Titelfoto: R. Gaens
Die Bühne ist für ihn seit mehr als vier Jahrzehnten ein Zuhause, doch wenn Heinz Rudolf Kunze über die Veränderungen in der Musikbranche spricht, klingt Wehmut mit. Zwischen Vinyl, CDs und Streaming spannt sich für den Musiker eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Während andere sich längst dem rein Digitalen zugewandt haben, hält Kunze an physischen Tonträgern fest – und verleiht seinem aktuellen Album „Angebot und Nachfrage“ bewusst eine greifbare Gestalt.
Kritik am Wandel: Wenn Streaming das Haptische ersetzt
„Ich komme mir vor wie ein Dinosaurier aus einer anderen Zeit“, sagt Heinz Rudolf Kunze, wenn er auf die heutige Musikindustrie angesprochen wird. Das Schwinden von Analogem empfindet er als kulturellen Verlust. „Früher konnte man jemand mit einer CD als Geschenk eine Freude machen. Das geht mit Streaming alles nicht“, stellt er klar.
Über 40.000 Exemplare besitzt er selbst – akribisch alphabetisch sortiert. Immer wieder darin zu stöbern ist für ihn ein ganz eigenes Erlebnis. Genau diese Leidenschaft spiegelt sich auch in seinem neuen Werk wider. Neben der digitalen Veröffentlichung hat er für die Fans greifbare Sammlerstücke geschaffen – Vinyl, CD und ein aufwendig gestaltetes Buch mit Hochglanzfotos, alles vereint unter dem Titel „Angebot und Nachfrage“.
Heinz Rudolf Kunze Konzerte: Zwischen Klassikern und neuen Songs
Auch wenn es in diesem Jahr noch einige Konzerte geben wird, plant Kunze die große Tour 2026. Sein Publikum darf sich darauf verlassen, dass die legendären Titel Teil jedes Abends sein werden: „Dein ist mein ganzes Herz“, „Finden Sie Mabel“ oder „Alles was sie will“ gehören für ihn fest ins Programm.
„Ich weiß natürlich, dass mein Publikum das erwartet. Deswegen ist so ein Konzert immer ein Kompromiss zwischen alten und neuen Liedern“, erklärt Kunze. Nach über 40 Jahren im Rampenlicht und weit mehr als 40 Alben hat er die Auswahl aus einem gewaltigen Repertoire – eine musikalische Schatzkiste, die kaum ein anderer deutscher Künstler in dieser Form bieten kann.

Kreativer Schaffensdrang: 600 Texte pro Jahr
Während andere nach Jahrzehnten auf der Bühne kürzertreten, bleibt Kunze rastlos. Jährlich entstehen rund 600 neue Texte. „Wenn ich ein paar Tage nicht schreibe, fühle ich mich nicht mehr gut“, erzählt er lachend. Inspiration beschreibt er als schwer fassbar: „Die Texte fliegen mich an und ich muss sie dann sofort aufschreiben.“
Dass Heinz Rudolf Kunze kein Blatt vor den Mund nimmt, schätzen viele seiner Hörer. Kritik an Politik, Gesellschaft und der eigenen Branche verpackt er oft in seine Lieder – sprachlich präzise und reich an Metaphern. „Es ist doch leider so, dass wir uns im Schleudergang in Richtung Lallgrenze bewegen“, kommentiert er die Entwicklung und unterstreicht damit, wie wichtig ihm die deutsche Sprache ist.
Von Osnabrück in die Charts: Die Karriere von Heinz Rudolf Kunze
Geboren und aufgewachsen in Osnabrück, studierte Kunze Germanistik und Philosophie und absolvierte das Lehramtsexamen, bevor er sich ganz der Musik und Literatur zuwandte. Den kommerziellen Durchbruch feierte er 1985 mit dem Song „Dein ist mein ganzes Herz“. Dieses Stück ist längst ein Klassiker, und zum Jubiläum erschien in diesem Jahr bereits die dritte Duett-Version: Nach Pe Werner und Nicole sang nun auch Annett Louisan den Titel gemeinsam mit ihm.
Nachgefragt bei…Heinz Rudolf Kunze
Lieblingsessen: Indisch |
Lieblingsmusik: …ich habe 40.000 Tonträger :-) |
Lieblingswort: Wichtel |
Lieblingsort: San Francisco |
Lieblingsmoment: …wenn morgens über dem Kopf die Dusche angeht |
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