Titelbild: Stephanie Rössel – Annegret Geist haucht Prinz Edward Leben ein
„Nichts ist sicher. Es ist eine wissentliche Manipulation des Publikums“, sagt Annegret Geist. Sie ist Schauspielerin und Puppenspielerin, arbeitet als Regisseurin und hat in Berlin ein eigenes Figurentheater mit dem Namen „TheaterGeist“. Nun ist die ursprünglich aus Neubrandenburg stammende Künstlerin Teil einer neuen Inszenierung des Theater Plauen-Zwickau.
Richard III: Eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten
„Richard III“ wird ab Ende September auf die Bühne gebracht und ist sowohl für Dirk Löscher, den Intendanten und Regisseur des Theaters, als auch für die Darstellerinnen eine große Herausforderung. Das Besondere: Alle Rollen werden von Frauen gespielt. Doch dieses Mal zählt nicht nur die schauspielerische Leistung, sondern auch die Fähigkeit, Puppen „zu beseelen“, wie Annegret Geist es gerne ausdrückt.
Puppenspiel als Herzensprojekt von Dirk Löscher
Für Löscher ist dieses Stück eine Art Herzensprojekt. Er hat nicht nur ein Faible für das Puppenspiel, sondern dieses auch studiert. Bereits bei der „Unendlichen Geschichte“ wurden Puppen und Menschen gemeinsam auf der Bühne eingesetzt. Doch bei Shakespeares Werk „Richard III“ wird dies noch viel extremer.
Ein Mammutprojekt mit ästhetischen Mordinszenierungen
„Eigentlich hat das Stück 45 Figuren. Viele davon sind dem Rotstift, in unserem Fall dem Bleistift, zum Opfer gefallen. Richard III ist ein Mammutprojekt, will man es auf der Bühne ausspielen, größer noch als Faust“, erklärt der Regisseur. Viele Figuren spielen keine wesentliche Rolle oder sterben schnell. „Wir wollten dem platten Realismus entgehen und versuchen, durch das Puppenspiel das Morden ästhetischer darzustellen“, führt Löscher weiter aus.
Eine Umkehr der klassischen Rollenverteilung
Die Hauptfigur Richard gilt als der größte Schurke der Theatergeschichte, und dieser innere Makel werde in Inszenierungen bisher immer als äußere Verunstaltung dargestellt. Wie das in dieser Inszenierung umgesetzt werde, bleibe jedoch vorerst geheim.
25 Rollen sind übrig geblieben. Diese werden von neun Darstellerinnen und verschiedenen Puppen verkörpert. „Wir haben uns für eine krasse Umkehr entschieden. Während bei Shakespeare alle Rollen von Männern gespielt werden, stehen bei uns nur vier Schauspielerinnen aus dem eigenen Ensemble, zwei Gastdarstellerinnen und zwei Puppenspielerinnen auf der Bühne“, verrät Dirk Löscher. Es ist eine Herausforderung für alle, da jeder auf der Bühne beide Genre abdecken muss.
Bühnenbild und Puppen mit symbolischem Charakter
Für Puppen, Bühnenbild und Kostüme sind Ella Späte und Lisa Böll verantwortlich. Das Bühnenbild ist eher simpel gehalten. Einige der Puppen haben symbolischen Charakter und werden immer wieder auch zu Elementen, beispielsweise zum Sitzen, umfunktioniert. Seit Ende Juli laufen die Proben.
Zum Inhalt:
Richard III ist das chronologisch letzte Stück in Shakespeares Schilderung des englischen Bürgerkriegs zwischen den Häusern Lancaster (symbolisiert durch eine rote Rose) und York (weiße Rose), der heute als »Rosenkriege« bekannt ist. Richard kann mit Friedenszeiten nichts anfangen. Der Außenseiter, der körperlich abstoßend wirkt, kommt bei den Frauen am Hof nicht gut an, sein Verstand ist zu scharf für höfisches Geplänkel und süßes Nichtstun. Macht ist das, was ihn interessiert. Er mordet sich bis auf den Thron. Doch langsam wendet sich das Blatt. Seine Gegner ziehen mit einem Heer gegen ihn. Am Abend vor der Schlacht erscheinen Richard die Geister der von ihm Ermordeten und verkünden ihm seinen Untergang. Kurze Gewissensbisse überkommen ihn zum ersten Mal, bevor er loszieht…
Einführungssoiree: 12. September, 18 Uhr, Vogtlandtheater /2. Oktober, 18 Uhr, Gewandhaus
Öffentliche Probe: 12. September, 19 Uhr, Vogtlandtheater / 2. Oktober, 19 Uhr, Gewandhaus
Premiere: 21. September, 19.30 Uhr Vogtlandtheater / 5. Oktober, 19.30 Gewandhaus
Weitere Informationen und Tickets unter: www.theater-plauen-zwickau.de
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