Tanz-Gala im Gewandhaus Zwickau: Technische Brillanz und tiefe Emotion in Vielfalt zelebriert

Titelfoto: Theater Plauen-Zwickau
Wenn sich das Zwickauer Gewandhaus in einen vibrierenden Ort voller Anmut, Energie und künstlerischer Exzellenz verwandelt, ist klar – die Tanz-Gala setzt Maßstäbe. Was das Publikum am Samstagabend erleben durfte, war nicht nur ein abwechslungsreiches Programm hochkarätiger Tanzkunst, sondern eine emotionale Reise durch klassisches Ballett und zeitgenössischen Tanz, getragen von internationalen Gästen und dem Ensemble des Theaters Plauen-Zwickau.

Die Sparte Tanz hat sich in Plauen und Zwickau in der Vergangenheit zu einer bemerkenswerten Größe entwickelt. Nicht zuletzt ist dies der Handschrift von Ballettdirektor Sergej Vanaev zu verdanken, dessen künstlerischer Anspruch ebenso groß ist, wie der Arbeitswille mit engagierte Tänzerinnen und Tänzern. Produktionen wie „Ramayana“ und „Gegen den Strom“ haben das eindrucksvoll unter Beweis gestellt – Ausschnitte dieser Werke waren auch Teil des Gala-Abends.

Vom klassischen Pas de deux zur avantgardistischen Choreografie

Den Auftakt bildete ein Pas de deux aus „Coppelia“, interpretiert von Aya Okumura und Federico Levoli vom Nationaltheater Prag. Ein liebevoll ausgeführter Moment der Ballettaufführung, der dem klassischen Tanz huldigte – bevor mit einem künstlerischen Bruch ein neuer Ton angeschlagen wurde. Die Absolventinnen und Absolventen der Zürcher Hochschule der Künste präsentierten „Lust“, eine tänzerische Arbeit, die sich durch einen markant eigenen Stil und innovative Bewegungsmuster auszeichnete.

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Die darauffolgende Choreografie „Superhuman“, entwickelt von Davide Gentillini – Tänzer und Choreograf am Theater Plauen-Zwickau – knüpfte atmosphärisch an diese Moderne an. Gentillini wird, ebenso wie Minsu Kim, das Ensemble verlassen. Beide präsentierten noch einmal jene Werke, mit denen sie das Publikum kürzlich tief bewegt haben. Kim zeigte einen Auszug aus seiner Choreografie „River of Poet“. Dass beide Künstler neue internationale Wege beschreiten, sei es in Korea oder New York, unterstreicht die künstlerische Strahlkraft, die von Vaneavs Ensemble ausgeht.

Ein besonderer Moment des Abends war das gemeinsam getanzte Werk „Easy Peasy“, choreografiert von Sergej Vanaev selbst. Als eine Art tänzerisches Abschiedsgeschenk zeigten Gentillini und Kim hier noch einmal die volle emotionale und technische Bandbreite ihres Könnens.

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Nachwuchs mit Vision – Neue Talente fürs Theater

Der Blick Vanaevs ist bereits auf die nächste Generation gerichtet. Zwei neue Talente von der Zürcher Hochschule der Künste bewiesen eindrucksvoll ihr Potenzial. Doch auch die Palucca Hochschule Dresden bleibt für den Ballettdirektor ein Ort der Inspiration. So brachte er zur Gala „Any (ID)ea?“ von Liam Meier mit – eine weitere Choreografie, die frischen Wind in die Szene bringt.

Beeindruckende Modernität im Spitzentanz lieferten Anna-Maria Maas und Jean-Blaise Druenne vom Theater Chemnitz mit „Broken Lines“. Tänzerinnen und Tänzer des Theaters Graz brachten mit „Broken Lines“ zusätzlich Bewegung und Tiefe auf die Bühne, während Marianna Pavento und Daniele Pio Esposito vom Harzer Städtebundtheater mit „Blue Nights“ einen stilistischen Höhepunkt setzten.

Eher überraschend war der „Edelweißmarsch“ in der Choreografie „Ambaradam“ von Karl Alfred Schreiner. Bereits vor Jahren hatte sich Vanaev in dieses Werk verliebt. Für die Gala wurde es von Joel Distefano, Gjergji Meshaj und Chia-Fen Yeh vom Theater am Gärtnerplatz in München – in einer überarbeiteten Fassung aufgeführt.

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Fotos: Theater Plauen-Zwickau
Ein Finale, das unter die Haut ging

Den krönenden Abschluss bildete eine spektakuläre Szene aus “Ramayana“. Ein riesiger Glasbehälter wurde erneut mit über 40 Eimern Wasser gefüllt – eine symbolhafte, beinahe rituelle Handlung, die das Publikum fesselte und ihm am Ende tosenden Applaus entlockte.

Nicht nur künstlerisch war der Abend außergewöhnlich – auch gesellschaftlich zeigte er Haltung. Die Einnahmen der Gala flossen an die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz.

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