Schattenmann: “Der Kreativität freien Lauf lassen oder auf Nummer sicher gehen war die Frage”

Seit 2016 mischt die Nürnberger Band Schattenmann kraftvolle Metal-Riffs mit treibenden elektronischen Elementen und hat sich damit eine treue Fangemeinde aufgebaut. Mit vier Studioalben – darunter „Epidemie“ (2019) und „Día de Muertos“ (2023) – konnte die Band beachtliche Erfolge erzielen.

Live überzeugen sie regelmäßig auf Festivals und Konzerten. Singles und Remixe zeigen ihre musikalische Vielseitigkeit. Kürzlich spielten sie auf dem Reborn-Festival in Zwickau. Ein neues Gesicht an den Drums wurde vorgestellt und eine geheimnisvolle Ankündigung wurde ausgesprochen.

Im Interview spricht Frontmann Frank Herzig nun über Veränderungen, neue Musik und spannende Live-Erlebnisse:

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Words and Wonders

In der Band gibt es Neuerungen. Welche genau?

Ja richtig, es hat sich einiges verändert. Neuer Trommler, neue Optik, neue Musik. Wir haben einen radikalen Schnitt gemacht und einen richtigen Neustart hingelegt.

Ihr habt angekündigt, dass es musikalisch anders wird? Doch scheinbar steht gerade allgemein ein Wandel an? Erzähl doch mal!

Ja genau so ist es. Wir haben uns musikalisch im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt. Von Album zu Album, doch beim Songwriting zum kommenden Album ist diese Weiterentwicklung am größten, gravierendsten gewesen. Es waren die Ideen zu Songs und die Musik, die nach Veränderung geschrien haben. Wir standen vor der Wahl unserer Kreativität freien Lauf zu lassen oder auf Nummer sicher zu gehen und so weiterzumachen wie bisher. Aber das wären nicht wir, das wäre nicht Schattenmann und es hätte uns nicht glücklich gemacht. Heraus kam ein Mix aus Metal mit Core-Elementen – ein kompletter Stilbruch zu den bisherigen Alben. Es fühlt sich super an. Wir haben alle das Gefühl, uns ein neues musikalisches Zuhause gegeben zu haben und angekommen zu sein! Wenn man sich musikalisch so verändert, dann ist auch mit einem selbst etwas passiert. Das eine geht nicht ohne das andere einher, und genau diese Veränderung haben wir auch mit unseren neuen Outfits sichtbar gemacht.

Wie würdest du die Bandentwicklung über die vergangenen Jahre beschreiben?

Es ging immer voran. Manchmal einen Schritt vor und zwei zurück, aber global betrachtet sind wir nie stehen geblieben. Das bezieht sich auf alle Bereiche – Songwriting, Live-Auftritte oder alles andere, was zu einer Band dazugehört. Wir sind daran gewachsen, haben dazugelernt.

„Día de Muertos“ stieg erstmals in die Top-10 der deutschen Charts – wie fühlt sich dieser Meilenstein für euch an und wie hat sich das auf eure künstlerische Entwicklung ausgewirkt?

Wir sind super stolz, aber auch demütig und dankbar. Diesen Erfolg verdanken wir unseren Fans. „Día de Muertos“ war schon auch wirklich anders als die Alben davor und hat uns in gewisser Weise den Weg geebnet. Nach so einem Album wieder ans Songwriting zu gehen, bringt aber Druck mit sich. Den Mut zu finden, trotz des Erfolgs musikalisch neue Wege zu gehen, war nicht leicht.

Eure Single „Dickpic“ thematisiert eine relevante Problematik auf unkonventionelle Weise. Plant ihr weitere Songs zu gesellschaftlichen Reizthemen?

Einen Song wie „Dickpic“ kann man nicht planen. Wenn uns Themen beschäftigen, die uns triggern, kann es sein, dass wir das musikalisch verarbeiten oder auch nicht. Wenn wir etwas zu sagen haben, tun wir das. Aber in erster Linie wollen wir mit unserer Musik den Menschen Freude machen.

Gibt es Künstlerinnen oder Künstler, mit denen ihr gerne mal zusammenarbeiten würdet?

Unzählige! Es gibt so viele großartige Bands und Künstler aus den verschiedensten Genres.

Ihr habt wohl auch mal negatives Feedback für Songs erhalten? Ich denke an deine Aussage kürzlich zu Komet beim „Reborn”. Magst du darüber erzählen?

Ja klar. Zu jedem Song gibt es auch negatives Feedback, und das gehört zum Musikerdasein dazu. Geschmäcker sind verschieden, da bleibt Kritik nicht aus. Wir haben gelernt, Kritik gerade in sozialen Medien zu filtern und nicht persönlich zu nehmen. Konstruktiver Kritik stellen wir uns aber gerne, sie ist lehrreich. In der Musik gibt es kein Richtig oder Falsch, das macht es manchmal schwierig.

Was steht denn nun konkret in den kommenden Monaten an?

Einiges! Wir wurden von Die Krupps auf ihre Tour eingeladen, die Ende August startet. Am 28. August 2025 erscheint eine neue Single, danach spielen wir auf dem Eisbrecher VKV Festival. Weitere Singles folgen, 2026 erscheint ein neues Album und unsere eigene „ENDGEGNER“-Tour stehen ebenfalls an.

Was war der schlimmste und der schönste Moment auf der Bühne bisher?

Mein schlimmster Moment war zugleich einer der schönsten. Auf der „Día de Muertos“-Tour war ich richtig krank. In Hamburg hatte ich Fieber und kaum Stimme. Zwei Stunden vor der Show überlegten wir abzubrechen, aber wir wollten die Fans nicht enttäuschen. Ich musste alle Songs tiefer singen, meine Stimme brach immer wieder weg. Die Fans haben uns durch das Konzert getragen, laut und textsicher mitgesungen – unbeschreiblich. Publikum und Band als eine Einheit – das war unglaublich.

Wie sieht euer Bandchat auf WhatsApp aus? Mehr Memes, mehr Tourplanung oder mehr spontane Songideen?

Da steht nichts Spektakuläres drin. Er ist super diszipliniert, wenig Bullshit. Es geht tatsächlich nur um Organisatorisches und Bandinternes.

Nachgefragt bei…Frank Herzig
Lieblingsessen: Burger
Lieblingsmusik: Metal
Lieblingswort: Katastrophe
Lieblingsort: Nürnberg
Lieblingsmoment: …der Beginn eines Konzertes 
Nachrichten Vogtland
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