Selten – vielleicht sogar noch nie – wurde bei einem Northern Lite Konzert so herzlich gelacht wie am Samstagabend im Club Seilerstraße. Andreas Kubat war sich auch gar nicht sicher, ob das Publikum in Zwickau so albern war oder sein Pianist einfach einen Kasper gefrühstückt hatte.
Doch es war auch eine andere Situation als sonst. Für gewöhnlich steht die Band in Dreier-Formation im Clubraum auf der Bühne. Das war dieses Mal nicht so. Im Seile-Biergarten, auf der inzwischen extra gebauten Freilichtbühne war Kubat losgelöst von seinen eigentlichen Mitmusikern. Dafür bekam er Unterstützung an den Tasten von Erik Berger.
Der Wahl-Leipziger hatte direkt einen Fanclub aus seiner erzgebirgischen Heimat am Rand installiert und hätte damit fast die Gästeliste gesprengt. Dass sich Kubat und Berger über das Tempo der Songs nicht immer ganz einig waren, trug eher zur Situationskomik als zur musikalischen Verwirrung bei. Auch ihre Zeichensprache auf der Bühne war nicht immer von Erfolg gekrönt – dafür aber unterhaltsam.
Was sich musikalisch zunächst eher zurückhaltend als „sitzende Biergartenstimmung“ zeigte, entwickelte im Laufe der zwei Stunden immer mehr Energie. Das Publikum, ob mit Boots oder barfuß im Sand, ließ sich vom stetig steigenden Tempo mitreißen – bis sich der Biergarten in einen wogenden Tanzgarten verwandelte.
Setlist, schräge Fanaktionen und jede Menge Charme
„Do you think of me“, „Ich fürchte nein“, „Wir reisen zusammen“ und „My Pain“ – Songs, die auf den Listen standen und nicht nur irgendwann gespielt waren, sondern auch physisch verschwanden. Schuld daran war einmal mehr Hardcore-Fan Nicki, die offenbar eine Leidenschaft fürs Setlisten-Klauen entwickelt hat. Für die Zugaben musste sie diese aber nochmal unter ihrem Oberteil hervor holen und abgeben.
Zwei Stunden zuvor hatte der Sänger ihr bereits lachend ein Verbot erteilt seinen Namen zu brüllen und reagierte auf den ersten Schrei trocken: „Immer, an diesen ganz leisen Stellen nach dem letzten Ton schaffst du das. Du hast echt ein mieses Timing.“ Dies unterlief die Blondine gekonnt und schrie fortan einfach “Erik”.
Immerhin musste sich Andreas Kubat mal keiner fliegenden Unterwäsche erwehren. Das sei im Übrigens nichts, was er sich von Absenderinnen Ü-30 wünsche. Berger trieben solche Ansagen von einem Lachanfall in den nächsten und damit manchmal an die Kippgrenze seines kleinen Hockers.
Ein Hauch von Ernst zwischen Seifenblasen und buntem Licht
Ernste Momente gab es nur wenige. Doch, dass mit dem Song „Enjoy the silence“ eben andere Musiker richtig Kohle verdienten – dazu passte kein Lachen. Zumindest nicht auf der Bühne, dafür im Sandfeld davor umso mehr.
Tanzen war Programm – auch wenn der Boden eher nach Schuhe aus, als nach Clubtanzfläche anmutete. Doch das Publikum ließ sich davon nicht bremsen. Im farbenfrohen Lichterzauber, der sich über den Seile-Hof legte, wollte niemand das Ende des Abends kommen sehen. Und so spielte das Duo auf volles Risiko, dass ihnen jemand wortwörtlich „den Stecker zieht“, mit „She’s like the wind“ noch eine letzte Zugabe.
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