Wenn man mit ihr im Vogtland unterwegs ist, dauert es nicht lange, bis die erste Stimme ruft: „Ach, de Landrätin!“ Und schon lacht sie und findet im feinsten vogtländischen Dialekt ein paar freundliche Worte. Therese Langhof-Thomas transportiert das Lebensgefühl der Region wie kaum jemand anders, und lernen kann man immer etwas von ihr – das ist aber wohl auch beruflich bedingt.
Musikalische Wurzeln und ein unerwarteter Berufsweg
Ihr Opa war von 1933 bis 1963 Konzertmeister. Ihr Vater war von 1958 bis 2001 Tutti-Geiger. „Eigentlich bin ich sozusagen im oder mit dem Theater aufgewachsen, deswegen wollte ich auch Musik studieren und habe schon als Kind Geige spielen gelernt“, erzählt die gebürtige Plauenerin. Aber da für das Studium entweder Abitur oder Berufsausbildung notwendig war, entschied sie sich nach der Polytechnischen Oberschule zuerst für eine Ausbildung bei der Post.
Kurz nach der Wende ergab sich dann die Chance, im Theater vorzuspielen. „Mein Plan war, in der Außenstelle der Weimarer Hochschule für Musik, die es damals in Gera gab, zu studieren. Das wäre ganz nah an Zuhause gewesen. Doch genau da wurde die Außenstelle geschlossen und mein Traum platzte, denn ganz weg nach Weimar oder Leipzig wollte ich nicht“, erinnert sie sich.
Vom Paketaustragen zur Arbeit mit Kindern
Und so arbeitete sie 24 Jahre bei der Post und trug elf Jahre Pakete aus. In Grünbach, Neustadt, Falkenstein und später auch in Preißelpöhl kennt sie jedes Haus. Nebenher gab die dreifache Mutter noch Früherziehungsunterricht in der Kindertagesstätte.
Gesundheitliche Probleme mit dem Rücken stellten die Weichen dann nochmal ganz neu. Und so absolvierte sie von 2011 bis 2014 eine Ausbildung als Erzieherin. Im Anschluss arbeitete sie in der Kita und der Kinder- und Jugendhilfe und hat nun ihren Platz im Hort gefunden.
Dort gab es kürzlich Tränen. Resi, wie sie von allen genannt wird, hat sich die Haare abgeschnitten. „Als ich in den Hort kam, ist ein Kind sofort in Tränen ausgebrochen. Nun muss ich sie halt wieder wachsen lassen“, zuckt sie grinsend mit den Schultern.
Auf der Bühne und vor Publikum
Große und kleine Menschen mitreißen konnte sie wohl schon immer. Öffentlich versuchte sie dies allerdings zum ersten Mal vor etwa 20 Jahren bei der „Nacht der Museen“ in den Weberhäusern. Erotische Gedichte wollte sie in die Welt tragen, bemerkte aber schnell, dass das Publikum viel mehr auf ihre persönlichen Interpretationen reagierte. Von 2007 bis 2009 spielte sie im Übrigen am Plauener Theater eine Rolle in dem Stück „Acht Frauen“.
Teil der Museumsnacht zu sein, behielt sie bei und ist seit vielen Jahren im Atelier von Thomas Beurich zu erleben – in diesem Jahr am 27. Juni. Außerdem hat sie ein Solo-Programm, das sie jährlich zum Frauentag im Schloss Leubnitz zum Besten gibt. Der Andrang ist so groß, dass es im Juni einen zweiten Abend gibt, bei dem sie allen einen “Jetlag der Lustbarkeiten” verschafft.
Mehr Sinnlichkeit in die Politik
Im Übrigen, Lust an etwas und Freude, zeichnen die leidenschaftliche Vogtländerin aus. Banalitäten sind ihr zu wenig. Sie mag das Leben in allen Facetten und hat ganz bewusst bei ihrer Kandidatur zum Kreistag den Slogan „Mehr Sinnlichkeit in die Politik“ gewählt. Und so sitzt der offizielle Landrat Thomas Hennig seit ein paar Monaten der Landrätin gegenüber.
Zu dieser wurde Therese Langhof-Thomas vor ein paar Jahren aus einem Spaß heraus. Doch der kleine Scherz nahm so schnell Fahrt auf, dass die eigentliche Kunstfigur inzwischen eng mit ihr verschmolzen ist. Einmal in der Woche glüht der heiße Draht ins “Olber-Office“. Im Vogtland Radio greift die “Vogtlandrätin” aktuelle Themen und Geschehnisse der Woche auf. Und selbst mit ihrem charmanten Augenzwinkern verfehlt da der eine oder andere kleine Pfeil sein Ziel nicht.
„Übrigens, musikalisch bin ich wohl total links. Vor einiger Zeit habe ich die Arbeiterkampflieder für mich entdeckt. Als Kind habe ich die gehasst, und jetzt ist dieser treibende Rhythmus irgendwie eine Art Ohrwurm“, verrät sie lachend.
Zukünftige Projekte und Blind Dates
Am 27. März ist sie im Erzählcafé im Quartier 30 zu erleben. Dort spricht sie aus ihrem Leben unter dem Motto „Frauen in Plauen“. Außerdem gibt es mehrere Blind Dates pro Jahr mit ihr, ein Projekt mit Lars Buchmann. Dabei trifft sie jedes Mal einen ihr unbekannten Gast, mit dem sie dann spontan den Abend verbringen und sprechen soll. Ihre Offenheit und Zugewandtheit machen es leicht und versprechen eine unterhaltsame Zeit.
Außerdem gibt es noch Pläne für ein neues Projekt, das bald Premiere hat. Darüber wird beim Vogtlandstreicher in den nächsten Tagen mehr zu erfahren sein.
Nachgefragt bei…Therese Langhof-Thomas
Lieblingsessen: Erdäpfel und Quark, wahlweise auch mit Brathering |
Lieblingsmusik: Schlager der 30er und 40er, Arbeiterkampflieder |
Lieblingswort: herrlich und furchtbar |
Lieblingsort: …de Schwander Höh’ und mei Garten |
Lieblingsmoment: …früh um fünfe an meinem Küchentisch ganz für mich |
Die Landrätin auf Mission: Vogtländisches Wort des Jahres 2024
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