Titelfoto: Michael Pauser
In den verdienten Ruhestand verabschiedet werden, aber zuvor noch einmal sein ganzes Können unter Beweis stellen – das durfte Stephan Freund in diesen Tagen erleben, der langjährige Konzertmeister der Vogtland Philharmonie. Seit 1981 bereits in dieser verantwortungsvollen Funktion im Vogtlandorchester Reichenbach tätig, wurde er auch in der1992 gegründeten länderübergreifenden Philharmonie – gleichrangig mit einem zweiten Kollegen – Stimmführer der ersten Geigen und damit zuständig für schwierige Violin-Soli und maßgeblicher Mittler zwischen Orchester und musikalischem Leiter.
Der gebürtige Greizer, der in Weimar studierte, stand während der jüngsten Sinfoniekonzerte in Greiz und Reichenbach im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Zufall oder nicht – Höhepunkt des Abends war jeweils Nikolai Rimski-Korsakows sinfonische Dichtung „Scheherazade.“ Dort verkörpert die Violine in ausgedehnten Solo-Passagen die Titelfigur, die ihr Leben durch spannende Erzählungen rettende persische Ministertochter.
Filmmusik feinnervig umgesetzt
Stephan Freund meisterte seinen Part mit betörendem Ton und makelloser Technik. Das Geleistete krönte die von Kapellmeister Simon Edelmann sprühend vor Energie geleitete Interpretation des populären Meisterwerks, die von weiteren exzellenten solistischen Leistungen geprägt war und das Orchester
mehr als einmal dynamisch wie in Sachen Leidenschaft & Turbulenz an seine Grenzen führte. Das war keine Sinfonik zum Zurücklehnen, das war ein unter die Haut gehender Abstecher in den Zauber, aber zugleich auch das Unglaubliche, teils Abgründige der orientalischen Märchenwelt.
Die weiteren Punkte des Programms hatten es ebenfalls in sich. Den Anfang machte mit Alan Silvestris Konzert-Suite aus dem Streifen „Der Polarexpress“ ein Stück kompakter, den Puls vom Start weg hochjagender Filmmusik, rhythmisch packend und gestalterisch feinnervig umgesetzt.
In ruhigere, aber nicht weniger reizvolle Gefilde führte vor der Pause Wolfgang Amadeus Mozarts Oboenkonzert. Die Solistin, die 26-jährige im Stuttgarter Rundfunksinfonieorchester spielende Spanierin Raquel Pérez-Juana Rodriguez, erfüllte die beiden schnellen Sätze mit bestrickendem Esprit und feinem Humor, dabei stets maßvoll und natürlich bleibend. Im Adagio fand die aus Toledo stammende Musikerin zu inniger, von großem Atem getragener Gesanglichkeit.
