Marius Leicht: Warum seine Synthesizer-Album-Serie ein hörbares Instrumentenmuseum wird

„Nimmermehr“, „Windhauch“ und „Chor der Astronauten“ sind drei Titel eines ganz speziellen Albums des Plauener Musikers Marius Leicht. Mit „Klang – Oberheim Eight Voice“ startet er eine Serie von Aufnahmen, die am Ende eine Art hörbares Instrumentenmuseum sein werden.

Jedes Album einem Synthesizer gewidmet

Jedes dieser Alben ist einem einzigen Synthesizer gewidmet und ausschließlich mit diesem einen Instrument aufgenommen. Naheliegend für Leicht, der bekannt ist für seine Liebe zu historischen, analogen Synthesizern und elektromechanischen Tasteninstrumenten.

Schon 2015 legte er mit dem Projekt „Klangteppich“ dafür den Grundstein. Auf seinem YouTube-Kanal präsentierte er einzelne Synthesizer auf dem heimischen Wohnzimmerteppich. Es waren Improvisationen und Spontankompositionen, die schnell Fans fanden.

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Klang-Serie hebt das Konzept auf eine neue Stufe

„Die Album-Serie „Klang“ soll dieses Prinzip nun vertiefen und auf eine neue künstlerische Stufe heben. Die bewusste Einschränkung der Ausdrucksmöglichkeiten durch die Verwendung von jeweils nur einem einzigen Instrument für ein ganzes Album beflügelt nicht nur die Kreativität. Sie stellt vor allem den Versuch dar, den Klangcharakter und die musikalische Persönlichkeit des jeweiligen Instruments herauszuarbeiten und aus verschiedenen Winkeln zu beleuchten“, erklärt der Musiker.

Dabei stellte er sich die Fragen: Welche klangliche Vision hatten die inzwischen zu Legenden gewordenen Pioniere der Synthesizer-Entwicklung, wie Bob Moog, Tom Oberheim oder Alain R. Pearlman bei dem Entwurf dieser Instrumente? Welche musikalischen Gefühle und Ideen inspiriert die physische Präsenz eines der letzten im Originalzustand erhaltenen Instrumente aus jener Frühzeit in einem Musiker? Und welche Emotionen wiederum löst das Ergebnis einer solchen musikalischen Entdeckungsreise beim Hörer mit seinen persönlichen Prägungen und Erwartungen aus?

Der Oberheim Eight Voice – ein einzigartiges Instrument

Part 1 ist der Oberheim Eight Voice. „Dieses Instrument ist in seinem Aufbau ganz und gar einzigartig“, schwärmt Leicht. Während so gut wie alle der anfänglich entwickelten Synthesizer monophone Instrumente waren – das heißt, sie konnten ähnlich einer Trompete nur einen einzigen Ton gleichzeitig spielen –, wagte Tom Oberheim Mitte der 1970er Jahre den Schritt in die Polyphonie.

Jeder einzelne der bis zu acht gleichzeitig spielbaren Töne wird von einem separaten, vollständig aufgebauten monophonen Synthesizer erzeugt. „Dies bringt einen enormen Arbeitsaufwand beim Klangtüfteln mit sich. Allein die Aufgabe, alle 16 Oszillatoren in eine harmonische Stimmung zu bringen, verschlingt mehrere Minuten und möchte im laufenden Betrieb dieses analogen Geräts, das wie ein akustisches Instrument auch auf Temperaturschwankungen reagiert, häufig wiederholt und angepasst werden“, erklärt er.

Marius Leicht
Eine besondere Klangwelt

Und so lädt dieser spezielle Synthesizer auch weniger zu virtuosen Höhenflügen ein, sondern vielmehr zu einem sphärischen Spiel, welches dem Klang Raum gibt, sich zu entfalten. Es ist ein gleichzeitiges Spielen und Lauschen, ein Abtauchen in die Verwebungen der einzelnen Stimmen, die sich zu einem einzigartigen Klangteppich verbinden.

Nur sehr wenige Geräte wurden damals hergestellt und vermutlich sind es weltweit lediglich noch eine Handvoll Instrumente in spielbarem Zustand. Der Oberheim Eight Voice, mit dem dieses Album aufgenommen wurde, gehörte einst der Jazz-Legende Chick Corea und befindet sich nun in den Händen von Dave Spiers, Sammler und international gefragte Kapazität in Sachen Synthesizer-Geschichte.

Kreative Zusammenarbeit für höchste Soundqualität

Auf persönliche Einladung von Spiers reiste Marius Leicht nach England und verbrachte mehrere Tage in dessen Synthesizer Studio an geheimem Ort, wo sich bisweilen Stars wie Phil Collins und Amy Winehouse die Klinke in die Hand gaben. Gemischt wurde das Album erneut zusammen mit Grammy-Gewinner („Chernobyl“ / „Joker“) Antonio Pulli in Nils Frahms Tonstudio im Funkhaus, Berlin.

Nachrichten Vogtland

Marius Leicht hat sich über viele Jahre als Studio- und Live-Musiker für verschiedenste Bands stets eher zweckdienlich ausgelebt, wie er selbst behauptet. Er studierte und unterrichtete Klavier an der Hochschule für Musik Carl-Maria-von-Weber in Dresden. Sein „Weltklang Tonstudio“ ist über die Jahre zu einer Art Instrumentenmuseum gewachsen. Dort nimmt er jedoch nicht nur solistische Werke auf, sondern schreibt und produziert auch für und mit seiner Band „Polis“.

Nachgefragt bei…Marius Leicht
Lieblingsessen: Lasagne
Lieblingsmusik: Musik, die die Seele berührt
Lieblingswort: Kalsarikännit
Lieblingsort: Klavierbank
Lieblingsmoment: Wemmor durchgefror´n nei dor Bodwann kimmt.
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