Götz Alsmann: “Den Begriff Jazzschlager habe ich mir selbst ausgedacht”

Titelfoto: Jens Koch
Wenn die Nacht zum musikalischen Salon wird und das Gestern im Klang von Jazzschlager versinkt, dann ist er nicht weit: Götz Alsmann. Mit stilvollem Humor und unverwechselbarem Charme ist der Musiker längst zur Ikone der deutschen Unterhaltungskultur geworden. In Bad Elster wurde er bereits zum Ehrenkünstler gekürt – ein Titel, der kaum passender verliehen sein könnte. Denn wer sonst lässt die Musik vergangener Jahrzehnte so klangvoll aufleben wie der promovierte Musikwissenschaftler, der seit Jahrzehnten souverän zwischen Kunst, Ironie und eleganter Nostalgie wandelt?

Geboren am 12. Juli 1957 in Münster, wo er auch heute noch mit großer Heimatverbundenheit lebt, hat Alsmann nach Abitur und Wehrdienst an der Westfälischen Wilhelms-Universität studiert – Germanistik, Publizistik und natürlich Musikwissenschaften, die Leidenschaft seines Lebens. 1984 promovierte er, 2011 folgte die Ernennung zum Honorarprofessor – doch seine Bühne blieb immer auch die des Herzens: das Theater, der Konzertsaal, das Fernsehen.

Am kommenden Sonntag, 18. Mai 2025, steht er erneut auf der Bühne des König Albert Theaters – mit einer feinsinnig kuratierten Auswahl musikalischer Preziosen aus den Jahren 1910 bis 1965. Der Abend trägt den Titel „…bei Nacht…“ und verspricht eine Reise durch melancholische und humorvolle Klanglandschaften. Mehr dazu verrät Götz Alsmann im Interview:

Werbung

Werbung Natur Theater

Jazzschlager ist ein mit Ihnen verbundenes Wort. Aber was genau ist das denn eigentlich? Und haben Sie das selbst geprägt?

Tatsächlich habe ich mir den so simplen Begriff „Jazzschlager” selbst ausgedacht. Was ich damit meine: Es gibt viele alte Schlagerkompositionen, die in den 20er/30er/40er/50er/60er Jahren absolut auf der musikalische Höhe ihrer Zeit entstanden sind. Genauso wie die amerikanischen Songs dieser Epoche lassen sie sich vorzüglich im Jazz-Gewand präsentieren. Wir sind somit ganz einfach eine Jazzband, die ausschließlich alte Schlager spielt.

Jazz hat nicht immer ein leichtes Standing in der Musikszene. Warum polarisiert dieser Stil so sehr?

Das gilt sicherlich nicht für jeden Jazz-Stil. Denken Sie nur an die Musik von Louis Armstrong oder Glenn Miller, die seit Generationen weltweit die Menschen begeistert. Was mitunter polarisiert, sind die eher avantgardistische Jazz-Spielweisen, die der Hörerschaft zugegebenermaßen oft viel Geduld abnötigen. 

Ist Jazz manchmal einfach schwer zugänglich – oder fehlt oft nur die Wertschätzung für das Können dahinter?

Wenn Musik sofort wirken soll und ein Musiker ein breites Publikum erreichen möchte, muss das auch ohne große musiktheoretische Einführung gehen. Wenn die Musikerinnen und Musiker ihr Handwerk beherrschen, ist das sicherlich nicht hinderlich.

Sie lehren an der Universität. Ist das noch so und was genau geben Sie den Studierenden mit?

Das ist noch so. Ich versuche, den Studierenden meine Sicht auf die Geschichte der Unterhaltungsmusik einschließlich des Jazz und eher abseitiger Musiktraditionen näher zu bringen.

Haben Sie auch musikalisch Einfluss genommen? Manchmal überträgt sich ja ganz unbewusst eine Begeisterung für etwas auf andere?

Das kann ich nur hoffen!

Zurück zur Bühne: Was erwartet das Publikum bei Ihren aktuellen Konzerten? Götz Alsmann mit Band oder ohne Band?

Auf jeden Fall mit meiner Band, die ja schon seit Urzeiten regelmäßig mit mir live und auf meinen Alben spielt.

Auf Ihrem Album „…bei Nacht…“ sind auch andere Künstler zu hören. Die Songs sind dann vermutlich auf der Bühne in abgewandelten Versionen zu erleben?

Das stimmt… Die prominenten Gäste auf unserem aktuellen Album wie Roland Kaiser, Yvonne Catterfeld oder Till Brönner sind natürlich im Tournee-Alltag nicht dabei. Das muss ich schon alles selbst singen.

Wie kam es überhaupt zu diesen prominenten Duetten?

Einer der häufigsten Sätze im Kollegenkreis ist ja „Man sollte viel mehr miteinander machen.“ Das haben wir einfach mit alten Freunden in die Tat umgesetzt.

Was macht einen Abend mit Götz Alsmann derzeit unverzichtbar?

Rauschhafte Musik, witzige Texte, lange Ansagen und die schönsten Blazer des Universums – wer könnte da widerstehen?

Sind Sie auch aktuell im Fernsehen zu sehen?

Mit dem Ende von “Zimmer frei!“ habe ich meine TV-Karriere 2016 nach insgesamt 30 Jahren beendet.

    Nachgefragt bei…Götz Alsmann
    Lieblingsessen: Tafelspitz
    Lieblingsmusik: Jazz und Opern
    Lieblingswort: ausverkauft
    Lieblingsort: überall da, wo meine Frau ist
    Lieblingsmoment: der erste Espresso des Tages

    Ticktes für Götz Alsmann: “…bei Nacht…” am 18. Mai um 19 Uhr gibt es HIER.

    Nachrichten Vogtland
    + posts

    Seit fast zwei Jahrzehnten die neutrale Stimme im Vogtland. Mit Leidenschaft und Nähe zu Menschen und Themen, auch weit über die Region hinaus. Nah am Puls der Zeit. Und stets mit dem Anspruch, Politik zu lesen, Kunst und Kultur näher zu bringen und am Schleizer Dreieck nicht vom Bike zu fallen.