Titelfoto: Privatarchiv Hildegard Knef
„Alles, was man schreibt, glaube ich, ist doch verschämt oder weniger verschämt autobiografisch. Und ich bin da ziemlich hemmungslos und unverschämt autobiographisch oder sagen wir…ich kann nur über das schreiben, was ich empfinde. Und sei es auch nur einmal für ganz kurze Zeit“, mit diesen ehrlichen Worten beschrieb Hildegard Knef einst ihr künstlerisches Selbstverständnis. Zum 100. Geburtstag der vielseitigen Künstlerin wird nun ihr Leben in einem ebenso tiefgründigen wie ehrlichen Dokumentarfilm neu beleuchtet: „Ich will alles. Hildegard Knef“.
Ein emotionaler Rückblick auf ein außergewöhnliches Leben
Im Jahre des runden Geburtstag am 28. Dezember 2025 erscheint mit „Ich will alles. Hildegard Knef“ ein Dokumentarfilm, der sich ganz der faszinierenden Lebensgeschichte der Sängerin, Schauspielerin und Autorin widmet. In einer einzigartigen Kombination aus Archivaufnahmen, offenen Interviews und legendären Talkshow-Momenten gewährt Regisseurin und Drehbuchautorin Luzia Schmid einen intensiven, sehr persönlichen Blick auf das Leben einer Frau, die stets weit über ihre Zeit hinausging.
Zwischen Mut und Überforderung: Das künstlerische Doppelleben
„Manchmal alleine auf eine Bühne zu gehen und zu singen, zwei Stunden lang: Das ist Löwenmut. Oder allein ein Buch zu schreiben, zwei Jahre hinter dem Schreibtisch. Ich habe ja doch zwei Berufe, der eine sehr introvertiert, der andere sehr extrovertiert. Beide überfordern mich manchmal. Dennoch ist es offenbar mein Schicksal oder mein Trauma oder meine Neurose, dass ich mich überfordern möchte“, sagte Knef einst – und bringt damit auf den Punkt, was den Film besonders greifbar macht: das ewige Spannungsfeld zwischen Kraft und Verletzlichkeit, zwischen Bühne und Einsamkeit, zwischen Ruhm und Zweifel.
Ein filmisches Kaleidoskop aus Ton, Text und Zeitdokumenten
Erzählt wird die Geschichte unter anderem durch von Nina Kunzendorf gelesene Passagen aus Knefs Büchern – eine Stimme, die dem inneren Monolog der Künstlerin Ausdruck verleiht. Die bekannten Hildegard Knef Chansons durchziehen den Film wie ein roter Faden und erinnern an die musikalische Tiefe und poetische Kraft ihrer Texte. Diese sorgfältig ausgewählten musikalischen Fragmente fügen sich nahtlos in das filmische Gesamtbild ein und lassen Vergangenheit lebendig werden.
Ein Werk der Nähe – ohne den Anspruch auf Erklärung
Was der Film jedoch nicht macht, ist das Rätselhafte der Knef aufzulösen. Das Schillern der Persönlichkeit bleibt – wie auch im echten Leben – bestehen. Der Film versucht nicht, Antworten zu erzwingen, sondern zeigt Nähe. Nähe zu einer Künstlerin, die nie vollständig greifbar war, deren Zitate unvergessen sind, wie etwa „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“.

Regisseurin Luzia Schmid über ihre Annäherung an die Ikone
„Hildegard Knef war eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Als Künstlerin war sie gesegnet mit vielen Talenten, einer ungeheuerlichen Kreativität und Schaffenskraft. Ich begegnete im Archiv und in ihren Büchern und Schallplatten einer begnadeten Texterin, Schriftstellerin, Schauspielerin und Sängerin. Einer Frau, die unerschrocken ambitioniert war, die dieses ‚Ich will alles!‘ wahrhaftig lebte, die ihre Erfolge aus vollen Zügen genoss“, beschreibt Schmid ihre Eindrücke aus der intensiven Arbeit mit dem umfangreichen Material.
Zwischen Schmerz und Öffentlichkeit: Ein Leben auf dem Präsentierteller
Der Film scheut sich nicht, die Schattenseiten zu zeigen. Hildegard Knef überlebte nicht nur den Zweiten Weltkrieg als junge Frau, sondern kämpfte später auch gegen den Krebs und die bittere Enttäuschung ihrer Ehe – alles unter den Augen der Öffentlichkeit. Gerade diese Offenheit im Umgang mit persönlichen Krisen macht den Film so ergreifend. Für Luzia Schmid ist es besonders dieses Spannungsfeld zwischen Selbstdarstellung und Verletzlichkeit, das sie als Erzählerin in den Bann zieht.
Filmvorführung in Plauen: Ein Pflichttermin für Kunst- und Filmfreunde
Während der Dokumentarfilm bereits seit Anfang April in vielen Kinos der Großstädte zu sehen ist und war, dürfen sich jetzt die Zuschauer in Plauen freuen: Am 12. und 13. Mai 2025 wird „Ich will alles. Hildegard Knef“ im Malzhaus gezeigt. Ein Werk nicht nur für Fans. Eher ein Streifen, den man mehr als mehrfach schauen kann, aber wenigstens einmal gesehen haben muss.
Mehr Infos zur Filmvorführung im Malzhaus HIER.
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