Claudia Lüftenegger: Über Schlüsselmomente, Prinzessinnen und wie eine Rolle zum Mount Everest wird

Titelbild: Stephanie Rössel – Schauspielerin Claudia Lüftenegger
Mit Leo-Leggings und Berliner Schnauze ist sie bei „Über Menschen“ die Sadie. Mit weiß geschminktem Gesicht zerrt sie die schweren Boots an ihren Füßen über den Bühnenboden als „Richard III“. Und ihre erste Rolle am Theater Plauen-Zwickau war die Marlene in „The Kraut“. Sie ist längst keine Unbekannte mehr im Vogtland und ihr Name wird leise durch die Zuschauerreihen geflüstert, wenn der Vorhang aufgeht – Claudia Lüftenegger.

Die Anfänge einer Schauspielkarriere

Im Alter von etwa zehn Jahren schaute sie einen Sissi-Film. „Romy Schneider stand in einer Szene am Fenster. Mit dem Rücken zur Kamera, fiel mein Blick auf das lange Haar. Da rief ich zu meiner Mutter, dass ich auch so lange Haare möchte. Ihre Antwort war damals, dass ich dann eben Schauspielerin werden müsste“, erinnert sich die gebürtige Nürnbergerin.

Nach dem Schulabschluss sei sie ganz pragmatisch zum Arbeitsamt gegangen und habe sich erkundigt, wie man diesen Beruf erlernen könne. „Meine Familie hat überhaupt keinen künstlerischen Background. Und dann stand ich da, vor der Herausforderung der Aufnahmeprüfung, an der Schauspielschule in München“, erzählt sie. Ein Jahr „zum Ausprobieren“ hatten ihr die Eltern gegeben, sonst sollte sie eine Ausbildung bei einer Bank zu machen.

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Claudia Lueftenegger
Fotos: Stephanie Rössel
Claudia Lueftenegger
Claudia Lueftenegger
Der Weg zum Theater

„Es war total schwer. Alle anderen hatten irgendwelche Erfahrungen gesammelt. Ich hingegen kaufte mir eine VHS von Faust und versuchte, mir anzueignen, so zu sprechen“, lacht Claudia Lüftenegger, als sie sich daran erinnert. So richtig habe das in München damals nicht geklappt, sodass sie zwischendurch in der Berufsberatung Informationen für eine Ausbildung als Floristin oder Bereiterin einholte. Doch bei einem Vorsprechen in Berlin wurde sie dort an der Schauspielschule angenommen.

Sie schnupperte in die Welt von Film und Fernsehen. Spielte bei „Hinter Gittern“ und „Klinikum Berlin Mitte“, bekam dann ein Rollenangebot in einem kleinen Theater in Singen und stand einige Zeit später auf einer anderen Bühne als Prinzessin im Froschkönig.

Der Schlüsselmoment auf der Theaterbühne

Und dann passierte es. Der Moment, in dem die Schauspielerin wusste, dass sie auf der Theaterbühne stehen möchte. „Im Stück sprang ein kleines Mädchen auf und schrie und wollte eingreifen in das Geschehen. Da wurde mir bewusst, wie toll es ist, direktes Feedback zu bekommen, zu sehen, was mit dem Publikum passiert“, sagt sie über diesen einen Schlüsselmoment.

Das liegt nun mehr als 20 Jahre zurück. Seither ist sie in viele Rollen geschlüpft. Jemand oder etwas anderes zu sein – ein Aspekt ihres Berufs, den sie sehr mag. Sie spüre auch immer in das Publikum hinein. „Man kann schon merken, ob alle mitgerissen und wach sind oder ob eine gewisse Stille und Unkonzentriertheit entsteht“, verrät sie.

Lange Zeit hat sie am Theater Vorpommern gespielt, also in Greifswald und Stralsund. An der Ostsee sind auch ihre Söhne geboren. Vor zwei Jahren ist die Familie nach Plauen gezogen. Eine berufliche Entscheidung von ihr und ihrem Partner.

Claudia Lueftenegger
Foto: Theater Plauen-Zwickau – Als Marlene in “The Kraut”
Claudia Lueftenegger
Foto: Theater Plauen-Zwickau -In “Über Menschen” als Sadie
Die Herausforderung von Richard III

Gerade steht sie vor einer neuen Herausforderung. Zwar sei es nicht ihre erste Rolle, in der sie einen Mann spielt, doch eine Hauptrolle wie bei „Richard III“ sei etwas Besonderes. „Es fühlt sich ein bisschen an, als besteige man den Mount Everest. Als müsste man da als Erste hoch und hat überhaupt keine Ahnung wie das funktionieren soll“, versucht Claudia Lüftenegger einen Vergleich zu finden.

Die Angst aus Zuschauersicht, man könnte Shakespeares berühmtes Königsdrama als zu düster empfinden und das Abgründige könnte in aller Schwere in die Sitzreihen schwappen, zeigte sich in der öffentlichen Probe in dieser Woche als unbegründet. Claudia Lüftenegger verleiht Richard eine faszinierende Ausstrahlung, die in Kombination mit den anderen Schauspielerinnen und den vielen Puppen auf der Bühne diesen wirklich nicht einfachen Stoff sehr sehenswert macht. Die Inszenierung löste sogar Lachen und Schmunzeln aus.

„Sissi“ sei im Übrigen schon lange nicht mehr das Ziel. „Dafür solche Rollen wie gerade, die mich auch von daher fordern, dass ich versuche zu ergründen, warum ist oder wurde jemand so“, sagt die 48-Jährige, die zum Glück nicht Floristin wurde, sondern mit ihrer Energie und Intensität die Menschen vor der Bühne abholen kann.

Nachgefragt…bei Claudia Lüftenegger
Lieblingsessen: Thai und Italienisch
Lieblingsmusik: …die von meinem Mann
Lieblingsort: …im Bett mit meinen Kindern und die Bühne
Lieblingswort: Ja und Nein zur rechten Zeit
Lieblingsmoment: …wenn man mit sich zufrieden und im Reinen ist und die Geburt meiner Kinder
Nachrichten Vogtland
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