Titelfoto: Philip Sichler / Zeitsprung Pictures / SWR / Port au Prince Pictures
„Ich glaube, man muss die Schattenseiten des Lebens sehen, um etwas Schöpferisches tun zu können. Erst, wenn man erkennt, wie schändlich die Menschen sind, kann einem zu Bewusstsein kommen, wie schön sie sind.“ Diese eindrucksvollen Wort eröffnen einen Film, der tief in die Gedankenwelt eines genialen Künstlers eintaucht. John Cranko, einer der bedeutendsten Choreografen seiner Zeit, wird in dem Film von Joachim Lang mit all seinen Höhen und Tiefen porträtiert. Leider in kaum einem Kino gezeigt, wurde der tatsächlich viel umstrittene Streifen. Den Machern wurde vorgeworfen inhaltlich einen Roman kopiert zu haben, doch diese widerlegten das mit Zeugen – die aus dem Leben Crankos berichteten. Seit ein paar Tagen ist der Film als Stream verfügbar.
John Cranko: Eine Legende auf der Leinwand
In der Hauptrolle brilliert Sam Riley, der dem gefeierten Ballettkünstler mit beeindruckender Intensität Leben einhaucht. Wie Cranko selbst nutzt auch der Film eine Vielfalt an künstlerischen Ausdrucksformen, um dessen innere Welt erfahrbar zu machen. Besonders der Tanz steht im Mittelpunkt – jenes Medium, mit dem Cranko das ausdrückte, was Worte nicht vermitteln konnten.
Authentizität durch das Stuttgarter Ballett
Ein einzigartiges Detail macht den Film besonders authentisch: Die Tänzerinnen und Tänzer, die seine damaligen Weggefährten verkörpern, sind echte Mitglieder des renommierten Stuttgarter Balletts. Damit gelingt eine außergewöhnliche Nähe zur künstlerischen Realität.
Der symbolträchtige Ort für die Weltpremiere hätte nicht besser gewählt sein können. Das Stuttgarter Opernhaus, das auch im Film eine zentrale Rolle spielt, wurde zur Bühne für die erste Vorführung dieses bewegenden Ballettfilms.
Ein Blick hinter die Kulissen eines genialen Künstlers
Neben der Würdigung von Crankos Schaffen beleuchtet der Film auch seine persönliche Seite. Die Darstellung seines fast schon exzessiven Lebensstils macht deutlich, wie tief er in seiner Kunst aufging. Cranko lebte für den Tanz – und starb viel zu früh mit nur 45 Jahren.
Fazit:
Wer sich jemals von einem Ballett oder einer Tanzchoreografie emotional berührt fühlte oder gar Tränen vergossen hat, sollte diesen Film nicht verpassen. Er ist nicht nur eine filmische Widmung an John Cranko, sondern auch eine Liebeserklärung an all jene Tänzerinnen und Tänzer, die auf der Bühne mit Leidenschaft und Hingabe ihr Publikum verzaubern.
Der Vogtlandstreicher verleiht 3 von 5 Punkten.


Altersfreigabe: 12
Erscheinungsdatum: Kino Oktober 2024 / Stream Februar 2025
Genre: Drama
1960 kommt der gebeutelte Choreograph John Cranko (Sam Riley) ans Stuttgarter Ballett, um dort wieder Schwung in die Kompanie zu bringen. Jedoch ist er den Weg aus London nicht ganz freiwillig angetreten. Denn dort, in Großbritannien, wurde das Leben für ihn immer unerträglicher. Als homosexueller Mann war er gesellschaftlich betrachtet ein Aussätziger und sah sich sogar mit einem Berufsverbot konfrontiert. Aber in Stuttgart scheint all das keine sonderlich große Rolle zu spielen. Cranko gewinnt schnell die Gunst das Publikums, klettert auch an der Karriereleiter nach oben bis zum Ballettdirektor und wird so zum weltweit beachteten Star der Szene. Doch wie fast jeder Ruhm kommt auch dieser zu einem Preis. Sein steiler Aufstieg fordert seinen Tribut und Cranko muss sich seinen inneren Dämonen stellen. Doch dann nimmt alles ein jähes, gar tragisches Ende, als Cranko auf dem Rückflug aus den USA stirbt – umringt von seinen Tänzerinnen und Tänzern.
- Regie & Drehbuch: Joachim Lang
- Verleih: Port au Prince Pictures GmbH
Die Original-Trailer zum Film HIER.
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