Titelfoto: A. Leischner / Theater Plauen-Zwickau
„Mei Vugtland is so wunnerschie“, eine Textzeile, die Einheimische und Zugezogene gleichermaßen mitsingen können – so geschah es auch am Samstagabend im Plauener Theater. Das Publikum geriet in Zugzwang, denn einem stilistisch eingesetzten „Seid bereit – Ruf!“ folgte das „Immer bereit – Echo“ aus den Sitzreihen. Und schon war man mittendrin in der Vogtland Revue, die Premiere feierte.
Ein Abend voller Klang und Emotionen
Marie will weg aus dem Vogtland. Doch das Moosweiblein schickt sie auf eine Zeitreise, bei der sie zwischen Bergwerk, Napoleon, Erich Ohser und Webstühlen hin- und her geschleudert wird. Zahlreiche aneinander gereihte Informationen, mit kritischem Blick und versöhnlichem Lächeln, strömen auf die Zuschauerinnen und Zuschauer ein.
Geschrieben von der Dokumentarfilmerin Sabine Michel und umgesetzt von der Regisseurin Mona Sabaschus, holperte die Revue an manchen Stellen. Schon zu Beginn ergriff, wer an der Region hängt, innerlich Partei. “So schlecht ist es hier aber nicht”, war dem einen oder der anderen im Gesicht abzulesen. Und dann sind eben Dialekte auf Theaterbühnen und in Filmen immer ein heikles Thema – besser vielleicht, sie zu meiden, als Darsteller daran scheitern zu lassen. Doch immerhin rettet eine Nebendarstellerin in einer Szene nach der Pause in astreinem Vogtländisch den Klang der Region.
Musik und Emotionen prägen den Abend
Klang ist es im Übrigen auch, der das Stück trägt und versöhnlich machte. Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Undisz sind Klavier, Akkordeon, Triola und Windspiel zu hören und dem Vuchelbeerbaam stehen bekannte Ostrock-Titel gegenüber. Dazu gehörten Pankows „Aufruhr in den Augen“ und „Born in the GDR“ von Sandow. Schließlich erfüllt die wohl schönste, je erklungene Version von „Fliegende Fische“ den Raum, gesungen von Julia Hell in ihrer Rolle als Marie.
Der Gesang als Glanzpunkt der Revue
Gesang ist überhaupt das, womit Julia Hell, Daniel Koch, Claudia Lüftenegger und der Chor dem Name Revue den entsprechenden Glanz verleihen. Koch und Lüftenegger verkörpern mehrere Personen, und Letztere berührt in ihrer Rolle als Großmutter von Marie mit nahezu einem Satz das Herz.
Ein Perspektivwechsel, der sich lohnt
Vielleicht ähnlich wie „You can’t always get what you want“ von den Rolling Stones, als eine der Botschaften des Abends, gepaart mit der Erkenntnis, dass jede Person einen anderen Blick auf die Dinge hat und sich manchmal eben ein Perspektivwechsel lohnt.
Wer einen kurzweiligen Theaterabend sucht und sich auf eine kleine Achterbahn der Empfindungen vom Theaterstuhl aus einlassen möchte, sollte sich für eine der Vorstellungen, die bis Februar auch außer Haus stattfinden, ein Ticket sichern.
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