Maite Kelly: “Hinter dieser Positivität steckt Disziplin und viele Stunden, in denen ich einfach drangeblieben bin und nicht aufgegeben habe.”

Fotos: Philipp Herrmann
Sie singt, schreibt, tanzt – und berührt die Herzen ihres Publikums. Maite Kelly ist eine vielseitige Künstlerin. Schon als Kind stand sie mit der berühmten Kelly Family auf der Bühne und entdeckte früh ihre Liebe zur Musik. Seit 2007 geht sie ihren eigenen Weg – besonders im deutschen Schlager, wo sie mit Hits wie Sieben Leben für dich und dem Erfolgsduett Warum hast du nicht nein gesagt an der Seite von Roland Kaiser große Erfolge feierte.

2021 stürmte sie mit dem Album Hello! erstmals auf Platz 1 der Charts. Ihre aktuelle Platte heißt Nur Liebe und in wenigen Tagen beginnt die Open-Air-Tour unter dem Motto “Singen. Tanzen. Sommernacht“. Am 5. September 2025 steht sie auf der Bühne des NaturTheaters in Bad Elster.

Doch Maite Kelly ist mehr als nur eine Musikerin. Sie ist auch gefeierte Kinderbuchautorin (Die kleine Hummel Bommel) und engagiert sich als Botschafterin der Deutschen Krebshilfe für soziale Themen.

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Was sie bewegt, welche Träume sie hat und warum Liebe so ein wichtiges Wort ist, erzählt die 45-Jährige im Interview:

Ihr neues Album “Nur Liebe” ist erschienen – was ist für Sie persönlich das Herzstück dieser Platte?

Nur Liebe war der zündende Song – der Song, mit dem diese ganze Reise begonnen hat, diese kreative Schaffensreise. Jedes Album ist für mich eine Reise, auch eine Reise der Offenbarungen. Die Lieder kommen zu mir – und dieses Lied kam einfach zu mir. Ich habe das Album in einer Zeit geschaffen, in der der Krieg in der Ukraine ausbrach. Insofern ist es bis heute auch mein politischstes Lied. Erstaunlicherweise schunkeln die Menschen, wenn ich Nur Liebe live spiele. Das ist ein Bild, das ich von Anfang an vor Augen hatte: Menschen, die gegen Hass und Gewalt Arm in Arm durch die Straßen gehen. Ich glaube, der einzige Protest, den wir als Antwort geben können, ist: an der Liebe festzuhalten. Menschlichkeit zu bewahren. Eine Menschheitskette der Liebe zu sein – und zu bleiben.

Sie schreiben viele Ihrer Songs selbst – woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Ich schreibe nicht viele meiner Songs – ich schreibe alle selbst. Ich schreibe Texte aller Art, seitdem ich neun Jahre alt bin. Das Schreiben ist meine Kernberufung. Meistens beginnt es bei mir mit dem Text. Ich höre dann oft schon so etwas wie einen inneren Soundtrack dazu – eine Melodie, die sich zum Text legt. Manchmal beginnt es aber auch mit einem Bild, einem Slogan oder einer Botschaft. Meine Inspirationen ziehe ich aus meinem eigenen Leben, aber auch aus meinem Umfeld, aus Freundeskreisen. Nicht jede Geschichte, die ich schreibe, habe ich selbst erlebt. Ein gutes Beispiel ist der Song Gefühle für zwei. Darin singe ich aus der Perspektive einer Person, die zwischen zwei Menschen zerrissen ist. Für mich war das als Interpretin natürlich ein Wagnis – aber ein sehr guter Freund von mir befand sich genau in dieser
Situation. Ich wollte mich in seine Haut hineinversetzen, um das wirklich zu spüren. Auch als Autorin hat es mich gereizt, dieses kleine Shakespeare-Drama möglichst intensiv nachzuvollziehen. Der Song ist übrigens sehr beliebt – er taucht tatsächlich in vielen Playlists auf.

Ein großer Teil der Titel enthält das Wort „Liebe“ – warum?

Es ist wirklich paradox – denn ich hatte mir bei diesem Album eigentlich vorgenommen, das Wort Liebe bewusst zu umschreiben. Ich dachte, vielleicht gelingt es mir, das Thema anders zu greifen. Aber am Ende bin ich kläglich an diesem Vorhaben gescheitert – ich habe, glaube ich, noch nie ein Album geschrieben, in dem das Wort Liebe so oft im Titel vorkommt. Irgendwann habe ich mich der Liebe einfach hingegeben. Und nicht umsonst bleibt die Liebe für Dichter und Denker eines der zentralen Themen.
Ich bin der Liebe inzwischen sehr dankbar – denn durch dieses Album habe ich etwas Neues gelernt: Ich habe Liebe und Freiheit noch nie so sehr miteinander verbunden wie hier. Ich bin sehr frei aufgewachsen, in einem Hippie-Haushalt – für mich war diese Verbindung immer selbstverständlich. Aber ich habe gemerkt, dass das für viele nicht so ist. Umso wichtiger ist es, dass wir weiterhin Freiheitsdenker haben, die Liebe mit Freiheit verbinden.

Mit welchem Künstler oder welcher Künstlerin würden Sie gerne einmal ein Duett aufnehmen?

Ich bin, was diesen Wunsch angeht, eigentlich schon ein sehr erfülltes Kind. Denn ich durfte ein Duett mit Roland Kaiser aufnehmen – und ich glaube, das kann ich kaum noch toppen. Dieses Lied ist für mich wie Dinner for One – ein fester Moment im Jahr. Wenn ich mit ihm auf einer großen TV-Show oder Bühne stehe und wir dieses Lied gemeinsam mit der Welt teilen, dann ist das immer wieder besonders. Und vor allem: Es sind Momente, die bleiben – jedes Mal.

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Sie wirken immer fröhlich und gut gelaunt. Kann Ärger oder schlechte Stimmung bei Ihnen überhaupt lange anhalten?

Ich bin Schütze – und Schützen sind im Allgemeinen sehr positiv denkende Menschen. Aber natürlich werde auch ich vom Leben immer wieder aufs Neue herausgefordert und geprüft. Deshalb ist es für mich eine tägliche Entscheidung, ein positiver Mensch zu sein. Positiv zu denken, mein Team positiv auszurichten und auch meine Mitarbeiter mit dieser Haltung zu führen. Alles, was leicht wirkt, hat oft viel Arbeit im Hintergrund. Hinter dieser Positivität steckt Disziplin – und viele Stunden, in denen ich einfach drangeblieben bin und nicht aufgegeben habe. Mentales Training ist für mich wichtig – und das stärke ich vor allem durch Sport. Ich mache tatsächlich mehr Sport, als man vielleicht denkt. Man sieht es mir nicht unbedingt an, aber ich war schon immer ein sehr sportlicher Mensch.

Was bedeutet für Sie persönlich „glücklich sein“?

Zeit mit meinen Kindern und meinen Liebsten.

Haben Sie eine „mentale Toolbox“ – also bestimmte Techniken oder Rituale, die Ihnen helfen, Stress zu bewältigen?

Ja, ich habe tatsächlich ein ziemlich festes Ritual, ein kleines Programm, das ich vor jeder Show durchlaufe. Zuerst dehne ich meinen Körper – das ist wichtig, gerade wegen der Tanzeinlagen und der körperlichen Belastung auf der Bühne. Danach folgt mein Vocal Warm-up, das ich in drei Etappen aufgebaut habe. Und dann bete ich. Für jede Tour nehme ich mir ein eigenes, persönliches Gebet mit. Ich
bete dabei auch immer für das Publikum – dass jeder Einzelne auf besondere Weise beschützt wird an diesem Abend. Und ich freue mich innerlich einfach auf die Menschen. Ich wünsche mir, dass jeder spürt:
Wir tun das, was wir tun, mit ganz viel Liebe – als gesamtes Team.“

Sie sagen immer mal, dass es Ihnen wichtig ist mit Musik zu berühren. Was war das bewegendste Feedback, das Sie jemals von einem Fan bekommen haben?

Ich höre immer wieder Geschichten von Fans, die mich tief berühren – und daran gewöhnt man sich nie. Es ist und bleibt mein Wunsch, dass ein Lied, das ich schreibe, irgendwann nicht mehr mir gehört, sondern für jemand anderen zu einem Lebenslied wird. Vor Kurzem hat mir eine Frau geschrieben, dass sie bei der Geburt ihres Kindes fast gestorben wäre. Sie war bereit, ihr Leben für dieses Kind hinzugeben. Auch die Zeit nach der Operation war wohl sehr schwierig. Und sie schrieb mir, dass ein bestimmtes Lied von mir ihr geholfen hat – dass es sie immer wieder an den Mut erinnert hat, den sie an diesem Tag aufgebracht hatte. Dieses Lied habe ihr in den Tagen und Wochen danach Kraft gegeben, ihre Überzeugung immer wieder neu zu festigen. Sie hat sich bei mir bedankt – und solche Rückmeldungen sind für mich das größte Geschenk. Denn manchmal haben Lieder so viel mehr Tiefe, als man es beim Schreiben vielleicht selbst ahnt. Und wenn das passiert, dann ist das ein Wunder – für jeden Künstler, für jeden, der schreibt.

Gibt es einen persönlichen Traum, den Sie sich noch erfüllen möchten – abseits der Bühne?

Ich würde gerne mal über längere Zeit in den Bergen wandern – vielleicht zwei Wochen oder mehr. Und eigentlich würde ich dort oben auch gerne zelten. Das habe ich mir schon lange mal vorgenommen. Ich glaube, ich warte damit noch ein bisschen, bis meine Kleine größer ist. Aber ja – das kommt noch. Es ist wichtig, dass man Träume hat, auch außerhalb der Bühne.

Kennen Sie das NaturTheater in Bad Elster bzw. gab es schon Auftritte im Vogtland? Mir fällt ein, ja – einen mit der Kelly Family vor zig Jahren in Plauen auf dem Theaterplatz!?

Ja, das passiert mir tatsächlich manchmal – dass ich eine Stadt am Marktplatz erkenne. Wir haben mit der Kelly Family wirklich auf fast jedem Marktplatz in Deutschland gespielt. Das war sozusagen unser Erfolgsrezept – noch vor dem großen kommerziellen Durchbruch. Und wir waren sehr fleißig.
Diese Philosophie des Fleißes versuche ich auch heute als Künstlerin gemeinsam mit meinem Team weiterzuleben. Ich glaube, das ist am Ende des Tages ein Erfolgsrezept, auf das jeder Künstler – und eigentlich jedes Unternehmen – bauen kann.“

Was wird das Publikum erleben bei diesem Konzert?

Ganz viele Umarmungen, alle meine Hits – und eine richtig gute Zeit! Ich will, dass die Menschen für einen Abend alles vergessen dürfen, was sie belastet. Dass sie lachen, mitsingen, vielleicht auch mal eine Träne loslassen – und einfach mit einem warmen Herzen nach Hause gehen. Es wird ehrlich, emotional, kraftvoll – und garantiert mit ganz viel Liebe.

Nachgefragt bei…Maite Kelly
Lieblingsessen: Momentan ist der Gurkensalat ganz beliebt zu Hause. Wir haben alle gerade so eine Gurkensalat-Phase.
Lieblingsmusik: Momentan höre ich tatsächlich das Album von Billie Eilish rauf und runter.
Lieblingswort: Ich würde sagen: Sinnlichkeit.
Lieblingsort: Ich liebe die Berge im Salzburger Land.
Lieblingsmoment: Ich kann mich nicht nur für einen entscheiden. Die drei Geburten meiner Kinder – die drei ersten Momente, in denen ich ihnen in die Augen schauen durfte – bleiben nach wie vor die größten Momente meines Daseins.

Tickets für das Konzert in Bad Elster gibt es HIER. Alle Tourtermine HIER.

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