Titelfoto: Stephanie Rössel
Es war nicht die Art von Rockkonzert, bei der sich alle an den Bühnenrand drängten und wild tanzten. Während sich Köpfe und Füße zwar im Takt wiegten, blieb das Publikum vorerst auf den Plätzen – bis jener eine Song erklang, den wohl jeder erwartet hatte: „Hymn“. Der Titel an dem man nicht vorbei kommt, wenn es um die Band Barclay James Harvest geht.
Rockgeschichte auf der Bühne: Les Holroyd in Bad Elster
Auf der Bühne dabei Richard Leslie „Les“ Holroyd, das Gründungsmitglied das immer Gesicht und Stimme dieser legendären Band war. Bereits 1967 gegründet, erschien 1970 das Debütalbum – der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
Nachdem die ursprüngliche Formation sich im März 1998 offiziell auflöste, gründete Les Holroyd mit dem ebenfalls ursprünglichen Bandmitglied Mel Pritchard ein neues Projekt. Daraus entstand das Album „Revolution Days“, das im Februar 2002 unter dem Namen Barclay James Harvest feat. Les Holroyd erschien. Seitdem tourt die fünfköpfige Band durch ganz Europa – mit stetem Erfolg und einem Repertoire, das vor allem langjährige Fans berührt.
Im Publikum war durchaus Gesprächsthema, dass zwei Formationen unter dem Banner von Barclay James Harvest unterwegs sind. Neben der Gruppe um Holroyd existiert ein zweites Projekt unter dem Mitgründer John Lees – beide Musiker gehen seit Jahrzehnten getrennte musikalische Wege, tragen jedoch dasselbe Erbe weiter.
Fotos vom Konzert von Stephanie Rössel
Eine Stimme mit Geschichte – Les Holroyd berührt
Mit 77 Jahren steht Holroyd noch immer auf der Bühne – und ist mit seiner unverkennbaren Stimme so eine Art emotionales Zentrum des Konzerts. Die Musik ist geprägt von cleanen Gitarrenklängen, sphärischen Harmonien und einer eher balladesken Grundstimmung.
Die einst für “BJH” typischen symphonischen Elemente traten dabei in den Hintergrund. Der Abend war von einer gewissen melancholischen Stimmung durchzogen. „Sorry, a lot of things went wrong tonight, but we’re a Live-Band“, sagte Holroyd kurz vor der Zugabe. Ein Moment, der sinnbildlich für den Abend steht – keine Perfektion, aber Echtheit. Die Musik ist nicht auf Hochglanz getrimmt, sondern ein handwerklich exzellent inszeniertes Stück Musikgeschichte.
Das Konzert dauerte mehr als zwei Stunden, während die Nacht langsam über den vogtländischen Wald hereinbrach und immer mehr Taschenlampenlichter im Publikum aufleuchteten.
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