Marlin Beach: Lucas Adlhoch über Yacht Pop, Inspiration und Zukunftspläne

Titelfoto: Daniel Ruff
Sein Sound verbindet nostalgischen Synthpop mit modernem Indiepop – tanzbar, aber mit Tiefgang. Lucas Adlhoch, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Marlin Beach, ist Musiker und Produzent (Some Sprouts, The Komets, Sportfreunde Stiller) aus Regensburg, der mit seinem einzigartigen Soundgenre „Yacht Pop“ neue musikalische Ufer erkundet.

Seine Musik ist eine gekonnte Mischung aus den entspannten Vibes der 70er- und 80er-Jahre, modern interpretiert und mit einem ganz eigenen Flair versehen. Im Vogtland gab es kürzlich einen spontanen Auftritt.

Im Interview erzählt er wie es dazu kam, von den Hintergründen seines Künstlernamens, seinem musikalischen Schaffen, den Herausforderungen der Branche und seinen Plänen für die Zukunft:

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Wie bist du auf den Künstlernamen Marlin Beach gekommen – welche Assoziationen stehen dahinter?

Ich habe während des ersten Lockdowns 2020 angefangen, Songs für ein neues Projekt zu schreiben und im Studio an Sounds zu basteln. Dabei hatte ich sofort eine visuelle Welt im Kopf und Themen, die ich behandeln wollte. Es sollte ein Pseudonym werden – zwei Wörter, einfach, aber nicht plump – das an einen Ort oder ein Gefühl erinnert. Nach einem kurzen Brainstorm hatte ich eine Liste mit Ideen. Neben Marlin Beach standen Oceanside, Richmond oder Klipspringer zur Auswahl – ich bin froh, dass es Marlin Beach geworden ist!

Wer versteckt sich überhaupt dahinter? Erzähl mal kurz ein bisschen über dich.

Ich bin Lucas, 29 Jahre alt, Produzent und Musiker aus Regensburg. Mit Musik angefangen habe ich mit 11 oder 12 Jahren am Schlagzeug, etwa ein halbes Jahr später kam die Gitarre dazu. Nach etlichen Einsätzen in verschiedensten Bands und Touren als FOH-Soundengineer habe ich mit Marlin Beach mein Soloprojekt gestartet. Es ist ein langer Weg nach oben, aber ich würde es jederzeit wieder tun!

Siehst du dich eher als Musiker oder als Produzent?

Mit der Musik hat alles angefangen – ich sehe mich schon eher als Künstler und Musiker. Aber ich habe mich immer auch für Arrangements und Produktion interessiert. Oft konnte ich guten Input liefern und anderen Künstlerinnen, Künstlern oder Bands damit helfen. Ich habe viel produziert, bevor ich eigene Songs geschrieben habe.

Yacht Pop? Was versteht man darunter? Woher kommt der Begriff?

Das ist eine Kombination aus den Genre-Begriffen „Yacht Rock“, das in den 70er- und 80er-Jahren etabliert wurde, und „Indie Pop“, den ich mit zeitgenössischen Acts verbinde. Ich verarbeite in meiner Musik eine Mischung aus den Alltime-Classics, die mich seit meiner Kindheit inspirieren, also Bands wie die Eagles, Doobie Brothers, Steely Dan, und moderne Einflüsse von Bands wie Parcels, Leisure, Roosevelt und anderen. Am Ende ist es aber nur eine Bezeichnung – Marlin Beach muss man gehört haben!

Du schreibst alle Songs selbst? Was inspiriert dich?

Ich habe oft spontane Melodien oder Rhythmen im Kopf, die ich dann schnellstmöglich als Sprachmemo festhalte. Wenn ich Zeit habe, setze ich mich direkt im Studio an den Computer und starte mit der Demo-Produktion. Ich arbeite viel mit speziellen Sounds und habe den Stil direkt mit im Kopf. Es gilt nur, die Idee passend umzusetzen. Inspiration kann von überall kommen, aber manchmal muss man sich auch einfach hinsetzen und anpacken, vor allem wenn die Zeit kostbar ist.

Was ist dir am wichtigsten: die Stimmung, die Musik erzeugt – oder die Themen?

Ich höre, auch bei englischsprachiger Musik, viel auf den Text, aber das musikalische Gewand muss passen. Mit tollen, extravaganten Sounds und schönen Mixes kann man viel erreichen. Musik in einer Sprache, die man nicht versteht, kann dich trotzdem berühren. Musik zum Tanzen muss nicht immer tiefgründige lyrische Themen haben – die Mischung macht’s!

Wo kann man Marlin Beach live sehen und wer ist dann mit dir auf der Bühne?

Im September gehe ich auf meine erste eigene „Yacht Pop“-Tour. Wir spielen in Regensburg, Wien, München, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Weiden und Nürnberg. Meine Band besteht aus Max Schütz am Schlagzeug, Markus Tautz an Gitarre und Keys und mir. Vielleicht gibt es diesmal noch einen Live-Bass – wir werden sehen.

Welche Ziele verfolgst du musikalisch in den nächsten Jahren?

Nächstes Jahr steht mein Debütalbum an. Ich werde wieder Writing Sessions mit tollen Künstlerinnen und Künstlern und Freunden machen und die Songs selbst produzieren. Auch Features und Kollaborationen kann ich mir vorstellen. Dazu möchte ich so viel live spielen, wie möglich.

Gibt es einen Song, auf den du besonders stolz bist oder der eine zentrale persönliche Bedeutung hat?

Bei meinem letzten Single-Release „Summertime (Let Go)“, den ich mit Sam und Sascha von Rikas in Berlin in einem sehr kalten Studio geschrieben habe, wussten wir nach ein paar Stunden, dass wir etwas Schönes geschaffen hatten. Der Text kam schnell, die Struktur stand, und es hat sofort Spaß gemacht. Oft dauert der Feinschliff länger, bei „Summertime“ war es sofort da.

Gibt es Dinge, die du an der Musikbranche kritisch siehst?

Die Musikbranche ist ein komplexes Geflecht aus Kreativen, Liebhaberinnen, Liebhabern, aber auch Businesshaien und Dampfplauderern. Viele Erfahrungen muss man auf dem eigenen Weg schmerzlich machen, Lehrgeld zahlen und sich immer wieder durchkämpfen. Unterstützung findet man meist nur, wenn jemand Profit wittert. Das ist eine schlechte Voraussetzung, um Kunst zu machen. Aber es könnte auch schlimmer sein.

Es gibt ja noch die weitere Facette – die der Tontechnik?

Das stimmt – ich arbeite als FOH-Soundengineer, also Live-Mischer, mit einigen deutschen Künstlerinnen und Künstlern. Vom Proberaum, in dem wir uns selbst technisch versorgen mussten, ging es 2016 spontan auf erste kleine Konzerte mit befreundeten Bands, dann zu größeren Bühnen und Festivals. Mittlerweile lebe ich von der Live- und Studioarbeit neben meiner eigenen Musik und bin dankbar, dass viele Leute meine Arbeit schätzen.

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Fotos: Marlin Beach in Bad Elster
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Kürzlich gab es einen spontanen Auftritt in Bad Elster. Wie kam das zustande?

Das war eine tolle Überraschung! Ich hatte am Vortag mit der wunderbaren Band MiA auf dem ROXSA Festival in Bad Sülze gespielt. Nach dem Konzert gab es einen netten Plausch, dann trennten sich unsere Wege. Am nächsten Tag im Bandbus nach Hause kam ein spontaner Anruf, ob wir nicht Lust hätten, in Bad Elster mitzuspielen, weil es auf unserem Heimweg lag. Ohne Frage! Es war ein super Abend!

Nachgefragt bei…Lucas Adlhoch
Lieblingsessen: Meeresfrüchte
Lieblingsmusik: Disco
Lieblingswort: Cellar Door
Lieblingsort: Golfplatz
Lieblingsmoment: Festivalkonzerte

Mit Poolside veröffentlich Marlin Beach vor ein paar einen weiteren Song. Die brandaktuelle Single:

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