieber deinen eigenen Weg weiter gehen. Weil dir was daran so wichtig ist?

Weil ich authentisch bleiben wollte. Ich bin kein Castingprodukt, dem man dauerhaft Songs von
anderen geschrieben überstülpen kann, sondern Musiker mit eigenem Anspruch. Mir war wichtig,
nicht den schnellen Pop- oder Schlager-Weg zu gehen, sondern meinen eigenen Sound zu
entwickeln, auch wenn das heißt, dass manche Türen zu bleiben. Aber das ist auch gut so, Formate
wie „Dschungelcamp“ oder ähnliches, nur um künstlich den Bekanntheitsgrad oben zu halten, habe
ich immer abgelehnt.

    Was war eigentlich der Auslöser, dass du wusstest „ich will Musik machen“?

    Ich habe früher in Recklinghausen immer bei meinen zum Teil sehr viel älteren Kumpels im
    Proberaum abgehangen. Irgendwann habe ich selber zum Mikro gegriffen und festgestellt, dass ich
    singen kann. Dass ich am liebsten hauptberuflich Musik machen möchte, hat sich dann durch unsere
    ersten Auftritte bei lokalen Bandcontests manifestiert – wir haben einige davon gewonnen, durften
    als Preis dann zum Beispiel vor 5000 Leuten bei den Ruhrfestspielen auftreten und das hat uns allen
    natürlich den totalen Kick gegeben. Als damals dadurch dann noch ein Produzent aus Offenbach auf
    mich aufmerksam wurde – Matthias Hoffmann, der später auch mit WIRTZ zusammengearbeitet hat rückte die Vorstellung, professionell Musik zu machen in immer greifbarere Nähe.

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    Und hast du das ausschließlich gemacht in den vergangenen Jahren oder gab es auch
    andere Standbeine?

    Ausschließlich, ja. Bis 2020 hat dahingehend alles super funktioniert, ich hatte genug zum Leben
    durch Albumveröffentlichungen, Touren und einzelne Live Auftritte, Merchverkauf. Aber die
    Pandemie hat tatsächlich viel verändert, die Ticketverkäufe sind immer noch nicht wieder so
    selbstverständlich auf dem Niveau wie vor Corona. Aber wir bleiben dran und ich bin sicher, dass
    wir auch über die sozialen Medien wieder einige Leute reaktivieren oder neu dazu gewinnen
    können.

      Im kommenden Jahr soll ein neues Album erscheinen? Das wievielte ist das eigentlich und
      worin unterscheidet es sich möglicherweise zu den bisherigen?

      Das wird mein zehntes Album, mit Namen „Kreuzwege“. Dieses Jahr gab es auch ein
      Crowdfunding von Mai bis August, damit habe ich die Produktionskosten dafür gedeckt und es
      erscheint am 6. März 2026 – ist auch mein Geburtstag und das Album mein Geburtstagsgeschenk. Ich
      liebe Rock mit Druck und Kante, aber genauso sehr brauche ich Melodien. Das neue Album knüpft
      an Album des Jahres, Stoff und 13 Pfeile an, bekommt aber noch mehr Farben: mal 80erSynthies, mal ein bisschen Blues-Feeling und natürlich diese fetten Riffs. Genau diese Mischung macht es für mich spannend.

      Wie würdest du denn selbst deine Musik eigentlich beschreiben?

      Ehrlicher, deutschsprachiger, druckvoller Rock, mit Ecken und Kanten. Manchmal melancholisch,
      manchmal kämpferisch, manchmal gesellschaftskritisch, manchmal einfach Laune machend.

        Gibt es eigentlich Themen, die du in deinen Texten bewusst vermeidest?

        Ich singe eigentlich nur über Themen, die mich beschäftigen und bewegen. Wer von mir Texte über
        dicke Karren, Markenklamotten, Drogenexzesse oder oberflächliche Partyparolen erwartet, kennt
        mich noch nicht sehr gut.

        Welche Künstler oder Alben haben dich möglicherweise selbst aktuell inspiriert?

        Ich höre viel querbeet von Rock und Metal, Metalcore bis Singer/Songwriter oder gut gemachten
        Pop. Inspiration kommt für mich aber oft weniger aus bestimmten Bands, sondern aus dem Leben.
        Aber klar, Bands aus meiner Jugend wie zum Beispiel Type 0 Negative, Life of Agony oder
        Machine Head haben definitiv Spuren hinterlassen.

        Das ganze Business hat sich verändert. Wie siehst du das oder nimmst das wahr?

        Früher warst du vom Label abhängig. Heute kannst du über Crowdfunding, Social Media und
        Direktverkäufe unabhängiger arbeiten. Das ist härter, aber auch selbst bestimmter, du bist keine
        Marionette mehr von großen Geldgebern. Ich habe damit meine Freiheit zurückgewonnen.

        Du spielst im November im Club Seilerstraße. Was erwartet das Publikum dort?

        Eine gut gelaunte Band mit irrsinniger Spielfreude, eine intensive Rockshow, aber auch
        ruhigere Momenten. Vor allem auch echte Connection zwischen Band und Publikum. Nach
        meinen Konzerten komme ich immer raus an den Merchstand und quatsche mit denen, die noch
        bleiben und vielleicht ein Foto oder Autogramm haben wollen.

          Hast du ein Ritual bevor du auf die Bühne gehst?

          Ich brauche immer einen Moment für mich, manchmal mach ich mich auf einer Couch lang, wenn
          es eine im Backstage gibt und schlafe ne Runde. Aber kurz vorher wird dann natürlich im Kreis mit
          der Band abgeklatscht und dann gehts raus.

          Was machst du am liebsten, wenn du keine Musik machst?

          Kochen! Ich bin der totale Küchen-Nerd. Zeit mit meiner Familie verbringen, Sport

            Nachgefragt bei…Thomas Godoj
            Lieblingsessen: Zu viel um auf eins zu beschränken – internationale Küche – immer
            vegetarisch.
            Lieblingsmusik: Rock in allen Varianten
            Lieblingswort: Freiheit
            Lieblingsort: Meer & Berge
            Lieblingsmoment: Wenn ein Song live plötzlich alle mitreißt.

            Konzert im Club Seilerstraße in Zwickau am 14. November 2025, Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr – TICKETS

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