Manchmal erschweren Emotionen den Blick auf die Fakten – so auch in der seit Wochen geführten öffentlichen Debatte um das Autismuszentrum Vogtland e.V.. Der Vogtlandkreis hat am 13. Mai 2025 die bestehenden Leistungsvereinbarungen mit dem Verein zum 31. Dezember 2025 gekündigt.
Betroffen sind verschiedene Unterstützungsangebote für autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene – darunter Schulbegleitung, familienunterstützende Dienste sowie Sozialkompetenztrainings.
Eine offizielle Begründung für die Kündigung hat der Landkreis nicht genannt. Laut 2023 neu geschlossenem Vertrag ist eine ordentliche Kündigung ohne Angabe von Gründen zulässig. Das Autismuszentrum und betroffene Familien kritisieren die Entscheidung dennoch scharf. Sie befürchten Versorgungsengpässe und negative Folgen für die Betroffenen, da Kontinuität in der Betreuung bei Autismus besonders wichtig sei.
Schiedsverfahren und Streit um Gesprächsbereitschaft
Aktuell laufen mehrere Schiedsverfahren, die allerdings bereits vor der Kündigung angestoßen wurden. Seitens des Vereins wurden für 2024 und 2025 die Kosten überdimensional erhört. Dem Verlangen des Landkreis dies zu belegen, wurde nicht nachgekommen.
In den vergangenen Wochen wurden teilweise nichtöffentliche Details bekannt und weiterverbreitet. Gegen die Kündigung selbst ist der Verein nicht rechtlich vorgegangen, wirft dem Landkreis aber wiederholt mangelnde Gesprächsbereitschaft vor und behauptet, vereinbarte Termine seien abgesagt worden.
Diese Darstellung hat die Behörde inzwischen zurückgewiesen. Zum Vorwurf mangelnder Gesprächsbereitschaft weist das Landratsamt darauf hin, dass bei einer anwaltlichen Vertretung direkte Gespräche zwischen den Parteien in der Regel nicht mehr zulässig sind.
Für die Leistungsberechtigten bedeutet die Kündigung weder finanzielle Einbußen noch einen Wegfall der Unterstützung. 35 Familien sind von der Umstellung betroffen: Drei sind bereits zu anderen Trägern gewechselt, zwei sind aus anderen Gründen ausgeschieden. 17 Familien haben einen Antrag auf persönliches Budget gestellt – sie erhalten das Geld direkt vom Sozialamt und können dadurch weiterhin Leistungen beim Autismuszentrum Vogtland e.V. in Anspruch nehmen. Elf Betroffene sind zu Hilfeplangesprächen eingeladen, zwei haben ihre Termine bislang nicht wahrgenommen.
Da Veränderungen für Menschen mit Autismus oft große Herausforderungen bedeuten, dürfte dieser Schritt für viele eine pragmatische Lösung sein. Für Schulbegleitung und Assistenzleistungen stehen im Landkreis mehrere alternative Anbieter zur Verfügung. Beim Sozialkompetenztraining muss allerdings teilweise auf Anbieter aus Nachbarlandkreisen ausgewichen werden.

Redaktion
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