Titelfoto: C. Chr. Burggraf
Sie zählt zu den erfolgreichsten Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum. Seit Stefanie Heinzmann 2008 die Castingshow von Stefan Raab gewann, hat die stimmgewaltige Schweizerin eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Sechs Studioalben, unzählige Chartplatzierungen, ein Nummer-eins-Album in der Schweiz („All We Need Is Love“) und zahlreiche renommierte Auszeichnungen wie der Echo, die 1Live Krone, der Comet oder mehrere Swiss Music Awards sprechen für sich.
Doch die 36-Jährige ist weit mehr als nur Musikerin. Ihre mitreißenden Live-Auftritte – über 500 Konzerte weltweit, darunter im legendären Apollo Theater in New York – machen sie zu einer gefeierten Performerin. Dabei zeigt sie sich stets offen für kreative Kooperationen: ob mit James Blunt, Lionel Richie, Udo Lindenberg oder jüngst mit dem Mikis Takeover! Ensemble in der Elbphilharmonie.
Auch im sozialen Bereich engagiert sie sich stark – unter anderem als Unicef-Botschafterin, für die Deutsche Kinderhospiz Stiftung oder gegen Mobbing bei Schulkindern. Ihre Rolle als Mentorin und Jurorin in TV-Formaten wie „The Voice of Switzerland“, „Dein Song“ oder „Sing meinen Song“ zeigt, wie sehr ihr die Förderung junger Talente am Herzen liegt.
Im Interview spricht Stefanie Heinzmann über ihre musikalische Entwicklung, welches Ritual vor der Bühne wichtig ist – und warum Dankbarkeit und Teamgeist für sie der Schlüssel zu langfristigem Erfolg sind:
In deinen Songs geht es oft um Selbstliebe und Stärke. Wie hat sich dein Blick darauf in den letzten Jahren verändert?
Ich würde sagen am meisten hat sich verändert, dass ich vor sagen wir mal zehn Jahren nicht so richtig wusste, wie man dahin kommen soll und das oft auch in Songs gesungen habe. Und jetzt mittlerweile durch sehr viel Therapie und sehr viel Arbeit an einen Punkt gekommen bin, an dem ich diese Selbstliebe und auch diese Stärke wirklich fühlen kann. Das macht mich sehr, sehr dankbar. Das macht mich wirklich jeden Tag dankbar, dass ich mittlerweile so Tools habe für mich, mich gut zu fühlen und mich ehrlich wohlzufühlen in meiner Haut. Das ist ein tolles Gefühl.
Wann erscheint dein neues Album? Zwei Singles sind ja bereits veröffentlicht?
Das neue Album kommt am 10. Oktober 2025 raus. Das wird es in der Zwischenzeit auch noch zwei weitere Songs geben – die veröffentlicht werden – bevor das Album rauskommt. Und ich freue mich sehr darauf. Das Album wird „Circles“ heißen.
Gibt es einen Song auf deinem aktuellen Album, der dir persönlich besonders viel bedeutet und warum?
Ja, ehrlich gesagt jeder Song. Die sind mir alle wahnsinnig nah. Sie sind sehr persönlich. Das ist wirklich eine schwierige Frage, aber ich glaube das Power auf jeden Fall einer ist, der mir gerade wahnsinnig nah ist. Das passt auch zu ersten Frage, weil es um diese innere Stärke geht, die ich da gefunden habe. Und von der ich wirklich überzeugt bin, dass die jeder in sich trägt. Ich daran glaube, dass wenn wenn wir alle diesen Impulsen folgen und diese innere Stärke suchen und finden, dass dann auch das Zusammenleben noch viel mehr Spaß macht.
Du spielst am Samstag zum Spitzenfest in Plauen. Warst du schon mal im Vogtland vorher?
Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so genau. Also ich werde mit dem Auto anreisen und freue mich ja immer, weil ich so noch ein bisschen flexibler bin. Durch dieses Rumfahren sehe ich auch immer noch ein bisschen was von der Gegend. Ich bin sehr gespannt, aber ich glaube in der Nähe von Plauen war ich noch nicht.
Wie empfindest du die Entwicklung der Musikbranche seit deinem Durchbruch 2008?
Oh wild, sehr wild und groß. Es war eine riesengroße Entwicklung und Veränderung. Das ganze Konsumverhalten hat sich komplett geändert. Also natürlich der Wechsel von CDs auf fast komplett digitalen Konsum. Der Streaming Konsum, der sich wahnsinnig verändert hat und natürlich einfach auch das Internet grundsätzlich. Das bietet so vielen Menschen die Möglichkeit ihre Musik zu spielen. Und das finde ich auf der einen Seite ganz toll, weil viele Leute die Chance bekommen. Auf der anderen Seite macht es das manchmal glaube ich auch schwerer, weil es so viel gibt und weil man so viel entdecken kann. Oft wird mir die Frage gestellt, ob ich die Entwicklung gut finde oder nicht. Darüber mache ich mir gar keine Gedanken, weil es ja gar nicht darum geht, ob ich es gut finde oder nicht. Es ist einfach wie es ist und ich glaube wir alle versuchen uns darin zurecht zu finden beziehungsweise Möglichkeiten und Wege zu finden unsere Musik zu machen – nachhaltig.

Welche Rolle spielt Achtsamkeit oder innere Balance in deinem Alltag als Künstlerin?
Eine riesengroße Rolle spielt das, weil der Alltag von mir doch sehr voll ist und sehr hektisch . Jeden Tag sind viele Leute um mich herum. Ich reise sehr, sehr viel. Und je älter ich werde, desto anstrengender finde ich das Reisen mittlerweile auch. Aber ich glaube eben genau mit dieser Achtsamkeit und Balance, dass ich da sehr stressfrei durchkomme. So kann ich alles sehr genießen und wahrnehmen. Ich fühle mich sehr privilegiert und bin demütig, dass ich den Job machen kann, den ich so innig liebe. Deshalb versuche das alles sehr bewusst wahrzunehmen und gleichzeitig mich auch immer wieder zurückzuziehen – denn Ruhe dann tut mir sehr gut.
Welche Verantwortung spürt man als öffentliche Person in Zeiten von Social Media?
Ich finde schon, dass das wichtig ist, wie ich mich zeige und was ich in der Öffentlichkeit sage. Und ich finde schon, dass das eine gewisse Verantwortung ist, wobei ich Künstler und Künstlerinnen auch verstehen kann, die sagen ich mache halt das was ich tue und sehe da keine Verantwortung. Ich finde, dass man sich diese Verantwortung nicht nehmen muss. Ehrlich gesagt sind Menschen sehr individuell. Aber mir ist das schon sehr wichtig, dass ich Themen anspreche in der Öffentlichkeit, die mir wichtig sind. Gerade auch, wenn es um die mentale Gesundheit geht oder ein respektvolles Miteinander. Das sind schon alles Dinge, die mir sehr wichtig sind sie auch zu teilen.
Wer oder was inspiriert dich aktuell künstlerisch?
Wir sind jetzt in den letzten Atemzügen mit der Arbeit zum neuen Album. Da inspirieren mich am allermeisten meine Produzenten tatsächlich. Das sind alles Musikerinnen und Musiker: Jake Isaac, Lightnin – eine tolle Produzentin und Musikerin aus London und Steffen Graef aus Hamburg. Ich fühle mich sehr inspiriert von diesem Menschen, die dieses Album gezaubert haben. Und ich bin wahnsinnig dankbar für ihre Arbeit.
Was bedeutet Erfolg für dich heute — und hat sich diese Definition im Laufe deiner Karriere verändert?
Ehrlich gesagt kann ich das nicht so ganz beantworten, weil ich nicht weiß, wie ich Erfolg als 18-Jährige definiert habe. Vielleicht war es so dieses klassische erfolgreich sein heißt viel Geld und Ruhm. Ich glaube auch nicht, dass ich mir mit 18 sehr viele Gedanken darüber gemacht habe, aber ich würde fast tippen, dass das so die die naiven Gedanken waren von mir. Mittlerweile bedeutet Erfolg für mich, dass ich etwas tun kann, was ich von ganzem Herzen liebe und tatsächlich davon leben kann. Vor allem aber auch, dass ich was mit Leuten teilen darf. Also, ich liebe es halt erstens im Team zu arbeiten und zweitens diese Musik dann weiterzugeben an ganz viele Menschen. Das ist für mich Erfolg und ein riesiges Privileg.
Was ist der schönste Moment für dich auf der Bühne?
Es ist einfach das Musik machen. Ich erwische mich so oft bei einem Konzert diesen Moment so einzusaugen. Dann wird mir so ganz bewusst, dass ich eine tolle Band auf der Bühne habe, die alle ihr Talent mit mir teilen. Und wenn es einfach so toll klingt, dann schaue ich in die Menschenmenge und wehe da so viele, die sich die Zeit genommen haben und ein Ticket gekauft haben und dabei sind. Und wir machen uns eine schöne Zeit, ohne uns zu kennen. Und das finde ich so schön. Das ist für mich das Allerschönste der Welt.
Gibt es einen Song, den du immer in dein Live-Set packst — und warum?
Ja, tatsächlich ist es glaube My Man Is a Mean Man Also es gab schon Konzerte, bei denen wir den nicht gespielt haben. Aber jetzt auch noch 17 Jahren, ist der fix im Set drin und das macht Spaß. Dieser Song ist das Symbol für meine vergangenen Jahre. Mit dem hat alles angefangen und dafür ja bin ich ganz dankbar und freue mich auch darüber.
Gibt es ein Ritual, ohne das du nicht auf Tour gehst?
Also vor der Tour nicht direkt. Ich packe einfach meine Koffer und dann geht es los. Allerdings gibt es so ein Ritual, ohne dass ich nicht auf die Bühne gehe. Kurz vor der Show stellen wir uns alle in einen Kreis. Ich bedanke mich bei allen und versuche noch mal alle ins Hier und Jetzt zu holen. Ja, also ohne den Kreis gehen wir eigentlich nicht raus.
Was machst du als Erstes, wenn du von einer Tour zurück nach Hause kommst?
Wenn ich von der Tour zurück nach Hause komme, dann schmeiße ich erstmal meine Koffer irgendwohin. Aber die packe ich nicht direkt aus. Das ist total blöd. Das versuche ich bis bis heute das einfach direkt zu machen. Aber das habe ich noch nie geschafft oder nur selten. Erstmal komme ich tatsächlich an. Ich setze mich auf den Balkon und wusel so rum. Und vielleicht schlafe ich ein bisschen. Schlafen ist auch so ein Ding, das ich sehr gerne mache, wenn ich zu Hause bin.
Nachgefragt bei…Stefanie Heinzmann
Lieblingsessen: Raclette |
Lieblingsmusik: Soul |
Lieblingswort: schön |
Lieblingsort: …mein Zuhause |
Lieblingsmoment: Die goldene Stunde macht mich einfach glücklich, abends bevor die Sonne untergeht. Also manchmal weine ich auch vor Glück, weil das so schön ist. |
Die „Circles Tour 2026“ führt die Künstlerin durch bestuhlte Theater und Konzerthäuser in Deutschland und der Schweiz. Der Vorverkauf auf eventim.de hat bereits begonnen.
Mehr Infos unter: stefanieheinzmann.de
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