Hinter den Kulissen: Nadel, Stoff und Fantasie – die Schneiderei des Theaters Plauen-Zwickau

Titelbild: Stephanie Rössel – In der Theater-Schneiderei arbeitet Kerstin Patzenbein schon sehr lange.
Ein feiner Duft von Stoffen liegt in der Luft, gemischt mit dem leisen Surren und Rattern der Nähmaschinen. Zwischen Regalen voller Garne und Stapeln aus Samt, Seide und Brokat leuchtet es in allen Farben. Es glitzert, raschelt und lebt – mitten in Zwickau, in der Schneiderei des Theaters Plauen-Zwickau, wo aus Ideen und Stoffbahnen manchmal richtige Kunstwerke entstehen.

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Hier arbeiten mehr als ein Dutzend Schneiderinnen und Schneider – konzentriert, geduldig und mit einem feinen Sinn für Form und Farbe. Mehrere Produktionen- die auf die Bühne gebracht werden – laufen parallel. Jedes Projekt verlangt nach seiner eigenen Welt aus Stoff. Die Arbeit ist vielfältig, anspruchsvoll und geprägt von unermüdlicher Leidenschaft für das Detail. Für die eine oder andere Aufführung sind nur wenige Kleidungsstücke notwendig, doch bei Inszenierungen wie beispielsweise “Der Medicus”, sind es auch schonmal weit über hundert Kostüme.

Der größte Teil der Kostüme entsteht in Zwickau. In Plauen gibt es ebenfalls eine kleine Schneiderei. Dort werden kleinere Aufträge und Änderungen umgesetzt. Alles wird den Darstellerinnen und Darstellern auf den Leib geschneidert. Vor einem großen Spiegel finden die Anproben statt. Die Schuhe und Kleider wirken wie Stillleben in den Räumen und Gängen.

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Von der Skizze zum Kostüm – kreative Präzision und Handwerk

Wenn die Ausstatter ihre Visionen lange vor einer Premiere in die Werkstatt bringen, reichen die Vorlagen von detailreichen Skizzen bis hin zu Stoffproben oder vagen Ideen. Dann beginnt das Handwerk: messen, schneiden, nähen, stecken, probieren. Die Schneiderei verwandelt Entwürfe in tragbare Kunstwerke. Jedes Kostüm muss exakt passen, perfekt fallen und zugleich dem künstlerischen Entwurf treu bleiben.

Manchmal fordert die Realität kleine Anpassungen – es wird improvisiert, ausprobiert und neu gedacht. Doch die Hingabe bleibt dieselbe. Zwischen Fäden, Stecknadeln und Kreidespuren entstehen Charaktere aus Stoff, die später auf der Bühne zum Leben erwachen. Der Moment, wenn der Vorhang sich hebt und das Publikum die fertigen Kostüme bewundert, ist auch eine Art stiller Lohn für diese Arbeit.

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Hier entsteht das Kostüm für den Papagei in Aladdin.

Maßarbeit für die Fantasie

Ob opulente Roben, filigrane Tanzkleider oder historische Gewänder – jedes Stück ist eine Maßanfertigung. Die Schneiderei des Theaters Plauen-Zwickau zeigt, dass Handwerk und Kunst untrennbar miteinander verbunden sind. Sie ist das Ergebnis unzähliger Stunden, geschickter Hände und einer tiefen Liebe zum Kostümbild, das jede Vorstellung zum Funkeln bringt.

Für die verschiedenen Aufführungen muss viel neu gefertigt werden. Manches wird aber auch aus dem riesigen Fundus umgearbeitet. Einige Gewänder werden auch dazu gekauft. Zu DDR-Zeiten habe man aus Mangel an Material mehr improvisieren müssen, erzählt Kerstin Patzenbein, die zu den Urgesteinen an der Nähmaschine gehört. Zwei Dinge seien damals aber auch noch anders gewesen. Die Theater in Zwickau und Plauen waren jeweils eigenständig und gehörten nicht zusammen und das Ensemble war wesentlich größer als jetzt.

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