Reichenbach & Greiz: Vogtland Philharmonie bringt gefürchtetes Virtuosenstück auf die Bühne

Titelfoto: Michael Pauser
Üben, üben und nochmals üben. Oder doch die ganze Sache mit der Musik lieber lassen, wenn’s schwer wird? Camille Sain-Saens zweites Klavierkonzert, so wie es vergangene Woche im Reichenbacher Neuberinhaus und in der Greizer Vogtlandhalle im jüngsten Sinfoniekonzert der Vogtland Philharmonie zu hören war, sprach für das eine wie das andere.

Die verpflichtete Solistin, die 1994 in Seoul geborene Jung Eun Séverine Kim, zeigte überzeugend, dass das kraftraubende, spieltechnisch alles fordernde Werk bravourös zu bewältigen ist. Was kaum einem jeden – ungeachtet allen Fleißes – gegeben sein dürfte. Die Koreanerin setzte dabei imponierende eigene Akzente, entfachte immer wieder jugendlichen Drive und gewann dem ausgesprochenen Virtuosenstück ein hohes Maß an Esprit und Humor ab.

Hinzu kam, dass es der noch um zwei Jahre jüngeren, aus Reutlingen stammenden Gastdirigentin Lea Ray gelang, den eigenwilligen, oft wild aufbrausenden Orchesterpart mit den nur sich selbst gehörenden Eskapaden des Flügels verblüffend gut in Einklang zu bringen. Rays solide Werkkenntnis, ihre keine Mühe scheuende biegsame Körpersprache wie ihr offenbar ausnehmend guter Draht zu den Philharmonikern kamen auch den reinen Orchesterkompositionen des Programms zugute.

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Carl Nielsens Kleine Suite für Streicher geriet farbenreich, dynamisch fein differenziert, sprühte – wo immer es die Noten hergaben – vor Musizierfreude. Das war eine Visitenkarte nach Maß für die Philharmonie. Felix Mendelssohn Bartholdys den Abend beschließende Reformationssinfonie wurde akkurat, mit ausgeprägtem Sinn für Gehalt und Architektur der Partitur musiziert. Den weitgespannten, raffiniert verschachtelten Fugenpassagen hätte ein wenig mehr Lockerheit gut getan. Und der barocke, orgelnahe Charakter mancher Takte „verführte“ gelegentlich zu klanglichen Härten. Aber vielleicht hätte es Mendelssohn genauso gewollt.

Nachrichten Vogtland
Volker Müller
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