Adventskalendertür Nr. 10: Markus Berges zwischen schlüssigem Konzept und offenem Prozess

^{Titelfoto: Matthias Sandmann – Markus Berges ist ein deutscher Autor und Musiker}
“Wie sie die Welt sahen, schien mir abstrus – in so mancher Hinsicht, doch in jeder, was mich betraf. Der Sonntagmorgen gehörte in die Kirche und jedes Risiko versichert bei der Feuersozietät. Das Hemd gehörte in die Hose und die Speckrollen an ihren Sohn”, keine Liedzeilen, sondern die in einem Roman – dem Neuesten von Markus Berges. Darüber erzählt er ein bisschen und natürlich gibt es ein Exemplar zu gewinnen.

Berges wurde 1966 in Westfalen geboren, lebt heute in Köln und hat nicht nur mehrere Romane veröffentlicht, sondern ist auch als Sänger und Singschreiber der Band Erdmöbel (13 veröffentlichte Alben) bekannt. Nach Ein langer Brief an September Nowak (Rowohlt Berlin, 2010), Liebeslieder (Aisthesis Verlag, 2014), Die Köchin von Bob Dylan (Rowohlt Berlin, 2016) kam nun Irre Wolken (Rowohlt Berlin) in den Buchhandel.

Es geht darin um Freiheit und Exzesse, um das Jungsein als Ort des ersten, größten Glücks – und dessen Preis. Und ein bisschen mehr noch erzählt er selbst:

“Irre Wolken” wird als autobiografischer Roman betitelt? Wie viel Autobiografie steckt denn drin und in wem denn überhaupt?

Es steckt schon eine Menge Autobiografisches drin in diesem Roman, insbesondere in der namenlosen Hauptfigur, die schließlich den Spitznamen Kuli bekommt. Die Psychiatrie, von der Roman erzählt, gibt es wirklich, wenn auch ihr Name“ Die Hülle“ inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Das namenlose Städtchen ist ziemlich inspiriert von meiner westfälischen Heimatstadt und auch meine Familie musste ziemlich herhalten.

Wie lange wächst so eine Romanidee? Gibt es schon die nächsten Zeilen im Kopf?

Ich habe insgesamt vier Jahren an diesem Roman gearbeitet, natürlich ist die Idee dazu länger gereift, es war für mich auch überhaupt nicht nahe liegend, einen autobiografischen Roman zu schreiben. Insofern war es für mich ein echtes Abenteuer. Nun wäre es fantastisch, schon erste Sätze für einen nächsten Roman im Kopf zu haben, denn erste Sätze führen viel weiter als Ideen. Ich aber muss mich im Moment noch mit ein paar sich Konkurrenz machenden Ideen bescheiden. Abgesehen davon aber freue ich mich im Moment vor allem darauf, wieder Songs zu schreiben.

Wer darf zuerst lesen? Freunde, Familie oder Fremde und wessen Lob oder Kritik hat den höchsten Wert?

Bei diesem Roman hatte ich wesentliche Leserinnen und Leser, und zwar meinen Freund und Verleger, meine Ehefrau und eine sehr gute Freundin. Unschätzbar waren aber auch Lob und Kritik meines langjährigen Lektors. Es gibt für mich kein Kritik-Ranking, im Allgemeinen ist es so, dass ich Kritik schlecht ruhen lassen kann, also einfach Kritik sein lassen. 

Was unterscheidet einen Songtext und einen Roman in Idee und Aussage? Oder ist ein Songtext eigentlich auch nur ein komprimierter Bestseller – im besten Falle?

Das sind zwei sehr verschiedene Dinge, vor allem, weil man für einen Roman schon ein schlüssiges Konzept braucht, ich zumindest. Der Songprozess ist für mich viel offener. Es geht immer wieder darum, dorthin zu gehen, wo die Musik hin will.

Erdmöbel Konzerte jedes Jahr in der Adventszeit – kommt da Weihnachtsstimmung auf? Wie ist der Heiligabend im Hause Berges? Gibt es feste Rituale und Traditionen?

Das ist schon eine sehr spezielle Geschichte, so eine Weihnachtstradition zu erfinden, denn Traditionen sind ja gerade das, was man sich nicht selbst ausgedacht hat, sondern das, was „auf uns gekommen“ ist, wie sich mein Lateinlehrer ausdrückte. Im Hause Berges gibt es aber eine Tradition, und das sind Arancini an Heiligabend, natürlich selbstgemacht.

Nachgefragt bei…Markus Berges

Lieblingsessen: Pizza

Lieblingsmusik: Colapesce und Dimartino

Lieblingswort: Polarlicht

Lieblingsort: Palermo

Lieblingsmoment: Polarlicht in Palermo

Adventskalender-Verlosung: