Titelfoto: Stephanie Rössel – Eng verbunden mit Musik und der Vogtland Philharmonie ist Stefan Fraas
Der Taktstock ist sein Werkzeug. Noten seine Passion. Musik seine Leidenschaft. Wenn Stefan Fraas im Januar in den Ruhestand geht, ist das für die Vogtland Philharmonie ein einschneidender Schritt. Denn dann geht nicht nur der Generalmusikdirektor, sondern auch gleichzeitig der Intendant, denn Fraas ist sowohl mit den künstlerischen als auch geschäftlichen Dingen betraut.
Die musikalischen Anfänge
Aufgewachsen in Straßberg, war er vom Vater geprägt, der selbst Musiklehrer und in Kapellen und Chören aktiv war. „Eine Zeit lang hat mir mein Vater Klavier beigebracht. Aber später bin ich dann jeden Sonntag zu Werner Reichel gegangen. Und er hat mir alles vom Klavierspielen über Tonsatz und Komposition beigebracht“, erinnert sich Stefan Fraas. Mit zwölf sei er dann vor Leuten aufgetreten, und 1976 habe er zusammen mit dem Straßberger Musiker Andy Gemeinhardt in einer Band gespielt.
Mit Musik Geld verdienen stand damals nicht wirklich zur Debatte, deshalb folgte er dem Rat des Vaters und machte sich daran Musiklehrer mit dem Nebenfach Deutsch zu werden. An der Hochschule leitete er den Chor und so kam es dann, dass er in Weimar von 1984 bis 1988 Chorleitung studierte. Damals standen immer wieder die Themen Armee oder Parteieintritt im Raum, doch davon ließ sich Fraas nicht beeinflussen.
Wie auch bisher in seinem musikalischen Leben ergab es sich durch einen Zufall, dass es zur Zusammenarbeit mit dem Orchester in Reichenbach kam. Dort wurde ein zweiter Dirigent gesucht, und so verließ er in einer nahezu Nacht-und-Nebel-Aktion Weimar und begann als Kapellmeister im Vogtland. Im Fernstudium begann er die entsprechende Ausbildung und legte 1992 sein Diplom als Orchesterdirigent ab. „Es war schon irgendwie spannend, denn meist begann ich also mit der Praxis vor der Theorie“, schmunzelt Stefan Fraas.
Fusion zur Vogtland Philharmonie: Ein Meilenstein für die Region
Mit der Wende kamen auch das Orchester betreffend viele Fragen auf, doch in Reichenbach wurde der sinfonische Grundstein bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gelegt, in Greiz ein paar Jahre später. Nun war die Existenz des Reichenbacher Orchesters und auch des Greizer Orchesters gefährdet. Eine Fusion war eine Lösung, an der Stefan Fraas maßgeblich beteiligt war und damit an der Entstehung der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach.
1991 wurde er Chefdirigent, ein Jahr später auch Geschäftsführer, und seit 1994 hat er auch die Intendanz inne. Damals wie heute spielten und spielen 65 Musikerinnen und Musiker im Orchester. Es entstanden neue Formate wie „Rock Classics“, „Sounds of Hollywood“ und „Klassik unter Sternen“.
Für seinen Abschied in den Ruhestand hat der 62-Jährige gerne alles mit vorbereitet. Das sei ihm auch wichtig. Bei personellen Entscheidungen halte er sich jedoch heraus, denn aktuell wird ein neuer Chefdirigent gesucht. Die Bewerber stellen sich gerade in Konzerten sowohl dem Orchester als auch dem Publikum und realen Bedingungen vor. Die Aufgaben von Stefan Fraas werden dann auf zwei Personen verteilt.
Abschied von der Bühne: Stefan Fraas und seine Zukunftspläne
Der Musik den Rücken kehrt der Vogtländer natürlich nicht. An der Hochschule für Kirchenmusik in Bayreuth hat er einen Lehrauftrag, einige Orchester haben ihn natürlich angefragt und politisch engagiert er sich als Kreistagsmitglied in seiner Heimat.
„Aber ich werde es sehr genießen, nicht ständig unter Termindruck zu stehen. Vielleicht schreibe ich mal wieder neue Arrangements. Doch ich freue mich auch auf mehr Zeit in meinem Zuhause. Da bin ich gerne“, sagt Fraas. Dirigent zu sein, sei eine Kombination aus physischer und psychischer Anstrengung. Das Körperliche kompensiere er schon immer mit Sport. Hoch konzentriert nehme er immer jedes Instrument und jede Schwingung wahr.
In seiner Karriere könne er auf viele schöne Konzerte zurückblicken. Diese fanden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Wien, in New York, in Brasilien, St. Petersburg oder Peking statt. Er spricht von einem erfüllten Berufsleben.
In seiner Heimat, dem Vogtland, ist er am 24. Oktober noch einmal zu erleben. Bei der „Gala der Operette“ in der Plauener Festhalle erklingen Klassiker von Johann Strauß, Franz Lehár und Emmerich Kálmán.
Nachgefragt bei…Stefan Fraas
Lieblingsessen: Vogtländische Klöße, am liebsten selbstgemacht |
Lieblingsmusik: …da bin ich nicht in der Lage das zu beantworten |
Lieblingswort: fei (typisch vogtländisches Wort ohne Übersetzung) |
Lieblingsort: …mein Grundstück |
Lieblingsmoment: …wenn Harmonie herrscht im menschlichen Umfeld und jeder respektiert wird |
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