Noten konnte sie eher als Buchstaben lesen. Schon früh zeigte sich, dass sie eine außergewöhnliche künstlerische Begabung hatte. „Sie bereichert den Unterricht musikalisch“, stand von Anfang an im Zeugnis. Doch nur wenige wissen, wie vielseitig Luci van Org wirklich ist.
„Musik spielt schon eine Rolle in meiner Familie, aber eben Klassik. Rock war verpönt“, erinnert sie sich. 1971 in West-Berlin geboren, sang sie mit zwölf Jahren in ihrer ersten Band. Mit 16 unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag.
Ein besonderes musikalisches Empfinden
„Für mich war schon immer alles ein bisschen anders. Es klingt ungewöhnlich, aber ich sehe Geräusche.“ Diese außergewöhnliche Wahrnehmung führt sie auf ihre eingeschränkte Sehkraft zurück. Musik wurde für sie nicht nur zur Leidenschaft, sondern auch zu einer Möglichkeit, sich mit der Welt zu verbinden.
Nach dem Abitur entschied sich Luci van Org zunächst für ein Kunststudium. Ihr Vater war Bildhauer und Lehrer, und auch sie sah in der Kunstpädagogik eine mögliche Zukunft. Doch dann trat Annette Humpe in ihr Leben – und mit ihr der Song „Mädchen“, der 1993 veröffentlicht wurde.

Lucilectric: Mehr als nur ein Hit
Kaum jemand kann die Melodie von „Mädchen“ nicht sofort mitsummen. Doch wer glaubt, Lucilectric sei nur für diesen Song bekannt, täuscht sich. Schon damals bewegte sich die Band musikalisch zwischen Punk, New Wave und Gothic.
„Das war ja schon früher die Musikszene, in der ich mich wohlfühlte, und das ist über die Jahre geblieben und heute noch so“, erzählt die Künstlerin. Gerade erst hat sie beim Dark Day Festival in Berlin gespielt, einem noch jungen Gothic-Festival, das rund 300 Menschen vor die Bühne lockte. Dort traten unter anderen Janus, Markus Heitz und Ingmar auf – und natürlich sie selbst mit ihrem aktuellen Projekt Lucina Soteira. Eine Wiederholung des Festivals ist bereits in Planung, verrät sie als eine der Strippenziehenden.
Lucina Soteira: Psychedelic Wave mit Tiefgang
Anfangs wollte Luci van Org mit Lucina Soteira herausfinden, was passiert, wenn sie völlig allein Musik macht. Sie schrieb, produzierte und mixte ihre Songs selbst. Doch für die Bühne entschied sie sich, eine Band ins Boot zu holen. „Das bedeutete dann auch, alle Songs nochmal neu aufzurollen und live einzuspielen. Alles absolut analog.“
Musikalisch beschreibt sie ihr Projekt als Psychedelic Wave – ein Sound, der mystisch, hypnotisch, dunkel, punkig und dennoch eingängig ist. Besonders beeindruckend ist das Musikvideo zu “Die with My Head Held High“, das an einem legendären Ort gedreht wurde: den Ruinen des Boleskine House, dem einstigen Wohnsitz des Okkultisten Aleister Crowley. „Wir sind die einzige Band, die diese Möglichkeit hatte. Ein unglaublicher Ort“, schwärmt sie.
Das Video zur aktuellen Single “Tempel” wurde in Berlin aufgenommen. Erstmals hat die Luci van Org dabei selbst Regie geführt.
Bald geht Lucina Soteira als Support von Goethes Erben auf Tour. Am 29. März ist das beispielsweise im AJZ Talschock in Chemnitz zu erleben. Eine neue Single wird im Frühjahr veröffentlicht.
Literatur, Drehbücher und bildende Kunst
Neben der Musik ist das Schreiben eine weitere Leidenschaft. Ihr aktuelles Buch „Wir Fünf und ich und die Toten“ reiht sich in ihre zahlreichen literarischen Werke ein, die sie regelmäßig bei Lesungen präsentiert. Doch sie schreibt nicht nur Lesestoff, sondern auch bekannte Serien wie „Lena Lorenz“, „Soko Leipzig“, „WaPo Bodensee“ und „Letzte Spur Berlin“ tragen inhaltlich ihre Handschrift.
Außerdem sind in der Leipziger Galerie „Kunst liebt Mut“ immer wieder Zeichnungen und Gemälde von ihr ausgestellt und stehen zum Verkauf. Ein weiteres Feld, auf dem sie endlos kreativ ist.
Nachgefragt bei…Luci van Org
Lieblingsessen: …gut zubereiteter Tofu, aber auch Himbeeren liebe ich |
Lieblingsmusik: The Cure |
Lieblingswort: fruttivendolo (dt. Obstverkäufer) |
Lieblingsort: da wo mein Haus steht, Schottland und die Küste |
Lieblingsmoment: …auf der Bühne, wenn ich merke, dass ich abtauche |
Mehr zu Lucina Soteira HIER. Tickets für Chemnitz HIER. Luci van Org als Autorin HIER. Zur Kunst und Galerie in Leipzig HIER.
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