Titelfoto: Stephanie Rössel – Blick vom Weisbachschen Garten auf die Fabrik der Fäden
„Großherzog Friedrich von Baden“ und „Safran Pepping“ steht auf kleinen Porzellanschildern, die zwischen den Blättern baumeln. Die Rinde des Mammutbaumes zieht tiefe Furchen am doch schon alten Stamm entlang. Die Scheinzypressen wiegen leicht im Wind. Überall dazwischen kleine Kunstwerke aus Metall.
Es ist im Moment nur selten möglich, durch das große Eisentor an der Bleichstraße zu treten. Dabei führt es in eine kleine, verzauberte Welt, mitten in der Plauener Innenstadt. Der Weisbachsche Garten ist nicht öffentlich zugänglich, wird aber gerade seitens der Stadtverwaltung neu strukturiert.
Entstehung des Weisbachschen Gartens: Ein Ort voller Geschichte
Entstanden sei er 1897 und habe zuerst der damals dort ansässigen Familie Löbering gehört. Die Großmutter der Gebrüder Weisbach, die damals in einem Teil der Häuser lebten, legte den Garten den Erzählungen nach an. Dem englischen Landschaftsstil, mit breiten Kieswegen, sei er nachempfunden worden.
Ab 1932 wurde das Grundstück, das von einem Gärtner gepflegt wurde, auch als Gemüsegarten genutzt. Später formte der Landschaftsarchitekt Bernhard Weisbach das Familienerbe nach seinen Ideen.
Er schuf eine Symbiose aus Natur und Kunst und bezog die Geschichte vor Ort mit ein. Rechteckige Wiesenabschnitte sollen an die Kattunherstellung erinnern und nachempfinden, wie die Tuche damals „auf die Bleiche“ gelegt wurden.
Impressionen aus dem Garten von Stephanie Rössel
Die Symbiose aus Natur und Kunst im Weisbachschen Garten
In einem Bereich hat Weisbach sogar den ehemaligen Elsterverlauf nachgebildet und mit Hecken den Gösselweg mit der ehemaligen Brücke symbolisch angelegt. Die Obstbäume sind liebevoll mit Porzellanschildern für die Nachwelt beschriftet, und auch ein ehemaliger Bombentrichter ist durch ein Kunstobjekt gekennzeichnet. Es gehört auch zur Geschichte, dass das Weisbachsche Haus durch Bombardierung einen Flügel verlor.
Zwischen Bäumen, Sträuchern und Blattwerk, ist sogar Totholz mit purer Absicht zu finden. Das gehört genauso zum Konzept wie Wiesenbereiche, die selten gemäht werden, Insektenhotel und Nisthilfen.
Mammutbäume als Erinnerung an Plauens Industriegeschichte
Neben den Scheinzypressen fällt besonders der Mammutbaum ins Auge. Er sei bereits vor 15 Millionen Jahren im Westen der USA heimisch gewesen und kann bei besten Bedingungen über 90 Meter hoch werden und einen Stammdurchmesser von bis zu zehn Metern entwickeln. 1996 hat Bernhard Weisbach ein Exemplar eingesetzt, das inzwischen gut über 20 Meter hoch ist.
Vor einiger Zeit entstand die Idee, an alle Stellen, an denen in Plauen früher einer der riesigen Schornsteine stand, einen Mammutbaum zu pflanzen. Weit über 20 Standorte sollen das laut Stadtverwaltung sein. Die Mammutbäume, die hierzulande eher eine Höhe von etwa 50 Metern erreichen, sollen dann, wie einst die Schornsteine, in den Himmel ragen und an die Industrie erinnern.
Für den Weisbachschen Garten könnte man sich künftig Führungen vorstellen. Doch vorerst haben nur wenige Menschen, meist eher zufällig, das Glück, kurz in die kleine grüne Welt in der Elsteraue einzutauchen.
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