Bülent Ceylan live in Hof: Lachkrämpfe, Schnappatmung und die anerkannte Vaterschaft

Als der Mannheimer Comedian am Donnerstagabend die Bühne der Hofer Freiheitshalle betrat, brauchte es nur wenige Minuten und das Publikum rang nach Luft – nicht aus Empörung, sondern vor lauter Lachanfällen. Und das Ganze hatte einen ziemlich simplen Grund. Bülent Ceylan war zurück in Hof und brachte sein Programm “Yalla Hopp” mit.

Schon nach knapp fünf Minuten erinnerte sich Ceylan an einen besonderen Abend vor vielen Jahren. Damals erklärten ihm die Hofer, dass der „Türk“ in jener Halle stand, die einst „Adolf-Hitler-Halle“ hieß. Sofort nahm der Abend Fahrt auf, das geplante Programm lief aus dem Ruder – und genau darin lag der Zauber.

„Merkt ihr das – es entsteht gerade ein Programm im Programm. Eigentlich müsste ich schon drei Witze weiter sein – aber mit euch geht das nicht“, lachte der Comedian selbst. Dass Ceylan nicht viele Worte braucht, zeigte er eindrucksvoll. Schon winzige Geräusche oder Bewegungen reichten aus, um Reihenweise Zuschauer von den Stühlen zu fegen. „Bekommt ihr das da hinten mit? Ihr könnt bald nachrutschen. Die hier vorn verrecken fast vor Lachen“, kommentierte er das Spektakel.

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Nahezu niemand seiner Branche ist so flexibel und spontan. Doch etwas ist inzwischen anderes. Jahrelang blieb sein Privatleben außen vor. Lediglich seine Eltern waren oft Teil des Programmes. Nun, mit fast 50 spricht er auch über Frau und Kinder. Doch bei dem Mannheimer verschwimmt Realität mit Comedy, vor allem aber ist er auf der Bühne ein Paradebeispiel multipler Persönlichkeiten. Denn nie steht er dort allein.

Alle Fotos von Stephanie Rössel

Da sind Donnergott Thor , der von der Thor-tur seiner Jugend erzählt, da ist Anneliese die ihre Leidenschaft für Homeshopping entdeckt hat und Mompfred, der sich zum zweiten Mal den Eherring am Finger dreht. Und dann ist da noch Hassan, der endlich erkennt, dass er mit „Apache 207“ mehr teilt als nur Talent – ein Moment, der Stammbäume neu ordnet.

Zwischen Integration und Sprachwitz

Ohne großes Zögern packt Ceylan heikle Themen wie Migration und Integration an – doch so charmant formuliert, dass ihm niemand böse sein kann. Gleich zu Beginn erinnerte er die „Ossis“ im Saal, sich zu benehmen, denn auch sie seien „nur Flüchtlinge“. Mit türkischen Wurzeln und pfälzer Dialekt nimmt man ihm selbst ein Klagelied über die deutsche Sprache ab. Schließlich bleiben Begriffe wie „Doppelhaushälfte“, „Flüssiggas“, „Busbahnhof“ oder „Frauenmannschaft“ auch für Abiturienten mit Bestnote in Deutsch ein Rätsel.

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