Marleen Lohse: Über Filmprojekte, ihr Debütalbum und die große Freude an kleinen Momenten

Titelfoto: Stephanie Rössel
Ihr Gesicht kennt man. In zahlreichen Produktionen spielte Marleen Lohse bereits mit. Seit ihrer Kindheit steht sie vor der Kamera und hat in Produktionen wie Neues vom Süderhof, Die Kinder vom Alstertal oder Nord bei Nordwest sowie bei Die Schule der magischen Tiere unterschiedliche Rollen verkörpert. Nun zeigt die Schauspielerin eine andere Seite von sich: als Musikerin. Kürzlich stand die 41-Jährige als Support von Philipp Poisel in Zwickau auf der Bühne. Das war erst ihr drittes Konzert, um ihre eigenen Songs nach außen zu tragen. Mehr Einblick gibt sie im Interview:

Marleen, vor wenigen Tagen konnte man dich auf der Freilichtbühne in Zwickau sehen. Viele Menschen kennen dich als Schauspielerin. Und nun singst du… Wie kam es zu deinem Schritt in die Musik – und ab wann konntest du dir selbst vorstellen, als Sängerin auf der Bühne zu stehen?

Musik hat schon immer zu meinem Leben gehört. Schon als Kind habe ich Gitarre gespielt und kleine Lieder geschrieben, um Gedanken oder Gefühle festzuhalten. Später gab es kleinere Bandprojekte, aber so richtig öffentlich habe ich das nie gemacht. Während meiner Schwangerschaft hatte ich plötzlich Zeit und Raum, mich intensiver mit meinen eigenen Songs zu beschäftigen. Eigentlich war ein Coveralbum geplant, doch daraus sind nach und nach eigene Lieder entstanden, und das Projekt ist gewachsen. Der Schritt auf die Bühne war dann noch einmal riesig, aber schöner hätte es kaum laufen können. Als Vorband von Philipp Poisel wurden wir vom Publikum unglaublich herzlich aufgenommen.

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Foto: Stephanie Rössel – Marleen Lohse beim Konzert in Zwickau

Du schreibst deine Texte selbst – mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Welche Sprache ist dir beim Songwriting näher und warum?

Das ist sehr unterschiedlich. Manche Gedanken lassen sich nur auf Deutsch ausdrücken, andere klingen im Englischen einfach passender. Englisch gibt mir manchmal mehr Distanz und dann kann ich mich manchmal mehr in die Musik fallenlassen. Deutsch dagegen ist direkter und dadurch oft viel persönlicher. Beides hat seinen Reiz. Auf unserer ersten kleinen Tour habe ich gemerkt, wie viel Spaß es macht auf Deutsch zu singen – gerade, weil das Publikum die Geschichten sofort versteht. Deutsch braucht bei mir allerdings länger, da feile ich ewig an den Worten. Lustigerweise war es bei dem Lied für meinen Sohn ganz anders. Der Text war in 20 Minuten fertig und blieb so. Manchmal fügt es sich einfach.

Entstehen deine Songs eher aus glücklichen Momenten oder wenn dich etwas tief bewegt?

Meistens dann, wenn mich etwas wirklich berührt. Freude, Traurigkeit oder ein Moment der Veränderung. Musik ist für mich ein Weg, das Erlebte zu verarbeiten und in eine Form zu bringen, die man teilen kann.

Dein Album erscheint im Herbst – magst du schon verraten, wie es heißt und was die Hörerinnen und Hörer erwartet?

Es heißt Wide Awake und erscheint am 24. Oktober 2025. Die insgesamt elf Songs sind sehr persönlich. Sie erzählen von Freundschaft, Veränderung, Verlust und Neubeginn. Musikalisch bewegt es sich zwischen zartem Indie-Pop, schwebenden Gitarren und chorischen Elementen. Die Lieder habe ich alle zusammen mit meinem Produzenten Andi Fins geschrieben. Es gibt aber auch ein Cover von Tom Rosenthal und das Lied für meinen Sohn “Genau für Dich gemacht“. Es wird das Album als CD, aber auch als Vinyl geben. Man kann es sogar jetzt schon vorbestellen.

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Auf der Bühne steht man den Menschen direkt gegenüber, vor der Kamera ist das anders. Wie erlebst du diesen Unterschied?

Auf der Bühne spürt man die Energie sofort. Das ist unmittelbar, intensiv und macht auch verletzlich. Beim Drehen arbeitet man in kleinen Momenten und vertraut darauf, dass sie später zusammengesetzt ein Ganzes ergeben. Beides ist spannend, aber ganz unterschiedlich. Vor meinen ersten Konzerten war ich jedenfalls so nervös wie lange nicht mehr. Ich hatte wirklich weiche Knie. Ich liebe das Gefühl sich solchen Moment zu stellen.

Wie bist du eigentlich zur Schauspielerei gekommen? War deine erste Rolle wirklich die Hexe in Die Kinder vom Alstertal?

Meine erste Rolle war sogar noch davor, eine Episodenrolle bei Neues vom Süderhof. Die Regisseurin sprach mich damals zufällig an. Sie wohnte in der Nähe meines Heimatortes. Bis ich den Beruf wirklich für mich gewählt habe, hat es aber gedauert. Zwischendurch wollte ich Malerin werden, doch irgendwie hat es mich immer wieder auf die Bühne gezogen. Schließlich habe ich Schauspiel in Berlin studiert.

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Bild: NDR / Televersal – Die Kinder vom Alstertal: Kiki, Hexe, Lisa, Tobias, Timo. 

An welchen Projekten arbeitest du aktuell, und wo kann man dich demnächst sehen?

Im Herbst drehen wir einen Film, an dem ich sehr lange gearbeitet habe. Ich spiele die Hauptrolle, habe am Drehbuch mitgeschrieben und bin auch Creatorin. Der Film heißt “Frau ohne Namen“ und wird voraussichtlich nächstes Jahr zu sehen sein. Außerdem steht eine neue Folge von Nord bei Nordwest an, die noch dieses Jahr gedreht wird. Und natürlich liegt gerade viel Fokus auf meinem Album. Ende Januar 2026 gehen wir auf Tour, der Vorverkauf startet bald.

Du bist Schauspielerin, Musikerin und Mutter – wie findest du inmitten all dieser Rollen deine Ruhe? Hast du ein Ritual, das dir hilft, dich zu erden?

Ich versuche bewusst Pausen einzuplanen, auch wenn sie manchmal nur kurz sind. Oft reicht es schon, mich zu bewegen oder Musik anzumachen. Das bringt mich sofort ins Hier und Jetzt.

Welcher Alltagsmoment zaubert dir ein Lächeln ins Gesicht?

Wenn mein Sohn morgens voller Energie ins Zimmer stürmt, wir Verstecken spielen oder abends beim Vorlesen zusammen lachen. Diese kleinen Momente sind für mich die größten.

Nachgefragt bei…Marleen Lohse
Lieblingsessen: Zitronenpasta
Lieblingsmusik: Indie-Pop
Lieblingswort: Danke
Lieblingsort: das Meer (besonders in Schweden)
Lieblingsmoment: …wenn ich mit meiner Familie zusammen bin
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