Sicherheit auf Weihnachtsmärkten: Balance zwischen Schutz und Atmosphäre

Ist die Angst, Weihnachtsmärkte zu besuchen, wirklich begründet – oder eher subjektiv? Lassen wir uns zu sehr beeinflussen, oder lauert hinter jeder Glühweinbude Gefahr?

Terrorgefahr in der Adventszeit – ein Thema. Realistisch betrachtet gab es in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren nur zwei Anschläge: 2016 auf dem Breitscheidplatz in Berlin und im vergangenen Jahr in Magdeburg. Zwei Unglücke zu viel – keine Frage. Dennoch wird in Sachen Angst und Absicherung oft so agiert, als wäre das alles Alltag.

Mal ehrlich: Wenn jemand entschlossen ist, Menschen zu töten oder einen spontanen „Aussetzer“ hat, wird kein Poller das verhindern. Dafür muss es nicht einmal Adventszeit sein. Ist es wirklich ein Kriterium, einen Markt nur zu besuchen, wenn alle Straßen hermetisch verbarrikadiert sind?

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Die Konsequenz der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen liegt bei den Städten: Personal, Betonbarrieren, Videoüberwachung – alles kostet Geld. Kleine Kommunen können solche Kosten oft nicht tragen, und das führt dazu, dass Märkte gar nicht mehr stattfinden. Für Besucherinnen und Besucher kann das auch Taschenkontrollen bedeuten – kein Drama, aber ein leicht unangenehmes Gefühl beim entspannten Bummel. Kameras suggerieren Sicherheit, verhindern aber keine Tat und überwachen gleichzeitig all jene, die einfach ihre Freizeit genießen möchten. Sichtbare Sicherheitsmaßnahmen verändern zudem die Atmosphäre und können das Bild eines Weihnachtsmarkts stören.

Immer mehr Kommunen geraten aufgrund der Auflagen in finanzielle Schieflage. Es droht weniger Platz für kleine Märkte oder kleinere Konzepte. Diese sind in Hinsicht auf Kosten und Aufwand nicht mehr durchführbar. Zwar greifen mancherorts Fördermittel, doch diese hohen Summen für Poller und Absperrung aufzuwenden, kann man den Menschen kaum begreiflich machen, wenn an sämtlichen anderen Stellen Geld fehlt.

Auch Märkte, die übermäßig stark abgeriegelt sind, könnten ihr Image verlieren – Menschen kommen schnell zu dem Schluss: „Hier lauert Gefahr.“ Andererseits ist ein Anschlag für das Vertrauen noch schlimmer. Es bleibt also ein Balanceakt: zwischen Sicherheit, Kosten, Tradition und der Freude am Weihnachtsmarkt.

Aber wollen wir uns von Angst leiten lassen, oder schaffen wir es die Weihnachtszeit trotz aller Risiken bewusst und verantwortungsvoll zu genießen?

Nachrichten Vogtland
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