Die Erwartung ist hoch. Wer sich aktuell ein Ticket für die Silly elektro-akustik Tour kauft, mag sie hören: die ganz großen Lieder der Band, die 1978 in Ost-Berlin gegründet wurde. Doch man bekommt weit mehr. So war es auch am Donnerstagabend in der Stadthalle in Chemnitz.
Einzigartige Instrumente und detailverliebte Performance
Da ist einerseits irgendwie alles, was eine Rockband an Instrumenten so auf die Bühne bringen kann: Vom Flügel über Gitarren, Bässen und Schlagzeug. Da wird in die Tasten gehauen, an den Saiten gezaubert und ein Schlagzeug bespielt, an dem alles vorhanden ist, was nicht Standard ist. Da ist ein Uwe Hassbecker, dem eine Gitarre vor dem Oberkörper nicht reicht. Zwei können es schon sein, und sein detailverliebtes Zupfen, egal ob auf E-Gitarre oder Akustikklampfe. Dahinter sein Sohn, Daniel Hassbecker, der vom Cello bis zur Melodica wohl kein Instrument nicht spielen kann und sogar für ein paar wenige Töne einen Regenmacher, ein aus Bambus geschnitztes Rohr, rasseln lässt.
Fotos vom Konzert in Chemnitz von Stephanie Rössel
Außergewöhnliche Musiker und ihre Vielfalt
Der Mann der tiefen Töne ist „Jäcki“ Reznicek. Doch auch er gibt sich nicht mit einer Bassgitarre zufrieden, sondern streichelt an sämtlichen Saiten, die einen warmen Ton von sich geben. Mit etwas Konkurrenz von Ronny Dehn, der kein Standardschlagzeug, das nur aus Trommeln und Becken besteht, vor sich hat. Da gibt sich „Ritchie“ Barton mit lediglich dem Flügel auf der Bühne nahezu bescheiden, holt aus dem aber raus, was die Klaviatur hergibt.
Unvergessliche Stimmen: Julia Neigel und Toni Krahl
„Das Traumpaar des Jahrhunderts“, singen Julia Neigel und Toni Krahl wohl nicht zufällig als ersten Song des Abends. Denn musikalisch und stimmlich sind die beiden kaum zu übertreffen. „In mir drin ist alles rot, das Gegenteil von tot“, schmettert Neigel und auf ihren Armen zeichnet sich Gänsehaut ab, die sich auf das Publikum überträgt. Die tiefe Stimme, die weich und kratzig zugleich ist und die diese Silly-Titel singt, als kämen sie ganz tief aus ihr. Ebenso wie Toni Krahl, der sich ein wenig ärgert, dass „Halloween in Ostberlin“ nicht ihm eingefallen ist und dabei über die Bühne springt, als hätte man von seinen 75 Jahren mal eben 30 abgezogen.
Eine Hommage an Tamara Danz
Für vermutlich jede Sängerin und jeden Sänger sind einige der Lieder, die einst Tamara Danz prägte, doch große Fußstapfen. Doch Julia Neigel und Toni Krahl holen mit ihren unglaublichen Stimmen aus den Zeilen so viel, was in den Jahren zuvor vielleicht ein wenig verborgener blieb.
Wer sich das musikalische Premium-Feuerwerk nicht entgehen lassen will, hat im kommenden Jahr mehrfach die Chance. Beispielsweise am 21. Februar in der Neuen Welt in Zwickau oder am 22. Februar in der Freiheitshalle Hof. Alle weiteren Termine von Hannover bis Freiberg HIER.
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