alle Fotos: Brit Wollschläger
Erstmal spricht er nicht, der Schiller-Kenner. Er läuft über die Bühne, räumt Dinge an andere Plätze, schaut wichtig dabei, beleuchtet sie mit der Kamera. Es folgen schwere schnelle Wort-Salven. Der Taucher. Das fürchterliche Wasser. Die Gier des Königs. Das grausame Spiel. Sprengkräftige Worte. Schiller-Zeilen und eigene. Es wird poetisch, provokativ, politisch. „Du bist so schön anders“ – die Worte auf dem Shirt wirken. Schön anders. Wahre Wirklichkeit. Absurde Absurdität. Heiliger Leichtsinn. Nichts zu riskieren hieße, seine Seele aufs Spiel zu setzen. Wallensteins Reiterlied. Kriegsangst. Friedenswunsch.
Schauspieler Sven-Erik Just wirkt souverän auf seiner Bühne in Triptis und gefällt mit präzise eingesetzten dramaturgischen Gestaltungsmitteln. Kein Lichtstrahl, kein Bildnis, keine Pose wirkt zufällig. Und dann sind da diese Votivtafeln, wie sie Schiller im freundschaftlichen Wettstreit mit Goethe zahlreich hinterlassen hat. Und natürlich: die Muse. Die schweigende Muse. Schließlich stehen jene beiden Wesen im Zentrum der Universallehre Schillers: die Frauen, denen wir Leben und Liebe verdanken, und die Dichter/Sänger, die uns das Anziehende anschaulich vorstellen.
„Drum soll auch ein ewiges zartes Band die Frauen, die Sänger umflechten, sie wirken und weben, Hand in Hand, den Gürtel des Schönen und Rechten. Gesang und Liebe in schönem Verein, Sie erhalten dem Leben den Jugendschein.“
Die Inspiration zu „Friedrich Schiller Balladen“
Tatsächlich war es eine wertvolle Sonderausgabe von Schillers Balladen als Geschenk zum Geburtstag, die den unaufhaltsamen Impuls zu diesem Programm gab. „Im Augenblick war ich aufs Tiefste ergriffen von der menschlichen Größe und lebenswahren Wirklichkeit, wie sie mir in Schillers Gedankenwelt aufstiegen“, erklärt Just seine Begeisterung.
Ihm war klar: Er musste diesen Schiller mit seinen Balladen auf die Bühne bringen – jedoch auf eine eigene, eine neue Weise; reifer, wertschätzender als in reiner Rezitation. „Es könnte nicht schaden‘, meinte Just, „mir etwas Training und Auseinandersetzung mit der Sinnen- und Sprachenwelt unseres großen deutschen Nationaldichters zu verschaffen“. In den folgenden Monaten verglich er Fassungen, studierte Texte. Es entstand eine konzeptionelle Struktur. Mitstreiter traten hinzu, ein Raum öffnete sich – und nach anfänglichen Zweifeln und Rückschlägen ergaben sich Umstände, in denen sein Zutrauen, sich an eine Aufführung wagen zu dürfen, seine Unsicherheit, wie schon manches Mal am eigenen Anspruch zu scheitern, überwog.

Der Künstler Sven-Erik Just
Sven-Erik Just (geboren in Berlin-Friedrichshain) war nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch” zu Berlin, Ensemblemitglied des Deutschen Theaters zu Berlin und hatte Engagements in Leipzig, Erfurt, Chemnitz, sowie Gastspiele in Cottbus, Senftenberg, Klagenfurt, Wien; übernahm später Regiearbeiten in Leipzig und Szczecin. Zu seinen Vorbildern und Lehrern gehörten Brigitte Soubeyrand, Christian Grashof, Katja Paryla, Alexander Lang, Heiner Müller, Alexander Tairow („Das entfesselte Theater“), Gerhard Branstner („Das eigentliche Theater oder die Philosophie des Augenblicks“). Seit 2020 lebt er in Thüringen.
Ab heute nun steht er in einer Ein-Mann-Inszenierung auf der Bühne und bietet dem geneigten Gast große Theaterkunst und totale Begeisterung für diesen Schiller. Gleichsam lernt man Friedrich Schiller, den Arzt, Historiker, Philosophen, Poeten und Nationaldichter als Persönlichkeit, ja als Idealisten, neu kennen.
Unterstützt wurde er von Matthias Herrmann, Schauspieler und Regisseur in Theater, Film und Fernsehen, sowie Bettina Stölzer (Muse und Werbegestalterin aus Neustadt an der Orla). Die Premiere steht bevor, ein wenig Lampenfieber ist da: 10. und 11. Oktober 2025 Triptis / Oberpöllnitz Landhotel Schumann Festsaal
Weitere Termine unter http://schillerprogramm.de/