Titelfoto: Theater Plauen-Zwickau
Wenn Emotion tanzbar ist, dann wird genau das gerade im Zwickauer Gewandhaus nur zweimal auf die Bühne gebracht. Der Tanzabend „Gegen den Strom“ ist eine emotionale wie politische Geste. Das Stück ist Teil des Aktionswochenendes „Kein Schlussstrich!“, mit dem das Theater Plauen-Zwickau ein Zeichen gegen das Vergessen rassistischer Gewalt setzt und Kunst und politische Haltung miteinander verbindet.
Zwischen dem 9. und 11. Mai widmet sich das Theater anlässlich des bundesweiten Projekts der Auseinandersetzung mit rechter Gewalt und Erinnerungskultur. In Zwickau besonders relevant: Der rechtsterroristische NSU war über zehn Jahre unentdeckt in der Stadt untergetaucht.
Kreative Vielfalt: Internationale Handschriften und Experimente
Fünf Choreografen – Davide Gentilini, Minsu Kim, Stefano Neri, Junior Oliveira und Lóránd Zachár – bringen jeweils ihre individuelle Handschrift ein. Lóránd Zachár, war unter anderem in Ungarn, Rotterdam und Zürich tätig, hat sich als renommierter Ballettmeister und Choreograf einen Namen gemacht.
Ein Novum in Zwickau: Auch Mitglieder des hauseigenen Balletts übernehmen choreografische Aufgaben. Damit eröffnet sich ein spannender Dialog. Die Ensemblemitglieder tanzen nicht nur, sondern gestalten auch. Das Ergebnis ist eine vielfältige und dynamische Aneinanderreihung verschiedener Teile.
Musik trifft Bewegung: Improvisation bis extra Komposition
Die Entstehung der einzelnen Akte hätte kaum unterschiedlicher verlaufen können. Bei Davide Gentilini, Minsu Kim und Stefano Neri stand jeweils die Musik am Anfang – sie diente als Inspirationsquelle für die Bewegungen. Im Gegensatz dazu entwickelte Junior Oliveira eine Choreografie aus einem inneren Klang heraus – der allerdings in der Realität nicht existierte. Also kombinierte er einfach verschiedene Musikstücke zu einem neuen Ganzen.
Für das Stück von Lóránd Zachár ist die Musik noch nicht einmal fertig komponiert. Sie entsteht gerade in Frankreich – in täglichem Austausch zwischen Choreograf und Komponist. Das Überraschende daran, die beiden sprechen keine gemeinsame Sprache. Der kreative Dialog funktioniert trotzdem.

Sergei Vanaev hinter den Kulissen: Organisation statt Choreografie
Wer Sergei Vanaev als kreativen Kopf erwartet, wird überrascht: Der Ballettchef des Theaters Plauen-Zwickau hat sich bei „Gegen den Strom“ erst unfreiwillig, dann bewusst zurückgenommen.
„Ich mache die Logistik und Organisation, kümmere mich um Licht und Kostüme und staune, was in den vergangenen Wochen so passiert ist. Und ja, ich würde lieber choreografieren, aber das Resultat, was da auf die Bühne kommt, ist es wert, dass ich leide“, lacht er.
Ein Abend gegen das Vergessen – und unerwarteten Brüchen
Mit insgesamt 19 Tänzerinnen und Tänzern bringt „Gegen den Strom“ einen intensiven, vielschichtigen Abend auf die Bühne, der nicht nur das Publikum bewegt, sondern auch klare gesellschaftliche Aussagen trifft. Kraftvolle Bewegungen treffen auf ganz unerwartete – manches ist ist verschmolzen mit der Musik, anderes ganz bewusst dagegen gesetzt und doch harmonisch.
Premiere: 9. Mai 2025, 19.30 Uhr, Gewandhaus Zwickau – mehr Infos und Tickets HIER
Weitere Vorstellung: 24. Mai 2025, Einführung 19 Uhr, Beginn 19.30 Uhr, Gewandhaus Zwickau
“Gegen den Strom” eröffnet das Aktionswochenendes „Kein Schlussstrich!“ vom 9.–11. Mai – das ganze Programm HIER.
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