Tom Gaebel: “In diesem Jahr hatte ich die besten Momente meiner Karriere auf der Bühne”

Titelfoto: Moritz Künster
Er trägt Smoking mit Stil, swingt mit Charme und bringt das Lebensgefühl großer Entertainer zurück auf die Bühne. Tom Gaebel ist längst mehr als nur ein musikalischer Geheimtipp – er ist der deutsche „Mr. Good Life“.

Seit seinem TV-Durchbruch 2005 bei Stefan Raab hat sich der gebürtige Gelsenkirchener mit über zehn Studioalben, gefeierten Tourneen und ausverkauften Shows einen festen Platz in der Musiklandschaft erspielt.

Mit seinem aktuellen Programm feiert der Sänger, Bandleader und Entertainer nun die größten Erfolge seiner Karriere – von swingenden Sinatra-Hommagen bis hin zu Bond-Hits und eigenen Klassikern. Bald erscheint sein neues Album „Kleiner Junge, Große Reise“. Die erste Single aus dem Album trägt den Titel „Und alle hab`n geklatscht” und basiert auf dem Radio-Hit „Everytime We Touch“ von Maggie Reilly und wurde im Mai veröffentlicht. Der Song erzählt die Geschichte von seinem allererstem Auftritt vor Publikum – ein entscheidender Moment, der den Grundstein für seine musikalische Laufbahn legte.

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Von seinem bevorstehenden Konzert in Bad Elster, seinem aktuellen Album und den schönsten Momenten seiner Karriere erzählt er im Interview selbst:

Ihr neues Album erscheint am 15. August – was war die Inspiration dahinter? Und wie haben Sie die Songs bzw. den Titel ausgewählt? Steckt etwas Autobiografisches darin?
Tatsächlich steckt in diesem Album sogar sehr viel Autobiografie. Die ganze Idee basiert darauf, zu meinem 50. Geburtstag Lieder mit Geschichten und Themen aus meinem Leben aufzunehmen.
Und so finden sich auf dem Album zur Hälfte bekannte Hits der 80er mit neuen Texten und Songs, die ich selbst geschrieben habe. Und noch etwas ist neu: Ich singe zum ersten Mal ein ganzes Album auf deutsch!

Sie singen auf Deutsch und Englisch – wie entscheiden Sie, welche Sprache zu welchem Song passt?
Beim neuen Album zu meinem Jubiläum war klar, dass meine Geschichten auf deutsch gesungen werden müssen, weil das nun mal meine Hauptsprache ist. Und es singt sich erstaunlich gut und locker, was ich früher nicht so gedacht hätte!

Was bezeichnen Sie für sich eigentlich als „eigene Songs“ – sind das nur Eigenkompositionen oder auch persönliche Interpretationen bekannter Stücke?
Eigene Songs sind Lieder, bei denen ich entweder die Musik oder den Text oder beides geschrieben habe. Manchmal wächst mir ein Song von jemand anders natürlich auch ganz besonders ans Herz, zu dem ich dann vielleicht auch eine ganz eigenen Version mache. Dann fühle ich mich ein wenig wie ein Patchwork-Vater mit ganz viel Liebe zum „Ziehkind“.

Gibt es derzeit eine musikalische Richtung, die Sie besonders reizt – vielleicht auch mal abseits von Swing und Jazz?
Jetzt im Sommer habe ich gerade Lust, mal ein wenig mit Instrumentalmusik herumzuexperimentieren. Ich stelle mir da schöne leichte Songs mit Einflüssen der 60er, 70er Jahre vor, aber mit moderneren Beats unterfüttert. Beim Gesang habe ich den Eindruck, dass ich das, was ich mache, am Besten zu meiner Stimme passt – da freue ich mich einfach, dass es schier endlos viel Repertoire zu singen gibt!

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Foto: Moritz Künster

Was bedeutet für Sie „zeitlos gute Musik“ – und welche Künstlerinnen oder Künstler verkörpern das?
Musik, die sich über Generationen hält, die immer wieder neue Wellen schlägt, die immer wieder von Künstlern aufgegriffen wird und neu entdeckt wird, muss schon eine bestimmte Qualität haben. Bestes Beispiel ist für mich im Popular-Bereich immer wieder Frank Sinatra, der am Anfang seiner Karriere ein
klassischer „Popstar“ war und für dessen Werk sich aber immer wieder neue Generationen begeistern können – zurecht.

Gab es auf Ihrer aktuellen Tour ein besonders prägendes Erlebnis – eine Bühne, einen Ort oder eine
Begegnung, die in Erinnerung bleiben wird?

Besonders gut hat es mir in Hamburg im „Schmidts Tivoli“ gefallen – zunächst einmal, weil ich Hamburg liebe und dann, weil dieses kleine Theater den Charme der alten Varietés hat. Man ist noch direkter – beinahe im Publikum drin. Und wenn man über mehrere Tage dort spielt, dann fühlt man sich wie in einer
anderen Zeit. Es macht immer Spaß, an ungewöhnlichen Orten zu spielen, eben auch im Naturtheater Bad Elster. Solche Orte üben immer auf alle eine besondere Wirkung aus, deswegen freue ich mich auch schon sehr auf das Konzert.

Was macht für Sie ein Tom-Gaebel-Konzert aus? Was dürfen die Fans erwarten – speziell in Bad Elster?
Wir waren ja nun schon einige Male in Bad Elster und jedes Mal ist es wieder eine große Freude und genau das soll es auch sein für alle Beteiligten. Ich glaube, meine Band und ich strahlen wirklich eine ganz große, authentische Spielfreude aus. Diese Band ist einfach wahnsinnig gut und das auch, weil wir alle so viel Spaß beim Spielen und mit dem Publikum haben. Ich könnte niemals bierernst durch einen Konzertabend leiten. Die Menschen verbringen immerhin einen Abend ihres Lebens mit uns und das soll dann bitte auch ein fantastischer Abend sein! Für Bad Elster haben wir passend zum Jubiläum auch „Nur das Beste“ dabei. Viel Sinatra, ein wenig James Bond – Lieder die eine besondere Bedeutung für mich haben. Auch ein paar Songs vom neuen Album sind dabei. Und natürlich auch viel Spaß und Unsinn – den gibt es gratis dazu.

Was darf in im Tourgepäck auf keinen Fall fehlen – abgesehen von Anzug und Stimme?
Die Sportkleidung! Reisen ist wahnsinnig ermüdend trotz des ganzen Herumsitzens. Man wird ganz schnell unfassbar träge und schlapp. Da muss ich echt ran mit Sport und Bewegung, sonst fehlt irgendwann die Energie für die Bühne.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Was war bisher Ihr schönster Moment auf der Bühne – und welcher war vielleicht der lehrreichste?
In diesem Jahr hatte ich schon die besten Momente meiner Karriere auf der Bühne. Ich habe die ganze Tournee das Gefühl gehabt, dass ich jetzt endlich richtig angekommen bin mit dem, was ich mir immer vorgestellt habe. Früher war ich oft mit diesem oder jenem noch unzufrieden, aber in 2025 fühle ich „ES“ einfach. Das ist schwer zu beschreiben. Lehrreich finde ich es meist, wenn ich Kollegen beobachte. Ich hatte ich einige große Aha-Momente, als ich mit Joja Wendt auf der Bühne stand. Wie der Mann ganz alleine am Klavier das Publikum mitreißt, das ist eine ganz eigene Kunst. Da kann man sich soviel abschauen und lernen.

Was kann man mit 50 musikalisch oder persönlich besser als mit 30? Gibt es Dinge, die sich mit der Zeit verändert haben?
Ich habe den angenehmen Eindruck, dass ich tatsächlich noch immer besser werde, auch beim Singen. Was auch damit zusammenhängt, dass ich nie besonders fleißig geübt habe und ich dafür auch jetzt immer noch Sachen verbessere. Andere haben das alles schon mit 20 gekonnt und versuchen seitdem, das Niveau zu halten.

Was möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben – besonders jenen, die sich heute für
ein Jazzstudium entscheiden?

Ich wünsche allen jungen Menschen, dass sie Begeisterung entwickeln und dass sie diszipliniert an sich und ihrem Talent arbeiten. Ich selbst leide immer noch an meinem Mangel an Disziplin. Das ist wirklich eine lästige Sache im Leben. Begeisterung aber habe ich immer gehabt, eigentlich für zu viele Dinge gleichzeitig. Daher kann ich auch Vieles ein bisschen, aber längst nicht so gut wie andere.

Nachgefragt bei…Tom Gaebel
Lieblingsessen: Bohnensuppe nach Oma’s-Art
Lieblingsmusik: Sinatra
Lieblingswort: Schlankerhand (ich lese grad die „Buddenbrooks“ mit vielen schönen, alten Ausdrücken)
Lieblingsort: Zuhause
Lieblingsmoment: Mit meiner Frau im Urlaub lesend am Meer.

Tickets für den 16. August 2025 im NaturTheater in Bad Elster HIER.

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