Wenn Steffi Irmen davon spricht, was in den vergangenen Monaten passiert ist, wird sie noch immer sehr emotional. „Immer wieder habe ich mich gefragt: Was passiert hier?“, sagt sie, während sich in ihrem Gesicht ein Lächeln breit macht, denn nur wenige Künstlerinnen und Künstler können sozusagen ein eigenes Musical in ihrem Lebenslauf vorweisen.
Die musikalische Laufbahn von Steffi Irmen
Doch von Anfang an: 1988 wird Steffi Irmen in Trier geboren. Opa und Papa haben Musik gemacht und als Kind sei ihr Traumberuf Animateurin gewesen. Nach der Schule hat sie eine Lehre als Groß- und Außenhandelskauffrau begonnen. In der Zeitung habe sie dann von der Abteilung Musical in der Musikschule Trier gelesen. Ein Jahr lang hat sie dort geschnuppert und dann auch Workshops besucht, die sie für eine Aufnahmeprüfung vorbereiten, denn die Bewerbung an die Hamburger Stage School of Music war abgeschickt. Die Vorbereitung hat sich gelohnt, sie wurde angenommen und absolvierte in der Hansestadt, die sie auch heute noch sehr liebt, ihre Bühnenausbildung.
Ein entscheidender Schritt ins Theater
Danach spielte sie Theater für Kinder und unterrichtete. „Ich hatte mir eigentlich drei Jahre gegeben. Wenn in dieser Zeit kein Vorwärtskommen gewesen wäre, dann hätte ich wohl wieder aufgehört. Aber 2016 durfte ich dann im Theater des Westens in Berlin bei „Sister Act“ mitspielen und das war ein entscheidender Schritt“, erinnert sich die heute 36-Jährige. Ein Jahr später folgte „Kinky Boots“ im Operettenhaus Hamburg und „Elisabeth“ bei den Vereinigten Bühnen Wien. Weitere Bühnenerfahrung sammelte sie später im Schmidts Tivoli in Hamburg.
Der große Erfolg mit „Romeo & Julia – Liebe ist alles“
Als 2022 der Weg erneut nach Berlin ins Theater des Westens führte, ahnte wohl niemand, welche Bedeutung die Rolle, die Steffi Irmen damals übernahm, noch bekommen würde. Peter Plate und Ulf Leo Sommer schrieben mit „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ ein Musical, das im März 2023 zum ersten Mal an der Berliner Kantstraße aufgeführt wurde. Als Amme stand Irmen auf der Bühne und entwickelte sich schnell zu einem Publikumsliebling. Nicht selten gab es Standing Ovations, wenn sie am Ende der Vorstellung die Bühne betrat und sich vor dem Publikum verneigte. Man sprach von ihr, war begeistert und berührt.
Das Experiment mit der Amme
Das erkannten auch Plate und Sommer schnell und wagten in diesem Frühjahr ein Experiment. Ende März sollte es eine Vorstellung von „Die Amme – Haube richten, weiter geht’s!“ geben. „Ich war damals mit meiner Freundin im Urlaub. Dann kam das Buch, also das, wie die Amme auf die Bühne gebracht werden sollte. Ich musste sofort aufs Zimmer damals und es lesen, und ich habe geweint“, erinnert sich die Musicaldarstellerin.
Der Erfolg der One-Woman-Show
Die One-Woman-Show, in der Steffi Irmen als Amme allein die Bühne bespielt, war bei Vorverkaufsstart in weniger als zehn Minuten ausverkauft. Also wurden drei weitere Shows Anfang April dazu geplant. Mehr als zwei Stunden stand sie allein auf der Bühne. Sie erzählte und sang und schaffte es in dieser Zeit, ganz allein das Publikum durch eine Berg- und Talfahrt der Emotionen zu führen. Von Lachen über Gänsehaut bis hin zu Tränen war alles möglich. Doch nicht nur in den Zuschauerreihen kochten die Gefühle über. „Vor der Premiere dachte ich, ich sterbe. Und dann hob sich der Vorhang und alles schlug um. Es war schon fast eine Art hysterisches Lachen, das mich durch die Show getragen hat damals. Und immer wieder dachte ich, was passiert hier nur“, erinnert sich die derzeitige Wahl-Berlinerin.
Fortsetzung und Neuerungen in „Die Amme packt aus“
Und weil es so ein großer Erfolg war und weil Peter Plate und Ulf Leo Sommer inzwischen Intendanten des Theaters nahe dem Ku’damm sind und bereits verkündet haben, dass ab dem 17. April „Romeo und Julia“ zurückkommt, versprachen sie gleich noch, dass dann einmal die Woche „Die Amme“ gezeigt wird. Ein Musical, das Steffi Irmen auch dann wieder ganz allein spielt. „Die Amme packt aus“ heißt es also ab dem 10. April. Neben der grandiosen Fassung von Shakespeares Drama und der wohl bekanntesten Liebesgeschichte, die dann täglich gezeigt wird, nimmt die Frau, an deren Seite Julia aufwuchs, das Publikum einmal pro Woche auf eine besonders witzige und trotzdem emotionale Selbstfindungsreise mit, die dazu noch ein echtes musikalisches Highlight ist.
Kleine Veränderungen und Überraschungen zur Version in diesem Jahr sind geplant, und sogar ein ganzes Album entsteht gerade dazu. Der erste Song „Hallo Julia“ wurde bereits veröffentlicht, weitere folgen in regelmäßigen Abständen.
Die Freude von Steffi Irmen an ihrer Rolle
Steffi Irmen freut sich sehr darauf. „Ich stecke alles in die Figur, was ich habe, werfe mich da richtig rein“, sagt sie, während ihre Augen das mit einem Strahlen unterstreichen. Aber es sei natürlich auch eine Herausforderung. So eine Show fordere physisch und psychisch. Es sei viel Text, aber es mache unglaublich Spaß.“
Im Moment ist die Darstellerin noch in „Ku’damm 59“ als Christa Moser zu sehen. „Eine ganz andere Rolle, ein völlig anderer Charakter. Das ist auch schön, dass ich zeigen kann, dass ich vielseitig bin“, sagt Steffi Irmen.
Vor wenigen Tagen durfte sie im Übrigen für ihre außergewöhnliche Leistung bei der Verleihung des Deutschen Musical Theater Preis den begehrtesten Award des Abends entgegen nehmen – den Craig-Simmons-Preis. „Es ist eine riesige Ehre, für eine Rolle ausgezeichnet zu werden, der ich so viel zu verdanken habe“ sagte sie sichtlich bewegt in ihrer Dankesrede.
Nachgefragt bei…Steffi Irmen
Lieblingsessen: Kuchen |
Lieblingsmusik: entspannter Jazz |
Lieblingswort: ciao |
Lieblingsort: Hamburg |
Lieblingsmoment: kurz bevor der Vorhang aufgeht |
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