Titelfoto: Sasha Ilushina
In den vergangenen Jahren hat er nicht nur vor der Kamera, sondern auch als Regisseur und Sprecher beeindruckt. Charly Hübner – bekannt geworden als Kommissar Bukow im Rostocker „Polizeiruf 110“, geliebt für seine markanten Rollen zwischen lakonischem Witz und stiller Tiefe.
Geboren wurde er 1972 in Neustrelitz. Hübner studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Einen Karriereschub erfuhr er 2006 durch seine Rolle im Oscar-prämierten Spielfilm Das Leben der Anderen, in dem er einen Stasi-Oberfeldwebel spielte, der bei der Überwachung die Nachtvertretung des von Ulrich Mühe dargestellten Offiziers übernimmt.
Neben der Schauspielerei gibt es Projekte, die seine Lust am Erzählen und seine Liebe zur Musik zeigen. Nun widmet er sich noch einer anderen Leidenschaft. Am 15. November 2025 ist Hübner in Bad Elster zu Gast und präsentiert dort “Wenn du wüsstest, was ich weiß…”, ein Programm, das Uwe Johnson gewidmet ist, aber weit über Literatur hinausführt.
Im Gespräch erzählt er mit gewohntem Humor und Nachdenklichkeit über die Freude am Lesen, über Obelix, Segelabenteuer und die Kunst, im richtigen Moment einfach nur „schönen Tag noch“ zu sagen.
Sie haben lange den Polizeiruf-Kommissar Bukow gespielt, Obelix gesprochen und lesen nun Uwe Johnson – wer von den dreien würde Sie wohl am besten verstehen?
Ich glaube, letztlich Obelix, weil er wirklich versteht, was es heißt, wenn man Heißhunger auf Wildschwein hat.
Wenn Bukow und Uwe Johnsons Gesine Cresspahl sich begegnen würden – worüber würden die beiden reden?
Ich weiß gar nicht, ob die beiden miteinander reden würden, denn beide lassen ja erst mal das gegenüber kommen oder das Gespräch beginnen. Wahrscheinlich würden sie in Ahrenshoop auf dem Darß nebeneinander im Hafen sitzen oder an einem Tresen und einen schwarzen Kaffee trinken. Und Bukow würde dann sagen: schönen Tag noch und Gesine: Ihnen auch.
Was wünschen Sie sich, dass das Publikum aus diesem Abend in Bad Elster mitnimmt?
Leselust, Lesegeduld und einen weiten Blick für das, was Geschichte ist und unser Leben ausmacht und natürlich ein Uwe Johnson Buch.
Sie nennen die Lesung auch eine Liebeserklärung ans Lesen. Was bedeutet Lesen für Sie heute – im Alltag, im Beruf, als Mensch?
Ich will das gar nicht so zerlegen, lesen ist der einfachste Weg, um die eigenen Gedanken anzureichern mit weiteren anderen erweiternden Gedanken und Gefühlen. Bilder können das auch. Musik kann das auch aber lesen ist was Konkretes und man kommt raus aus der permanenten Selbstspiegelung, was gerne in unserer Zeit auf allen sozialen und anderen Kanälen gefordert, gewollt und praktiziert wird.
Sie haben einen Film über die Band Element of Crime gemacht? Wie kam es dazu und warum haben Sie gerade bei dieser Band zugesagt?
Ich mochte die Idee, eine kleine Tour zu begleiten, weil man dadurch in der Erzählung des Filmes nicht einfach nur die Biografie zu erzählen hatte, sondern auch diese kleine Tour und das erzählt so viel mehr über Element of Crime als jede bemühte angereichert Info – Doku, weil sie eine Live Band sind und das Musizieren für Publikum und das Musizieren im Studio ihr Leben ist. Das macht sie aus.
Was bringt Sie denn eigentlich zum Lachen, wenn der Tag schwer war?
Lina Beckmann.
Gibt es etwas, das Sie noch unbedingt ausprobieren wollen – künstlerisch oder ganz privat als Hobby beispielsweise?
Gerade habe ich für einen Film segeln lernen dürfen und ich bin hellauf begeistert. Ich glaube tatsächlich mit Anfang 50 habe ich das erste Mal so etwas entdeckt, was man in Deutschland Hobby nennt.
Darf man gerade verraten, woran Sie arbeiten?
Gerade haben wir mit der Pandorafilm in der Regie von Lars Jessen den Film – ein Spaziergang von Rostock nach Syrakus – abgedreht und jetzt kommen wieder Vorstellungen im Schauspielhaus Hamburg von unserer Inszenierung – ein Sommer in Niendorf – in der Regie von Studio Braun. Und wer Lust hat, kann nach Magdeburg ins Schauspielhaus fahren und sich dort meine – Krieg und Frieden – Inszenierung anschauen.
Hat sich Ihr Blick auf Film/Fernsehen verändert, seit Sie selbst Regie führen?
Nein.
Wann hat Sie zuletzt etwas wirklich umgehauen – im positiven Sinne?
Ich freue mich immer, wenn Gerechtigkeit siegt.
Nachgefragt bei…Charly Hübner
| Lieblingsessen: Spaghetti Aglio Olio mit Peperoncini |
| Lieblingsmusik: Gustav Mahler fünfte Sinfonie in der Version von Motörhead |
| Lieblingswort: Neulich! |
| Lieblingsort: …viele, viele, viele, viele, viele |
| Lieblingsmoment: Da es was mit Liebe zu tun hat, bleibt das geheim. |
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