Titelfoto: Stephanie Rössel – Vogtlandtheater
Die angespannte Situation um das Theater Plauen-Zwickau ist längst nicht mehr nur spürbar, sondern auch hörbar. Auf dem Tisch liegt ein riesiger Stapel Papier – dahinter der Plauener Oberbürgermeister Steffen Zenner und der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau, Dirk Löschner. An seiner Seite stehen Geschäftsführerin Sandra Kaiser, die Fördervereinsvorsitzenden Sylvio Grimm und Henry Klüglich sowie Marcus Sandmann, der Vorsitzende des Betriebsrats.
Vor ihnen prangt ein klares Statement: „24.685 Menschen fordern: Erhaltet das Theater Plauen-Zwickau! Kein weiterer Kulturabbau!“ Wochenlang wurden Unterschriften gesammelt, um den drohenden Einschnitten im Theaterbetrieb entgegenzuwirken. Eine Petition ist weit mehr als ein Aufruf. Sie ist ein demokratisches Instrument, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Entscheidungsverantwortliche in die Pflicht zu nehmen. Je größer die Beteiligung, desto klarer das Signal.
Obwohl das Theater bereits mit zahlreichen Aktionen die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, reicht symbolischer Protest allein nicht aus. Politischer Druck jedoch bleibt wirkungslos, wenn nicht ausreichend finanzielle Mitteln zur Verfügung stehen.
Steigende Kosten gefährden Theaterstruktur – Kritik an fehlendem Engagement
Das Theater Plauen-Zwickau sieht sich aufgrund wachsender Ausgaben und Tarifsteigerungen stark belastet. Um Kürzungen von Sparten oder Personal zu verhindern, soll die Petition die Gesellschafter und die Landesregierung zum Handeln bewegen.
Sylvio Grimm kritisierte gegenüber OB Zenner: „Es entsteht ein bisschen der Eindruck, dass Sie sich nicht mit genügend Nachdruck in Dresden einsetzen.“ Der Bürgermeister entgegnete sichtlich verärgert: „Das ist wirklich unverschämt.“ Einerseits soll konfrontiert werden, andererseits fallen Sätze wie: „Es ist nicht gegen die Gesellschafter, es soll diese unterstützen.“

Ein flächendeckendes Problem in der Theaterlandschaft Deutschlands
Nicht nur im ländlichen Raum, auch in Metropolen wie Berlin oder größeren Städten wie Nürnberg geraten Kultureinrichtungen zunehmend unter Druck. Die Realität ist, dass Kosten steigen und die Fördermittel konstant bleiben.
Doch nicht zu vergessen ist der Abstand zwischen Leuchtturmprojekten (wie eben z. B. das Theater) mit dem größten Teil aus der Kulturraumfinanzierung beispielsweise und der im Gegensatz unterfinanzierten freien Szene. Hier wiederum sorgten jüngst in Einzelfällen sogar abgelehnte Förderanträge für Unmut. Eine genaue Recherche jedoch ergab, dass diese schlicht an formal nicht korrekten oder verspätet eingereichten Anträgen scheiterten.
Millionenförderung reicht nicht aus – Theater Plauen-Zwickau braucht mehr Unterstützung
Die Städte Plauen und Zwickau tragen als Gesellschafter Millionen zur Finanzierung des Theaters bei. Der Kulturraum Vogtland-Zwickau unterstützt jährlich mit erheblicher Summe. Hinzu kommen Strukturmittel aus dem Kulturpakt des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus in Höhe von 1.473.000 Euro jährlich bis 2026 – gedacht zur Verbesserung der Einkommenssituation der Beschäftigten und zur Stärkung des Angebots.
Zudem gibt es ein „gut gehütetes“ Strukturkonzept, das die Städte in Auftrag gaben und auch bezahlten. Dieses Dokument soll den Anstoß für die aktuellen Entwicklungen gegeben haben – im Kern geht es dabei scheinbar um die zukünftige inhaltliche Ausrichtung des Hauses. Nicht zuletzt spielt dabei auch eine Rolle, dass es im Vogtland drei große Orchester gibt.
Millionenmehrbedarf prognostiziert – höhere Summen in den Haushalten eingeplant
Laut einem Wirtschaftsplan rechnet die Stadt Plauen bis 2028 mit einem zusätzlichen Finanzmittelbedarf von etwa 7,2 Millionen Euro für das Theater. Generalintendant Dirk Löschner hatte bereits öffentlich angekündigt, dass große Gala-Abende gestrichen werden sollen, Orchesterkonzerte in Kirchen mehr Geld kosten müssen und im schlimmsten Fall die Belegschaft die Einsparungen zu spüren bekomme.
Im Haushalt 2025/2026 ist das Theater der größte Einzelposten des Zwickauer Stadtrates mit rund sieben Millionen Euro. Zusätzlich beteiligte sich Zwickau am Nothilfe-Paket. Plauen schießt in diesem Jahr 3.860.000 Euro für den laufenden Betrieb sowie 220.000 Euro für Investitionen zu und im nächsten 3.920.000 Euro plus 205.000 Euro.

Landkreise sehen sich am Limit – Finanzierung bleibt Zankapfel
OB Zenner ruft regelmäßig die Landkreise zur stärkeren Mitfinanzierung auf. Doch der Landrat des Vogtlandkreises, Thomas Hennig, stellt klar: „Das Theater Plauen-Zwickau ist eine der wichtigsten Kulturinstitutionen unserer Region, deren Erhalt wichtig ist. Mehrfach hat sich der Kreistag bereits mit Möglichkeiten der Unterstützung befasst. Die Haushaltssituation ließ und lässt eine erhöhte Kreisbeteiligung nicht zu. Wir müssen deshalb nach alternativen Lösungen suchen.“
Auch Carsten Michaelis, Landrat für den Zwickauer Landkreis lässt sich das nicht gerne sagen und kann genau erklären, welche Summen geleistet werden und wie alles geregelt ist. Er betont allerdings, genau wie Steffen Zenner, dass von der Schließung des Theaters nicht die Rede sei.
Kreative Ansätze und Erfolgsmodelle: Andere machen es vor
Wie Kultur auch unter schwierigen Bedingungen gelingen kann, zeigt Schauspieler Thomas Rühmann, künstlerischer Leiter des „Theaters am Rand“ im Oderbruch: „Wir haben sämtliche Sanierungen mit Fördermitteln umsetzen können. Außerdem bringe ich auf die Bühne, was mir in den Kopf schießt. Da wird aus Belletristik auch mal eine Theaterfassung. Aber grundsätzlich ist das alles aus dem Bauch heraus. Vor allem aber immer mit viel Musik, das macht es bekömmlich“
In Hof wiederum arbeiten Stadt und Theater eng zusammen. Die hohe Publikumsauslastung zeigt, die Identifikation mit der Einrichtung zahlt sich aus. Intendant Lothar Krause sagt: „Auch wir müssen uns Gedanken über die Finanzierung machen. Von unseren Mitarbeitern halte ich das Thema aber fern. Die sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren dürfen.“
Publikum als Hoffnungsträger – Ballett und Tanz begeistern
In der nun endenden Spielzeit konnte das Theater Plauen-Zwickau vor allem in der Sparte Ballett/Tanz punkten. Das Stück „Ramayana“ stieß auf große Begeisterung – ein Zeichen dafür, wie wichtig künstlerische Qualität und Publikumsnähe für die Zukunft einer Bühne sind.
Plauens Oberbürgermeister fordert immer wieder ein Mitwirken ein und fragte deshalb auch nach Neu-Abonnenten. Eine konkrete Zahl konnte ihm nicht genannt werden. Dafür meldet der Förderverein einen Zuwachs von 20 Prozent. Auch neue Sponsoren wurden laut Geschäftsführung des Theaters gewonnen.
Für die Neugestaltung des Löwel-Foyers wurde nun parallel ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen. Im Jahr 2028 wird das Vogtlandtheater in Plauen 130 Jahre alt.

Redaktion
Vogtlandstreicher - Das Nachrichtenmagazin berichtet 24/7 über die Themen im Vogtland aber auch überregional aus den Bereichen Sport, Kunst und Kultur.