Titelfoto: Stephanie Rössel
Im Jahr 1992 haben Goethes Erben schon einmal im AJZ Talschock in Chemnitz gespielt. Nun sind sie zurückgekehrt – vermutlich aber das letzte Mal. Das war einer großen Menge an Menschen möglicherweise bewusst, denn die Location füllte sich mehr und mehr, je näher der Auftritt der Band rückte. Einige nahmen durchaus weite Strecken in Kauf, um sich in den ersten Reihen einem doch einzigartigen Konzerterlebnis hinzugeben.
Oswald Henke dominiert die Bühne
Oswald Henke, der auf der Bühne erneut wirkte, als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen, vereinnahmte fast die ganze Fläche für sich allein. Die anderen Musiker werden rein optisch eher zu Randfiguren – sind aber natürlich unersetzbar, wenn es darum geht, Henkes Stimme zu tragen.
Konzertimpressionen von Stephanie Rössel














Ein musikalischer Rausch für schwarze Seelen
Die Klänge ziehen das Publikum in eine Art Rausch. Es ist keine Musik, die sonderlich zur körperlichen Bewegung animiert, doch die schwarzen Seelen geraten auf ihre Art und Weise in Schwingung. Spürbar reflektiert die Menge dann doch eher auf die frühen Stücke.
Magischer Moment mit Luci van Org
Nicht nur einen Titel gab es im Übrigen zusammen mit Luci van Org, die mit ihrem Projekt Lucina Soteira vor den Erben auf der Bühne stand. Wenn Stimmen verschmelzen, dann kann es kaum eine bessere Inszenierung geben. „Like tears in the rain, tears in the rain“, singt Luci van Org einem fast magischen Mantra gleichend, während Oswald Henke mit „Wo bleibt der Morgen, wo das Licht? Ich warte vergeblich auf deinen Kuss“ zu Boden geht. „Liebling der Götter“ in dieser Version ist die wohl intensivste bisher gesehene.
Das nahende Ende – oder doch nicht?
Daran, dass in etwa vier Jahren die Ära enden soll, daran wollte am Samstagabend wohl niemand denken und es auch nicht glauben. Aber es wäre nicht Henke, wenn er nicht noch kurz das Märchen der Menschheit erzählte und seinem Vorhaben mit folgenden Worten und dem langen rollenden Buchstaben R irgendwie eine Art Nachdruck verleiht, bevor er von der Bühne geht: „Liebe Menschheit, viel Spaß beim Aussterben!“
Weitere Tourdaten von Goethes Erben:

Interview mit Oswald Henke: Oswald Henke: Der Künstler, der dem Schmerz die Worte schenkt
Interview mit Luci van Org: Luci van Org: Über innere Magie und Schwarz als Mindset
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