Titelfoto: Sophie Daum
Die Hamburger Künstlerin Cleo Steinberger wagt mit ihrer Band FiNDiNG CLEO einen Neuanfang und lädt ihr Publikum ein, diesen Wandel mitzuerleben. Sie stammt aus einem musikalischen Elternhaus, wurde durch prägende Jahre in der Jazz-Metropole New Orleans geformt und begeisterte mit einer Stimme, die häufig mit Größen wie Ella Fitzgerald verglichen wurde. Bis sie das Bedürfnis verspürte, eigene Musik zu schreiben.
Sie fand Mitstreiter, die in ihrer musikalischen Offenheit und Vielseitigkeit zu ihr passen: Martín Zamorano an den Keys, Lukas Staratzky an der Gitarre, Tom Richter am Bass und Jonas Winkler am Schlagzeug. Jeder von ihnen bringt individuelle musikalische Erfahrungen mit und gemeinsam entsteht ein Sound, der Singer-Songwriter-Elemente, Indie-Pop und Neo-Soul miteinander vereint.
Vor wenigen Tagen wurde die Single „Can’t Stand The Silence“ veröffentlicht. Zwei Konzerte stehen im Januar bevor. (16. Januar 2026 – Dresden, Blue Note & 17. Januar 2026 – Leipzig, Horns Erben) Mehr erzählt Cleo Steinberger im Interview:
Cleo, du warst früher im Jazzbereich aktiv – wie kam der Wandel zu FiNDiNG CLEO?
Dieser Stilwechsel war keine bewusste Entscheidung, sondern vielmehr ein allmählicher Prozess, der sich über mehrere Jahre hinweg vollzog. Schon vor der Pandemie spürte ich eine starke Sehnsucht nach musikalischer Veränderung. Seit meiner Jugend stehe ich als „Jazz-Sängerin” auf der Bühne und habe zwei Jazz-Alben veröffentlicht. Doch die Texte vieler Jazz-Standards empfand ich zunehmend als nicht mehr zeitgemäß – sie spiegelten mich als junge Frau einfach nicht vollständig wider. Ich wollte über die Themen schreiben, die mich wirklich bewegten, sie in meinen eigenen Worten ausdrücken und mir dadurch selbst in der Musik näherkommen. Gleichzeitig habe ich schon immer viel Pop-Musik gehört und geliebt. Lange glaubte ich jedoch, mich als Sängerin auf ein einziges Genre festlegen zu müssen – nicht zuletzt aus Marketinggründen. Diese Selbstbeschränkung engte mich in meinem künstlerischen Ausdruck jedoch enorm ein. Es war höchste Zeit für einen Tapetenwechsel. Die pandemiebedingte Konzertpause schenkte mir schließlich Raum und Muße, mich intensiv dem Songwriting zu widmen, zu experimentieren und mich dabei neu zu entdecken. Dieser Prozess war sehr spannend. Ich schrieb einfach die Melodien und Harmonien, die aus mir heraus fließen wollten – frei von Genre-Schubladen. Auf diese Weise ist Musik entstanden, die man wohl am ehesten als Indie-Pop beschreiben kann.
Euer Sound bewegt sich zwischen Indie-Pop, Neo-Soul und Singer-Songwriter – wie würdest du ihn selbst beschreiben?
Ich würde ihn als soulful Indie-Dream-Pop beschreiben. Wobei das Wort „soul” hier nicht das Genre beschreibt, sondern wirklich die Seele meint. Es ist Musik, die nicht nur meine Seele, sondern hoffentlich auch die Seelen vieler anderer Menschen widerspiegelt.
Eure Single „Can’t Stand The Silence” beschreibt Ghosting bzw. plötzliche Funkstille – was hat dich zu diesem Thema bewegt?
Leider ist zwei von uns Ghosting während einer Datingphase widerfahren. Personen, die man gerade anfing ins Herz zu schließen, meldeten sich nicht mehr. Und in einem Fall hat sich auch nie geklärt, warum sich die Person nicht mehr gemeldet hat. Einfach ohne irgendeinen klaren Grund stehengelassen zu werden, nachdem man sich einer Person gerade geöffnet hat, ist so eine riesengroße Kränkung. Der Schmerz musste einfach in einem Song verarbeitet werden.
Wie viel von deiner eigenen Lebensrealität fließt in eure Songs ein – und wie viel ist fiktional?
90 Prozent meiner eigenen Lebensrealität fließen in die Songs ein. Es gibt nur ein oder zwei Songs in unserem Programm, die fiktional sind.
Ihr habt Anfang 2026 in Dresden und Leipzig die nächsten Konzerte – worauf freust du dich besonders live?
Bis auf den Auf- und den Abbau vor und nach dem Konzert liebe ich eigentlich alles am Live-Spielen. Ich freue mich darauf neue Clubs zu entdecken, in denen wir noch nie gespielt haben. Und dann auf der Bühne alles zu geben. Das Publikum mit unseren Songs zu berühren. Mit jedem Konzert als Band noch mehr zusammen zu wachsen. Auf langen Autofahrten miteinander rumzublödeln. Autogramme zu vergeben und Selfies mit hoffentlich vielen neuen Fans zu machen.
Gibt es musikalische Elemente aus der Jazz-Vergangenheit, die bewusst in eure Songs einfließen?
Nein, wenn dann unbewusst.
Du hast zwischen Hamburg, London und New Orleans gearbeitet – welche Stadt hat dich musikalisch am meisten geprägt?
Ich würde sagen New Orleans – auch wenn man das in FiNDiNG CLEO’s EP, meinem Empfinden zumindest nach, gar nicht so sehr hört.
Gibt es Traum-Kollaborationen, mit wem würdest du gern einmal einen Song aufnehmen?
Jordan Rakei, Leif Vollebekk, Dodie, Norah Jones.
Nachgefragt bei…
| Lieblingsessen: Habe ich nicht. |
| Lieblingsmusik: Kann mich nicht entscheiden. |
| Lieblingswort: Lotus |
| Lieblingsort: Hamburg |
| Lieblingsmoment: Wenn Leute im Publikum die Texte zu unseren Songs kennen und mitsingen. |
Seit fast zwei Jahrzehnten die neutrale Stimme im Vogtland. Mit Leidenschaft und Nähe zu Menschen und Themen, auch weit über die Region hinaus. Nah am Puls der Zeit. Und stets mit dem Anspruch, Politik zu lesen, Kunst und Kultur näher zu bringen und am Schleizer Dreieck nicht vom Bike zu fallen.

