Titelfoto: Stephanie Rössel
Mit einem gleichermaßen mutigen wie musikalisch eindrucksvollen Abend wurde das diesjährige Schumann-Fest Plauen-Zwickau eröffnet. Die Clara-Schumann-Philharmoniker überraschten mit einem Programm, das klassische Klangmuster hinterfragte und verformte. Besonders ein Werk sorgte für ungläubiges Staunen und begeistertes Raunen im Publikum: „Para-ode“ von Rino Murakami.
Es war ein Auftakt, der gleich ein Zeichen setzte – für Innovation, Mut zur Klangvielfalt und die Sichtbarkeit von Komponistinnen. Bis zum 15. Juni widmet sich das Festival dem Schaffen weiblicher Komponierkunst – von der Romantik bis zur Gegenwart.
„Para-ode“ – Wenn Musik auf Konzeptkunst trifft
Ungewöhnlich war es – aber mit voller Absicht: „Para-ode“, die Komposition der japanischen Künstlerin Rino Murakami, ließ das Publikum aufhorchen – oder besser gesagt wahrnehmen, was sonst überhört wird. Da entspringt einer Klarinette lediglich ein Luftstoss, dazwischen Klopfen auf einer Kokosnuss. Klang oder Geste? Musik oder performativer Impuls? Die Clara-Schumann-Philharmoniker zeigten sich hier von ihrer experimentellen Seite.
Komponistinnen im Mittelpunkt: Farrenc, Schumann und Mayer
Werke weiterer drei Komponistinnen erklangen, deren Schaffen zu Lebzeiten kaum Anerkennung fand. Mit ihrer „Ouvertüre Nr. 1 op. 23 e-Moll“ ließ Louise Farrenc das Orchester dramatisch und präzise in das Programm einsteigen. Die Mischung aus klassizistischer Formstrenge und romantischer Expressivität wirkte kraftvoll.
Clara Schumanns „Konzertsatz für Klavier und Orchester f-Moll“ offenbarte eine andere Klangfarbe. Feinfühlige Phrasierungen und eine eher lyrische Handschrift zeichnen dieses eher selten zu hörende Werk aus.
Mit der „Sinfonie Nr. 6 E-Dur“ von Emilie Mayer schlugen die Musikerinnen und Musiker schließlich die Brücke zwischen Romantik und früher Moderne. Die Komposition, voller Kontraste und raffinierter orchestraler Ideen, setzten die Philharmoniker um.
Dirigentin Yura Yang bringt internationale Erfahrung nach Zwickau
Am Pult stand Yura Yang, die seit Beginn der Spielzeit als Erste Kapellmeisterin an der Oper Leipzig tätig ist. Ihre Leitung wirkte klar und nuanciert. Sie studierte an der Hochschule für Musik Detmold und an der Hochschule für Musik und Theater München. Ihr Repertoire reicht von klassischer Oper bis hin zu großen Konzertwerken und Ballettproduktionen. Sie dirigierte bereits international renommierte Werke wie Mozarts „Die Zauberflöte“, Strauss’ „Salome“, Tschaikowskys „Pique Dame“ sowie Bizets „Carmen“. Auch Ballettklassiker wie „Schwanensee“ und „Romeo und Julia“ gehören zu ihrem Portfolio.
Der Wechsel von Karlsruhe nach Leipzig war für sie nicht nur ein beruflicher Schritt, sondern auch ein persönlicher: „Ein Teil der Familie meines Mannes lebt in Leipzig“, erklärte sie – ein Motivationsfaktor, der ebenso menschlich wie nachvollziehbar ist.
Das Schumann-Fest als musikalisches Statement
Das diesjährige Schumann-Fest ist mehr als eine Hommage an Clara Schumann. Es ist ein kulturpolitisches Signal für Gleichberechtigung und das Sichtbarmachen weiblicher Komponistinnen.
Das vollständige Programm des Schumann-Fests: https://www.schumann-zwickau.de/de/schumannfest.php
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