Bryan Adams live 2025 – und die Schattenseite der perfekten Inszenierung

Konzertberichte sind für Künstlerinnen und Künstler, die ihre Shows ohnehin ausverkaufen, längst nicht mehr wichtig. Das spürt man als Presse immer deutlicher – oder besser gesagt: Man lässt es spüren.

Agenturen bevorzugen ohnehin Vorberichte, das ist klar. Doch Menschen erwarten auch im Nachgang Eindrücke, Fotos – manche sammeln solche Artikel sogar als Erinnerung.

Weder im Print noch online funktioniert heute ein Text ohne Bildmaterial. Ohne Foto ist man als Journalist aufgeschmissen. Die Regeln für die Presse variieren stark. Manche sind entspannt, andere übergenau. Und dann gibt es Fälle wie den von Bryan Adams.

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Seit über zehn Jahren häufen sich weltweit die Berichte über massive Einschränkungen und Ausladungen der Presse bei seinen Konzerten. Akkreditierungen werden kaum oder gar nicht erteilt – und oft sogar einen Tag vorher wieder zurückgezogen. Vor Ort werden Fotografen trotz aller Einschränkungen – „nur ein Song“, „nur Oberkörper“, „keine Nahaufnahmen“, „nur im Verbund mit anderen“ – dann doch nicht zugelassen. In mehreren Fällen wurde eine Berichterstattung sogar ausdrücklich untersagt.

Auch wir entscheiden uns deshalb gegen einen klassischen Konzertbericht – und liefern lediglich eine persönliche Meinung. Schade eigentlich, denn musikalisch hat der Kanadier abgeliefert wie kaum ein anderer derzeit.

„Guten Abend, meine Schatzis“, begrüßte Adams das Publikum und kündigte an, an diesem Abend die größte Party des Landes feiern zu wollen. Trotz des Foto- und Filmverbots auf den Eintrittskarten richteten fast alle ihre Smartphones auf den Künstler.

Bryan Adams ist selbst als Fotograf aktiv, porträtierte unter anderem die Queen. Die strengen Vorgaben bei seinen Konzerten werden oft damit erklärt, dass er sein visuelles Branding selbst kontrollieren will.

Adams ist ein Weltstar. Rock-Ikone. Dass jemand seine Außendarstellung im Griff behalten will, ist vielleicht nachvollziehbar. Doch was sich erneut im Rahmen seiner aktuellen Tour abspielt, erinnert eher an die penible Steuerung öffentlicher Wahrnehmung und nicht an die offene Welt des Rock’n’Roll.

Umso irritierender, dass dieser Kontrollwille von einem Mann ausgeht, der sich öffentlich immer wieder für soziale und ökologische Themen stark macht. Adams unterstützt Amnesty International und setzt sich gegen Tierleid ein.

Der Künstler als Marke, das Image als Produkt – alles soll glänzen, alles muss stimmen. Dabei hätte er das gar nicht nötig. Denn auch wer mit seiner Musik nichts anfangen kann oder sie als „Wohnzimmerrock“ belächelt, muss objektiv anerkennen: Das sind Könner! Seine Band? Hochmotiviert, spielfreudig, präzise. Es war, als würde eine hungrige Rocktruppe auf einer Clubbühne loslegen – nur, dass in Chemnitz Tausende vor der Bühne standen.

Adams ist nicht der einzige Künstler, der mit drastischen Einschränkungen arbeitet – aber einer der sichtbarsten. Und gerade als Fotograf sollte er wissen, wie viel Kraft in einem ehrlichen, ungestellten Moment liegt. Wer diesen Moment zähmt, beschneidet nicht nur die Presse – sondern auch die Kunst.

Die Presse ist kein Dienstleister. Sie ist Beobachterin, manchmal Kritikerin, oft Vermittlerin. Nimmt man ihr die Luft, bleibt nur noch die Konserve: glatt, steril, unnahbar.

Nachrichten Vogtland
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