Im Frühjahr 2024 führte der Landkreis Hof gemeinsam mit der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (GEFAK) eine umfassende Befragung von Unternehmen durch, um den aktuellen Zustand der regionalen Wirtschaft zu analysieren und zukünftige Unterstützungsmaßnahmen zu planen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in einer Veranstaltung mit rund 100 Unternehmerinnen und Unternehmern vorgestellt. Die Zahlen im Detail haben wir in am Ende des Artikels übersichtlich herausgearbeitet.
Hohe Beteiligung und Repräsentativität
Zwischen April und Juni 2024 wurden 953 Unternehmen kontaktiert, von denen 265 den Fragebogen ausfüllten. Mit einer Rücklaufquote von 28 Prozent gilt die Befragung als überdurchschnittlich erfolgreich. Die teilnehmenden Betriebe repräsentieren etwa 11.000 Arbeitsplätze im Landkreis Hof. Rund 40 Prozent der Antworten stammten von Kleinbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten, hauptsächlich aus dem produzierenden Gewerbe.
Zufriedenheit mit dem Standort
Die Unternehmen bewerteten den Wirtschaftsstandort Landkreis Hof insgesamt mit der Note 2,19 auf einer Skala von 1 bis 6. Besonders positiv hervorgehoben wurden die regionale und überregionale Straßenanbindung, das Schul- und Kinderbetreuungsangebot sowie die allgemeine Lebensqualität. Kritischer wurden die Bahnanbindung, die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und der öffentliche Personennahverkehr beurteilt.
Zukünftige Entwicklungspläne
Mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen planen in den nächsten drei Jahren Expansionen, wobei der Fokus auf der Regionalisierung liegt. Etwa ein Viertel der Betriebe steht zudem vor einer Nachfolgeregelung in diesem Zeitraum.
Herausforderungen im Arbeitsmarkt
Über die Hälfte der Unternehmen meldete einen kurzfristigen Bedarf an Arbeitskräften, insbesondere an Facharbeitern. Insgesamt sind etwa 800 Stellen zu besetzen. Die größte Herausforderung besteht in der schwierigen Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte. Als Gründe wurden mangelnde fachliche Qualifikationen, fehlende persönliche Eignung und bei Akademikern zu hohe Gehaltsforderungen genannt.
Kooperationen und Gewerbeflächen
Fast 60 Prozent der Unternehmen im Landkreis Hof kooperieren bereits miteinander, vor allem in den Bereichen Einkauf, Transport/Logistik und Vertrieb/Werbung. Potenzial für weitere Zusammenarbeit besteht in mitarbeiterbezogenen Themen und im Energiebereich. Die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen wird positiv bewertet: Über 70 Prozent des Bedarfs an Grundstücken können am Standort gedeckt werden, bei Gewerbeimmobilien sind es 40 Prozent.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Die Mehrheit der Betriebe hat bereits Maßnahmen zur Digitalisierung in klassischen Bereichen umgesetzt. Die Nutzung künstlicher Intelligenz ist noch wenig verbreitet, jedoch planen viele Unternehmen deren Einsatz. Im Bereich Nachhaltigkeit zeigt sich ein Interesse am Thema Wasserstoff, allerdings mangelt es bisher an konkreten Umsetzungen.
Landrat Dr. Oliver Bär betonte die Bedeutung der Befragung: “Uns war wichtig zu erfahren, was für die Betriebe von Bedeutung ist, um sich bestmöglich zu entwickeln und wo wir sie unterstützen können.” Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, um gezielte Maßnahmen zur Förderung der regionalen Wirtschaft zu ergreifen.
Aufbereitung der Zahlen aus der Befragung
Unternehmensstruktur
- Insgesamt 265 Unternehmen haben an der Befragung teilgenommen, was einer Rücklaufquote von 28 % entspricht.
- Die Mehrheit der Unternehmen (40 %) sind Kleinbetriebe mit weniger als 10 Beschäftigten.
- Die größten Sektoren sind Handwerk (31 %), Industrie (23 %) und sonstige Dienstleistungen (18 %).
Standortbewertung
- Durchschnittliche Zufriedenheit mit dem Standort: 2,19 (Schulnotensystem).
- Positiv bewertet: Straßenanbindung, Lebensqualität, Kinderbetreuungsangebote.
- Kritisch gesehen: Bahnanbindung, Verfügbarkeit von Fachkräften, öffentlicher Nahverkehr.
Fachkräftesicherung
- 57 % der Unternehmen benötigen zusätzliche Arbeitskräfte, insgesamt ca. 800 Stellen in den nächsten 12 Monaten.
- Hauptbedarf: Gewerblich-technische Fachkräfte (310 Stellen), kaufmännische Angestellte (154 Stellen), Akademiker (144 Stellen).
Herausforderungen bei der Stellenbesetzung
- 90 % der Unternehmen nennen zu wenige Bewerbungen als größtes Problem.
- Weitere Schwierigkeiten: Fehlende Qualifikationen, hohe Gehaltsforderungen, geringe Attraktivität von Berufsbildern.
Entwicklungspläne und Kooperationen
- Über 40 % der Betriebe planen Expansionen in den nächsten drei Jahren.
- 60 % der Unternehmen kooperieren bereits in Bereichen wie Einkauf, Logistik und Werbung.
- Potenziale für neue Kooperationen: Weiterbildung, Energiemanagement, Personalaustausch.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit
- Digitalisierung ist weit verbreitet, vor allem in klassischen Bereichen.
- Nachhaltigkeit: Interesse an Wasserstofftechnologien vorhanden, konkrete Maßnahmen sind jedoch selten.
Gewerbeflächen
- 70 % des Flächenbedarfs können am Standort gedeckt werden, bei Gewerbeimmobilien sind es 40 %.
- Positiv hervorgehoben: Verfügbarkeit und Preisniveau von Flächen.
Handlungsempfehlungen
- Förderung der Fachkräftesicherung durch regionale Netzwerke und Marketingkampagnen.
- Ausbau von Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen.
- Entwicklung nachhaltiger Technologien und Unterstützung bei der Digitalisierung.
Quelle
Nach 20 Jahren Krieg, Krise und dem Großenganzen journalistisch in das beschauliche Vogtland gewechselt. Ein Momentesammler und Geschichtenerzähler. Neugierig, nahe an den Menschen und manchmal ein bisschen frech. :) Folge mir doch auf X (ehemals Twitter)