Zu gewinnen gibt es heute einen Letterpressdruck mit der Zeichnung von e.o.plauen und einen Gutschein für freien Eintritt!
Wenn man an Erich Ohser denkt, sieht man sie sofort vor sich: den kleinen, stämmigen Vater und den Jungen mit dem dunklen strubbeligen Haar, wie sie schweigend durch die Welt gehen, stolpern, lachen, scheitern – und einander dabei nie verlieren.
Die Bilder aus Vater & Sohn wirken zeitlos, beinahe wie Gleichnisse. Und doch sind sie tief verwurzelt im wirklichen Leben. Auch zur Weihnachtszeit scheint diese Verbindung zwischen Kunst und Alltag aufzuleuchten.
Wie viele Parallelen es zwischen Vater & Sohn und Erich Ohser und seinem Christian gab, kann man nur vermuten. Etwas mehr darüber weiß allerdings die Leiterin der Galerie e.o. plauen, Sarah Kühnel. Sie hat extra für Weihnachten ein paar Anekdoten herausgesucht, die Christian Ohser festgehalten hat – Erinnerungen, die wie kleine Fenster wirken. Keine großen Heldengeschichten, sondern genau das, was Weihnachten so kostbar macht: Unvollkommenheit, Wärme, leiser Humor.
Die Eisenbahn unter dem Weihnachtsbaum
Einmal bekam Christian zu Weihnachten eine mechanische Eisenbahn. Ein Geschenk, das in Kinderaugen pures Glück versprach. Doch wie so oft kam es anders. Der Vater, neugierig wie ein Junge und voller Vorfreude, konnte es nicht lassen und probierte die Eisenbahn schon am Heiligabend aus. Dabei überdrehte er die Feder der Lokomotive. Am nächsten Morgen stand die Eisenbahn unter dem Baum – kaputt. Und der Junge spielte trotzdem damit.

Eine Bühne aus Eis
Sportlich war Erich Ohser nicht. Schwimmen konnte er zunächst nicht, Skifahren nur mit zusammengebissenen Zähnen. Christian erinnert sich an den Vater, wie er mit flatternder Windjacke und verbissenem Gesicht einen Hang im Erzgebirge hinabfuhr – um unten unweigerlich im Schnee zu landen. Doch es gab eine Ausnahme: das Schlittschuhlaufen.
Im Winter wurden damals Tennisplätze geflutet und verwandelten sich in Eisbahnen. Dort, mitten unter rotznasigen Kindern, drehte Ohser seine Pirouetten. Graue Flanellhose, rostbraune Jacke, ein Hut tief in die Stirn geschoben. Die Arme verschränkt, die Brust heraus – und dann die Bewegung, elegant, fast stolz. „Es war irgendwie seine Bühne“, schreibt Christian. Und man kann ihn sehen: den Zeichner, der ohne Worte Geschichten erzählte, nun selbst Teil eines stummen Bildes aus Frost, Sonne und Lachen.
Der dürre Weihnachtsbaum
Eine weitere Begebenheit erzählt von einem Weihnachtsbaummarkt. Vater und Sohn kamen gerade aus dem Atelier, wo Ohser ein Porträt seines Sohnes gezeichnet hatte – ein Geschenk für die Mutter. Auf dem Heimweg wollten sie noch einen Baum kaufen. Doch der Markt war überfüllt, die Bäume dürftig, die Stimmung angespannt. Da rief Ohser, laut und gut gemeint, dem Händler zu: „Geben Sie doch den Leuten, die hinten stehen, zuerst einen Baum!“ Der Händler war begeistert von der Idee. „Großartig“, sagte er, ließ Ohser durch – und drückte ihm einen der dürrsten Bäume in die Hand. So ging er nach Hause: mit einem mageren Weihnachtsbaum und vermutlich einem leisen Lächeln. Es war typisch für ihn, sagt Christian. Und man glaubt es sofort.

Das Geheimnis von Ohser und seinen Geschichten
Vielleicht liegt gerade darin das Geheimnis von Vater & Sohn: in dieser Mischung aus Herzenswärme, Selbstironie und dem Mut zur Unvollkommenheit. Erich Ohser war kein Held, kein Übervater. Er war ein Mensch, mit Ecken und Kanten, mit Stärken und Schwächen – und genau daraus formte er seine Kunst.
Zu Weihnachten, wenn alles ein wenig stiller wird, scheinen diese Geschichten besonders nah. Sie erinnern daran, dass es nicht die glänzenden Dinge sind, die bleiben, sondern die kleinen, schiefen, ehrlichen Momente. So wie eine kaputte Eisenbahn. Oder ein dürrer Baum. Oder ein Mann, der auf dem Eis für einen Augenblick ganz bei sich ist.
Hintergrund:
Erich Ohser wurde 1903 in Plauen geboren und wuchs dort auf. International bekannt wurde er unter dem Pseudonym e. o. plauen als Schöpfer der wortlosen Bildergeschichten Vater & Sohn (1934–1937). Die humorvollen, warmherzigen Szenen aus dem Alltagsleben von Vater und Kind kommen ganz ohne Text aus und wirken bis heute zeitlos.
Plauen ist eng mit Ohsers Erbe verbunden: Die Stadt erinnert mit Ausstellungen, Skulpturen und der Galerie e.o.plauen an ihren berühmten Sohn und pflegt die Tradition der Bildgeschichten, die hier ihren Ursprung haben.

Adventskalender-Verlosung:

Der Vogtlandstreicher.de verlost einen hochwertigen Letterpressdruck mit der Zeichnung von e.o.plauen: „Sonntag“ (erstmals 1954 veröffentlich) in den Maßen 60x40cm (HxB) und einen Gutschein für freien Eintritt in die Galerie e.o.plauen.
Teilnahmeberechtigt sind Personen ab 18 Jahren. Das Gewinnspiel läuft vom 24. Dezember 2025 bis zum 26. Dezember 2025 um 0 Uhr.
Die Teilnahme erfolgt per E-Mail mit Angabe von Name und Wohnort an stephanie@vogtlandstreicher.de mit dem Betreff „Ohser“. Unter allen Einsendungen wird ausgelost und die Gewinner werden bis spätestens 27. Dezember per E-Mail informiert. Die Teilnahmedaten werden nur für die Dauer des Gewinnspiels gespeichert und anschließend gelöscht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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