Zeitzeugen berichten von Demonstration in der DDR: „Verzweiflung und Aufbruch“ im Vogtland

Ein kühler Herbsttag, leere Regale in den Geschäften, gespannte Gesichter auf den Straßen. So sah das Leben in der DDR im Jahr 1989 aus. Niemand konnte ahnen, dass ausgerechnet in Plauen am 7. Oktober 1989 der erste große öffentliche Protest gegen das Regime seinen Anfang nehmen würde. Ohne eine „Blaupause“, ohne Vorbilder, wagten Superintendent Thomas Küttler und mutige Bürgerinnen und Bürger den Schritt auf die Straße. Das neue Buch „Verzweiflung und Aufbruch – Erinnerungen an den Herbst ’89 in Plauen“ von Frieder Seidel hält diese historischen Momente lebendig – und lässt diejenigen zu Wort kommen, die damals ihre Stimme erhoben haben.

7. Oktober 1989 in Plauen – Mut ohne Sicherheiten

„Dieses Buch ist nicht ein ‚zehnter‘ Bericht über den 7. Oktober 1989 in Plauen. Beschrieben werden vielmehr Gedanken und Motivationen von Menschen, die im Herbst ’89 aktiv geworden sind. Es ist der Wert der Freiheit, den wir an künftige Generationen vermitteln müssen“, so Seidel.

Mit diesen Worten blättert der Herausgeber die Seiten. Der 7. Oktober in Plauen steht für einen Wendepunkt. Die Menschen, geprägt von der Angst vor den Konsequenzen – nach den Aufständen von 1956 in Ungarn, dem Bau der Mauer 1961 oder dem niedergeschlagenen Prager Frühling 1968 – wussten, dass ihr Handeln gefährlich war. Trotzdem stellten sie sich dem Machtapparat.

Werbung

Banner Admiral Nürnberg

Thomas Küttler: Eine prägende Figur des Herbstes ’89

Im Zentrum der Ereignisse steht Superintendent Thomas Küttler, der zusammen mit vielen anderen couragierten Vogtländern den Schritt in die Öffentlichkeit wagte. Er wusste nicht, wie die Staatsmacht reagieren würde. Die Frage „Würden wir uns am nächsten Morgen wiedersehen oder würden die uns heute Nacht abholen?“ begleitete die Akteure in dieser Zeit.

Nachrichten Vogtland
Eindrücke aus der DDR kurz vor dem Umbruch

Das Buch vermittelt auch, wie das Alltagsleben damals aussah. Viele der jüngeren Generation können sich eine solche Mangelwirtschaft heute kaum noch vorstellen. Die Autorinnen und Autoren machen deutlich: Hinter den Protesten stand nicht nur politisches Kalkül, sondern auch die tiefe Sehnsucht nach Freiheit, Gerechtigkeit und menschenwürdigen Lebensbedingungen.

„Verzweiflung und Aufbruch“ ist mehr als eine historische Dokumentation. Es ist eine Sammlung von Stimmen, Gedanken und inneren Kämpfen, die den Herbst ’89 in Plauen geprägt haben. Neben den Erinnerungen an Thomas Küttler kommen auch viele andere Zeitzeugen zu Wort, die aus persönlicher Sicht schildern, warum sie trotz Unsicherheit und Angst den Aufbruch wagten. Am Ende bleibt die zentrale Botschaft: Die Erinnerung an den Mut dieser Menschen soll nicht verloren gehen.

Das Buch ist ab sofort in den Buchhandlungen von Conception Seidel sowie im Handel erhältlich.

Vogtlandstreicher App
Redaktion
+ posts

Vogtlandstreicher - Das Nachrichtenmagazin berichtet 24/7 über die Themen im Vogtland aber auch überregional aus den Bereichen Sport, Kunst und Kultur.