Ancst live in Chemnitz: Klangmassaker in emotionsgeladenem Extreme Metal

Titelfoto: Stephanie Rössel
Das war großer Metal Abriss in einer kleinen Hinterhof-Location mitten in Chemnitz. Headbangende sollten sich heute fühlen wie nach einem Marathon. Denn sowas in der Art war das am Samstagabend in der Alten Strumpfformerei– natürlich musikalisch. Der schweißgetränkte Auftritt der Band Ancst war nichts für Zartbesaitete sondern eine physische wie emotionale Erschütterung. Und der Tag nach so einem Konzert beginnt fast sicher mit Nackenschmerzen, aber einem Lächeln im Gesicht.

Von Berliner Studioexperiment zur Live-Walze

Was 2011 als bescheidenes Studio-Experiment in Berlin begann, hat sich über die Jahre zu einer festen Größe in der Szene entwickelt. Heute steht die Band für eine kompromisslose Mixtur aus Melodic Black Metal, Death Metal, Metallic Hardcore, Crust, Grindcore und Scramz. Selbst nennen sie ihren Sound eine Fusion dieser Stilrichtungen.

Frontmann Tom Schmidt ist dabei nicht nur Stimme, sondern treibende Kreativkraft: „Ich schreibe die gesamte Musik, spiele im Studio alle Instrumente ein, mische die Tracks selbst und kümmere mich um das Artwork“, verriet er am Rande des Konzerts. Dass dieser Mann nach über einer Woche auf Tour und täglichen Shows „stimmlich und kraftmäßig doch angeschlagen“ sei, wie er selbst sagt, merkt man ihm auf der Bühne jedoch nicht an. Mit unbändiger Energie stürzt er sich mitten in die Crowd, wo explodierende Haare und fliegender Schweiß eine greifbare Metal-Ekstase erzeugen. Im Übrigen hat er musikalische Gene – sein Vater ist Ralf Schmidt, besser bekannt als IC Falkenberg.

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Live zählt Gefühl – Ancst entfacht emotionale Eruption

Die Berliner Band versteht es meisterhaft, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Inmitten einer aufgeladenen Menge wirkte Schmidt wie ein Katalysator für emotionale Entladung. Die Texte sind nah am Puls der Zeit – ein wütender, kluger Kommentar zu Gesellschaft und Existenz. Ancst versteckt sich dabei nicht hinter kryptischen Metaphern. Die Texte sind aus dem Leben gegriffen, aus dem Empfinden, der Emotion – aber auch politische Botschaften.

Wer sich mit den Tiefen der Musik beschäftigen will, sollte sich darauf eher zu Hause konzentrieren, während sich Vinyl oder Tape drehen. Doch wer das pure Gefühl sucht, erlebt es live – in diesen Momenten, in denen die Grenzen zwischen Band und Fans verschwimmen.

Fotos der Band Ancst von Stephanie Rössel

„Dominion“ – das neue Album im Fokus

Weit mehr als zwei Dutzend Veröffentlichungen gibt es bereits. Von Festivals kennt man Ancst, aber eben auch von den jeweiligen Touren zu ihren Alben. Und genau so eine läuft derzeit mit dem Titel „Dominion“ und zwar nicht nur als Name des Gesamtwerks sondern als einer der ganz starken Songs auf der Platte. Die Scheibe, die am 23. April 2025 veröffentlicht wurde enthält Titel wie “Divide & Conquer” und “Furnace of Shackled Stars”, die sich mit Themen wie digitaler Entfremdung und politischer Manipulation auseinandersetzen und wie gewohnt vielschichtig, brutal ehrlich und musikalisch so tiefgründig wie kompromisslos sind.

Aktuell besteht die Band neben Mastermind Tom Schmidt aus Benedikt Leible an der Gitarre und Nicolai Schiele am Bass. Gemeinsam liefern sie ein Bühnengewitter, einen Aufstand gegen Gleichgültigkeit, ein leidenschaftliches Manifest in Tönen. Zwischen krachenden Riffs und wütenden Vocals sind sie längst mehr als nur ein Geheimtipp – sie sind ein Statement.

Lokaler Support: Nihilysm aus Chemnitz als Vorband

Als Vorband heizten den kleinen Clubraum Nihilysm aus Chemnitz auf. Erst 2021 gegründet, hat die Melodic Death Metal Band ein Menge Potenzial und im vergangenen Jahr eine EP mit dem Titel “The Descent Into Extinction” veröffentlicht.

Fotos der Band Nihilysm von Stephanie Rössel
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