Oswald Henke: Der Künstler, der dem Schmerz die Worte schenkt

Titelfoto: Jens Meyer
„Wenn der Winter zum Sommer wird und die Felder verdorren. Die Erben des Dritten Reichs wieder mächtiger werden. Dann, dann hat das Ende der Zeit begonnen. Und der Teufel die Schlacht gewonnen.“

„Diese Zeilen sind aktueller, als zu dem Zeitpunkt, in dem sie ursprünglich entstanden sind“, sagt Oswald Henke. Grund genug, sie erneut in die Welt zu schicken. Gestern wurden die digitale Single und der neue Videoclip veröffentlicht. Aus „Das Ende“ wurde nun „Das Ende ist da“. In wenigen Tagen gehen Goethes Erben auf Tour. München, Chemnitz und Oberhausen stehen im März im Kalender. Im Mai folgen Utrecht, Osnabrück und Hamburg und Sint Niklaas.

Eine prägende Band der Gothic-Szene

Die Band hatte bereits in den 90er Jahren erheblichen Einfluss auf die Gothic-Szene. Frontmann Oswald Henke hat seit 1989 die Musik durch seine besondere Stimme und die spezielle Art, diese einzusetzen, geprägt. Als „deutschsprachiges Musiktheater“ beschreibt er es gerne selbst.

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Die tiefen, eher düsteren Texte kommen nicht von ungefähr. „Da steckt schon ganz viel aus dem Leben dahinter. Bis zu Erfahrungen aus der Kindheit, die behütet, aber eben vielleicht manchmal zu beschützt vor Dingen war“, sagt Henke, der wie kein anderer dem Schmerz die Worte schenkt.

Kampf gegen den Wandel der Musikindustrie

Der Entwicklung, wie Musik inzwischen veröffentlicht wird, widersetzt er sich ganz bewusst. „Natürlich kommen immer mal wieder die Fragen, warum unsere Songs nicht auf allen Streaming-Plattformen sind“, sagt er und verwehre sich dagegen ganz bewusst. Geht es nach ihm, sollte einfach alles auf CD gepresst sein. Der glänzende Silberling ist ihm das liebste Medium.

„Wenn ich mal nicht mehr bin, dann möchte ich, dass auch alles, was nicht auf Platte gepresst ist, mit mir verschwindet. Ich möchte,, dass nur Fans die uns auch zu unseren Lebzeiten unterstützt haben auch weiterhin die Musik hören können. Ein künstlerischer Nachlass ist nicht notwendig“, sagt Oswald Henke fast ein wenig pathetisch.

Die Zukunft von Goethes Erben

Ein neues Album soll es mit Goethes Erben nicht mehr geben. Das letzte mit dem Titel “X” ist 2023 erschienen. Und überhaupt soll es nur noch rund vier Jahre mehrere Konzerte im Jahr und die Aktivität in dieser Form geben. So hat es Henke im vergangenen Jahr schon festgelegt. Aus der Musikszene verschwinden wird wohl keiner der Musiker. Alle sind in anderen Projekten involviert. Und auch Oswald Henke selbst wird sich in irgendeiner Form verwirklichen, aber gleichzeitig auch rar machen – so plant er.

Wie das Abschiedskonzert der Erben stattfinden könnte, dafür schweben ihm zwei Möglichkeiten vor. Entweder im ganz kleinen Kreis in Island oder mit Fans in Hof oder Bayreuth (Oberfranken): „Oder vielleicht auch beides – mal sehen.“

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Foto: Ulrike Rank
Weitere Projekte und Engagements

Neben den Erben gab es noch das Musikprojekt Erblast und Artwork. Erblast wurde inzwischen als ein nur rein auf Bandcamp verfügbares Projekt reaktiviert. Aus allen anderen Streamingplattformen wurde es entfernt. Auch die neuen Stücke “Zyklus 23”, “Requiem für die Menschheit” und “Vier von Vier” sind nur dort veröffentlicht worden.

Kurzfilme, Theaterstücke und Autorentätigkeit tauchen in Henkes Biografie auf, der aus dem Süden Bayerns stammt und schon lange in Oberfranken lebt. Als DJ ist er auch jetzt noch zu erleben. Auch da sei er sich immer treu geblieben und habe gewisse Musik nie aufgelegt. Gerne bewege er sich in den 80ern bei der Auswahl. Doch nur für einen einzigen Depeche Mode Song habe er den Lautstärkeregler nach oben gedreht: „Never Let Me Down Again“.

Inzwischen nimmt einen großen Teil seines Alltags die Arbeit bei dem Label „Dryland Records“ ein. Künstlerinnen und Künstler nach vorn bringen, bei Projekten unterstützen und auf Tour schicken – auch da steht also die Musik im Vordergrund.

Konzert in Chemnitz

Fans und Musikbegeisterte haben die Gelegenheit am 29. März im AJZ Talschock in Chemnitz eins der legendären Goethes Erben Konzerte zu erleben. Als Support dabei ist Lucina Soteira – „Psychedelic Wave“ mit Frontfrau Luci van Org.

Mit mehr Leuten auf der Bühne und zum ersten Mal überhaupt, wird die einzige Festivalteilnahme von Goethes Erben in diesem Jahr beim Festival-Mediaval vom 12. bis 14. September 2025 in Selb sein.

Nachgefragt bei…Oswald Henke
Lieblingsessen: spanische Tapas
Lieblingsmusik: Kite
Lieblingswort: Fernweh
Lieblingsort: Island
Lieblingsmoment: …eine Premiere von etwas

Mehr über Goethes Erben HIER. Der neue Song HIER. Mehr über Oswald Henke HIER. Die Songs von Erblast auf Bandcamp HIER. Interview mit Luci van Org HIER. Tickets für Chemnitz Hier. Mehr zum Festival-Mediaval HIER.

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